Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Äfflingen in die Luft, und das Rauschen des Meeres wurde von ihren schrillen Schreien durchdrungen, die sogar das Tosen der Brandung übertönten.
Thamandor starrte auf die Kreaturen am Himmel, dann richtete er den Blick auf König Keandir: »Wir dürfen nicht vergessen, dass die Zahl unserer Einhandbolzen begrenzt ist.«
Keandir nickte leicht. Ein Großteil der Besatzung auf der
»Tharnawn« bestand aus Einhandschützen, etwa hundert an der Zahl. Und auch die Zahl der begleitenden Einhandschützen der Schiffe Asagorns und Isidorns war aufgestockt worden, sodass insgesamt mehr als hundertsechzig Einhandschützen die Reise zur Insel mitmachten. Insbesondere Prinz Sandrilas hatte darauf gedrängt, waren ihm doch die verlustreichen Kämpfe auf der Insel des Augenlosen Sehers noch sehr gut in Erinnerung. Aber genauso gegenwärtig war ihm, wie effektiv sich seinerzeit Thamandor mit Hilfe der Einhandarmbrüste gegen die Ouroungour hatte verteidigen können.
Man hatte also an Bolzenmunition alles herangeschafft, was greifbar gewesen war, aber jeder Schuss war kostbar; Thamandors Manufaktur konnte die Produktion erst wieder aufnehmen, wenn die Schäden, die die Feuerwesen und Katzenkrieger angerichtet hatten, beseitigt und die erschlagenen Handwerker durch neu herangebildete Kräfte ersetzt worden waren. Darüber hinaus war auch die Herstellung des in den Bolzen enthaltenen magischen Gifts eine aufwändige Prozedur, die ihre Zeit brauchte. Die zur Verteidigung Elbenhavens zurückgelassenen Einheiten des Elbenheers litten nun unter einer akuten Bolzenknappheit, die durch Lieferungen aus anderen Burgen ausgeglichen werden musste; aber auch das bedeutete letztlich nur die Verteilung eines Mangels.
»Wir können von Glück sagen, dass unser Gegner offenbar nichts davon ahnt, wie knapp die Munition unserer wichtigsten Waffe ist«, äußerte Siranodir mit den zwei Schwertern. »Oder aber er ist einfach nicht in der Lage, so schnell ein weiteres Heer von Schattenkreaturen in die diesseitige Welt zu schicken.«
Prinz Sandrilas beobachtete mit großem Unbehagen die Ansammlungen der geflügelten Äfflinge am Himmel Naranduins. Er hatte eine wesentlich pessimistischere Einschätzung als Siranodir: »Wer mag schon wissen, welche Teufelei Xaror gerade plant, welche Kontingente von grauenerregenden, dämonischen Kreaturen sich gerade darauf vorbereiten, den Limbus zu verlassen, um über uns herzufallen, so wie es die Katzenkrieger auf ihren Fiedertieren schon vorgemacht haben.«
Ein stilles Lächeln umspielte in diesen Momenten die sonst eher harten und zerfurchten Züge Lirandils des Fährtensuchers, und Sandrilas, der das unbestimmte Gefühl hatte, den Anlass für dieses Lächeln gegeben zu haben, fragte leicht ungehalten:
»Was erheitert Euch so, werter Lirandil?«
»Es ist schon eigenartig, dass es sich ausgerechnet in Eurem Sprachgebrauch manifestiert, werter Prinz…«
»Wovon sprecht Ihr?«
»Davon, dass die Rhagar nicht nur in einigen Herzogtümern unseres Reiches siedeln, sondern längst auch in der Sprache Elbianas, und dies wohlgemerkt auch bei einem Athranor-Geborenen wie Euch. Denn in metaphorischer Weise von einer Teufelei zu sprechen ist nun wirklich sehr menschlich. Oder habt ihr den Teufel etwa nicht nur auf sprachlicher Ebene verinnerlicht?«
Eine düstere, übersinnliche Gestalt namens Teufel, eine Art bösartiger Götze, spielte sowohl im Sonnenkult als auch in der inzwischen weitgehend verdrängten Religion des Mondgottes eine nicht unbedeutende Rolle. Und nicht nur bei den Rhagar-Menschen war die Furcht vor diesem Schlimmsten aller bösen Götter verbreitet, sondern auch bei den Tagoräern. Für die Elben hingegen war die Vorstellung, es könne einen oder gar mehrere Teufel geben, bisher fremd gewesen; auch wenn man den Maladran verschiedene üble Eigenschaften nachsagte, so sahen die elbischen Schamanen in ihnen doch eher bedauernswerte Seelen und weniger die Diener von Boshaftigkeit, Grausamkeit und Niedertracht.
Prinz Sandrilas verzog mürrisch das Gesicht. »Es ist lange her, dass mir ein Mensch aus Athranor im Kampf das rechte Auge nahm, und meine grundsätzliche Abneigung gegen die Menschen hat daher im Laufe der Zeitalter etwas nachgelassen«, erwiderte er. »Vielleicht fließen deshalb Bruchstücke ihrer Sprache auch in meinen Wortschatz ein. In vielen Jahrhunderten der mehr oder zumeist weniger friedlichen Koexistenz lässt sich dies nicht vermeiden, und auch wenn ich alt sein mag, so bedeutet
Weitere Kostenlose Bücher