Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
war porös und zerbröselte, als Lirandil weiter in den Stamm bohrte.
»Hier ist nichts lebendig«, stellte er fest. »Abgesehen von den monströsen Blättern und Stauden sowie einigen Rankpflanzen, die alles überwuchern und ersticken.«
»Dunkle Magie ist hier am Werk«, stellte Keandir fest.
Lirandil nickte. »Zu diesem Schluss bin ich auch gekommen.«
»Ein Zentrum finsterer Kräfte muss hier ganz in der Nähe liegen«, war Keandir überzeugt.
»Ich fürchte, wir werden hier noch so manch unangenehme Überraschung erleben«, murmelte Prinz Sandrilas, der hinzugekommen war.
Die Elben bahnten sich auf breiter Front den Weg durch das morsche Unterholz dieses vollkommen leblosen Waldes. Die größte Gefahr ging dabei von Bäumen aus, die bereits so verfault und morsch waren, dass sie plötzlich umknickten.
Dann senste der Stamm durch den Wald, krachte gegen andere Stämme, die er zersplittern ließ, und riss sie mit sich.
Schneisen der Verwüstung entstanden; die Elben mussten sehr aufpassen, nicht unter einem der umstürzenden Bäume zerquetscht oder von umherwirbelnden Trümmern getroffen zu werden.
»Ich frage mich, weshalb die Äfflinge uns nicht angegriffen haben«, sagte Sandrilas irgendwann, wie immer misstrauisch.
»Vielleicht erinnern sie sich noch daran, wie es ihnen im Kampf gegen uns ergangen ist«, glaubte Thamandor, der sein Schwert Leichter Tod, das aus einem besonders leichten Stahl geschmiedet war, dazu benutzte, einen Weg zu bahnen. Immer wieder sauste der Leichte Tod durch die Luft und schnitt durch die Barrieren aus ineinander verhakten Schlingpflanzen und Unterholz.
»Nein, die Lebensspanne der Ouroungour dürfte die der Rhagar kaum übersteigen, vielleicht ist sie sogar geringer«, widersprach Lirandil. »Von jenen, die uns damals begegneten, lebt heute niemand mehr. Und ich glaube auch nicht, dass ihr Sprachvermögen dazu ausreicht, die Geschichte über uns an den Lagerfeuern zu erzählen und so von Generation zu Generation weiterzugeben.«
»Damals schienen sie mir aber dennoch sehr raffiniert und nach Plan vorzugehen«, sagte Keandir. »Und das gibt mir Anlass zu größter Sorge.«
»Und in welche Richtung gehen Eure Sorgen, mein König?«, fragte Lirandil.
»Ich denke, dass sie unter dem Befehl Xarors stehen.
Vielleicht sogar auf eine viel direktere Weise, als wir uns bisher vorgestellt haben.«
»Und was, wenn es nicht Xaror ist, der ihnen gebietet?«, fragte Sandrilas. Keandir wusste sofort, worauf der uralte, noch in Athranor geborene Elbenprinz abzielte.
Die beiden Männer wechselten einen kurzen Blick. »Dass es mein Sohn sein könnte, dessen dunkle Macht ich auf dieser Insel spüre, darüber möchte ich nicht einmal nachdenken«, sagte Keandir. Aber dass diese Möglichkeit bestand, ließ sich nicht von der Hand weisen. Die Kräfte der Finsternis waren ausgesprochen stark in Magolas, und stark waren auch seine magischen Fähigkeiten. Natürlich waren sie mit denen Xarors nicht zu vergleichen, aber vielleicht reichten sie, um ein paar Äfflinge zu Mördern zu machen.
Plötzlich tauchten mehrere Dutzend der Geflügelten in den Baumkronen auf. Sie trugen Bündel bei sich; die hatten sie aus den Riesenblättern geformt, die wie ein letztes Aufbäumen der Lebendigkeit aus den innerlich abgestorbenen Bäumen heraustrieben. Die schrillen Schreie der Ouroungour betäubten jedes Elbengehör. Dann öffneten die Äfflinge die Bündel. Eine breiige, zähflüssige schwarze Masse, die von ihrer Konsistenz Ähnlichkeit mit Pech hatte, tropfte in dicken Fladen aus den Bündeln, und wo immer diese Substanz aufkam, zischte es, und der Gestank nach Fäulnis und Verwesung breitete sich aus, ein Gestank, der so widerlich war, dass es den Elben schier den Atem raubte. Beißende Dämpfe stiegen auf.
Eine dieser Ladungen traf Hauptmann Yintaril. Die Wirkung war ähnlich wie bei dem magischen Gift, das Thamandor für die Bolzen der Einhandarmbrüste zu verwenden pflegte. So schwarz, als bestünde sie aus purer, verflüssigter Finsternis brannte sich die zähflüssige Substanz zischend in den Körper und zersetzte ihn. Yintaril schrie. Kriegsheiler Eónatorn, der in seiner Nähe stand, versuchte die Wirkung dieser fremden Magie sofort mit einer Heilformel abzuschwächen, doch es gelang ihm nicht. Von Hauptmann Yintaril blieb nichts weiter als ein amorpher schwarzer Klumpen. Die pechähnliche Substanz, die seinen Körper zersetzt hatte, löste selbst Kleidung und Waffen auf.
Ein wohlig
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