Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
sie von diesem Dasein zu erlösen.«
»Erlösen?«, fragte Magolas. »Das ist ein Wort, das einen seltsamen Beiklang hat, wenn du es äußerst.« Endlich drehte sich Magolas wieder um. Er hatte verstanden. »Was muss ich tun?«, fragte er.
»Also bist du endlich wieder zur Vernunft gekommen, Sklave«, meinte Xaror. »Es gibt da in der Tat ein paar Dinge, die du tun könntest. Ich hingegen habe nie gesagt, dass ich Larana vernichten will. Und wie lange ich sie leiden lasse, hängt ganz von dir ab.«
»Ich verstehe«, murmelte Magolas. Der Großkönig musste sich sehr zusammenreißen, um nicht einfach loszupoltern.
Aber da war nichts Greifbares, auf das er sich hätte stürzen können. Kein Monstrum, dem er nur den Kopf hätte abschlagen müssen, um es zu töten.
»Die Stunde, da die Schattenheere aus dem Limbus die Welt betreten, ist nahe. Du wirst sie nach Norden führen und jenes dilettantische Bauwerk überwinden, das von Rhagar und Elben gleichermaßen als Aratanische Mauer bezeichnet wird. Lass diese Mauer schleifen!«
Das bedeutete Krieg gegen seinen Vater, durchfuhr es Magolas. Aber hatte er nicht immer gewusst, dass es eines Tages so weit kommen würde? Der Krieg hatte in Wahrheit längst begonnen, schon als Xaror die Armada der Fiedertiere mit ihren katzenartigen Reitern den Elbenturm hatte angreifen lassen.
»Wenn du es nicht tust, wird ein anderer diese Aufgabe übernehmen«, sagte Xaror. »Ich gebe zu, es wird schwierig sein, jemanden mit deiner Begabung zu finden, aber du bist nicht unersetzlich, Sklave.«
Magolas ballte die Hände zu Fäusten, sein Gesicht verzog sich vor Grimm, und nur mit größter Überwindung brachte er hervor: »Ich werde tun, was du verlangst, Xaror. Für Larana.«
»Gut«, sagte der Herrscher des Dunklen Reichs. »Aber es gibt etwas, was du zuvor noch erledigen musst, Sklave.«
»Und das wäre?«
»Töte deinen Bruder.«
Die Worte trafen Magolas wie Schläge, und er taumelte vor Entsetzen einen Schritt zurück. »Wie bitte? Ich…«
»Du hast ihn doch schon einmal töten lassen.«
»Das ist zwar richtig, aber…«
»Er ist auf dem Weg hierher, Sklave. Du wirst nichts weiter tun müssen, als ihn zu erwarten. Lange kann es nicht dauern.
Ich spüre, dass dein Bruder mittlerweile die Zwischenwelten für seine Reisen nutzt, so wie es auch der Axtherrscher tat.
Leider macht es dieser Umstand etwas schwieriger zu erkennen, wohin er Daron und Sarwen gebracht hat. Aber warten wir ab, vielleicht werde ich sie schon bald finden.«
Magolas zögerte. Andir und er waren nun wirklich nicht mehr die besten Freunde, und einmal hatte Magolas seinen Tod bereits befohlen. Was machte es für einen Unterschied, ob man einen Assassinen anheuerte oder selbst das Schwert führte, wenn man Blut vergießen wollte? Die fanatischen Mörder seines Assassinen-Ordens waren schließlich auch nichts weiter als eine Waffe, so wie sein Schwert.
Er legte die Hand um den Griff seiner namenlosen Klinge und sagte: »Also wird dieses Schwert doch den Namen Elbentöter erhalten!«
Tagelang wartete Magolas im Tempel. Manchmal ging er hinaus ins Freie und sprach mit einigen der inzwischen mehr als zweihundert Zweihörnigen, die das Gebäude mit den sechs Türmen bewachten. Seine eigenen Männer mussten in einem Abstand von einer Meile kampieren, und Magolas ging nicht zu ihnen. Er musste in der Nähe des Tempels bleiben, denn dort würde früher oder später Andir auftauchen. Xaror hatte dies prophezeit, und Magolas wusste, dass der Herrscher des Dunklen Reichs einen weiter reichenden Blick auf die Schicksalslinien hatte als er selbst. So war auch Magolas davon überzeugt, dass Andir kommen würde. Er hatte die Kinder zu sich genommen und sie vermutlich an einem Ort versteckt, den er auf irgendeine Weise magisch abgeschirmt hatte, sodass es sehr schwer sein würde, sie aufzuspüren. Aber andererseits musste Andir damit rechnen, dass Xaror genau dies versuchen und irgendwann auch schaffen würde. Also musste er seinen nächsten Schlag gegen Xaror recht bald führen. Manchmal glaubte Magolas, die Nähe seines Bruders zu spüren, aber dieser schien sich sehr gut in der Gewalt zu haben; da war kein unbedachter, zu intensiver Gedanke, der ihn vielleicht ungewollt mit Magolas verbunden hätte.
Schließlich verließ Magolas den Tempel nicht mehr. Als Elb war es für ihn keine Schwierigkeit, längere Zeit ohne Nahrung auszukommen, und seine Magie erlaubte es ihm ohnehin, neue Kraft auch auf andere Art und Weise
Weitere Kostenlose Bücher