Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Seele im Mondlicht erblicken.«
    Ruwens Herz raste wie wild. »Du lebst?«, flüsterte sie. »Oder bilde ich mir nur etwas ein vor lauter Sehnsucht nach dir?«
    Ein Geräusch drang in ihr Bewusstsein, und Ruwen zuckte zusammen. Ein Schatten tauchte hinter ihr auf. Sie hatte die Gestalt nicht bemerkt, hatte weder Schritte auf den Treppen des Turms vernommen noch das Atmen einer Elbenlunge. Zu sehr war sie in ihre Gedanken vertieft gewesen.
    »Es war nicht meine Absicht, Euch zu erschrecken, meine Königin«, sagte eine Stimme, in deren Klang eine Note mitschwang, die Ruwen beunruhigte. Die Gestalt trat vor, und das Mondlicht ließ die Kristallaugen von Hauptmann Rhiagon schimmern.
    »Ach, Ihr seid es, Hauptmann. Ich hoffe, Ihr habt nicht mit angehört, wie ich in törichter Weise mit mir selbst sprach.«
    »Die Trauer würde jede elbische Seele an Eurer Stelle umbringen«, sagte Rhiagon.
    Ruwen atmete tief durch. »Ich dachte im ersten Moment schon, dass Xaror irgendeine böse Schattenkreatur nach Elbenhaven gesandt hat, die ihm als Meuchelmörder dient.
    Was könnte ihn daran hindern? Und wer kann sagen, ob nicht doch der eine oder andere Katzenkrieger den Absturz seines Fiedertiers während der Schlacht um den Elbenturm überlebte und sie sich nun im Schutze der Nacht in unsere Stadt schleichen?«
    »Ihr scheint mir eine Meisterin darin, Euch selbst Schrecknisse auszumalen.«
    »Vielleicht tue ich dies, um mich von jenen Schrecknissen, die mich in Wahrheit bedrängen, abzulenken«, räumte die Königin ein.
    »So wird es sein«, murmelte Rhiagon.
    »Doch manchmal glaube ich, dass sich auch in eingebildeten Schrecken Ahnungen verbergen…«
    »Auch das halte ich nicht für ausgeschlossen, meine Königin.« Die Stimme des Hauptmanns hatte auf einmal einen eisigen Klang.
    Er trat auf die Königin zu, und ehe sich Ruwen versah, packte er sie und hob sie mit seinen gestählten Armen empor.
    Seine Kraft war enorm. Er schleuderte sie über die Zinnen des Turms.
    Ihr Schrei verhallte in der Nacht, und wenig später hörte man etwas schwer auf das Pflaster des Burghofs schlagen.
    Rhiagon blickte über die Zinnen in die Tiefe.
    Regungslos und seltsam verrenkt lag der Leib der Königin da, und eine große Blutlache bildete sich um ihren Kopf herum.
    Wer immer sie fand, würde glauben, Ruwen wäre dem Lebensüberdruss erlegen, der sie nach dem Tode Keandirs so plötzlich befallen hatte. Niemand würde daran zweifeln, denn schließlich waren viele im Audienzsaal Zeuge ihrer Verzweiflung geworden.
    Was hatte er nur getan? Rhiagon hatte plötzlich ein Gefühl, als lägen ihm Mühlsteine im Magen. Auch ihn erfasste Verzweiflung. Eine Art von Verzweiflung, die so heftig in ihm wütete, dass sie ihm die Seele zu zerreißen drohte.
    Im Morgengrauen erreichte die »Tharnawn« ihre Anlegestelle am Kai von Elbenhaven. Als der König über das Fallreep an Land schritt, spürte er das Unheil, das über der ganzen Stadt zu liegen schien. Während der Fahrt hatte er Ruwens Gedanken vernommen, die dann allerdings plötzlich abgerissen waren.
    Ein Bild stand Keandir vor Augen, das er nicht vergessen konnte: ein Gesicht mit Kristallaugen, die das Mondlicht schimmern ließ, sodass sie von innen heraus zu leuchten schienen. Keandir erkannte dieses Gesicht im ersten Moment wegen der äußerst fremdartigen Augen nicht wieder, dann begriff er, dass es jener Hauptmann war, dem die magischen Raben in der Nähe des Elbenturms die Augen ausgehackt hatten.
    Aber was mochte dieses durch die Kristallaugen so sehr veränderte Gesicht mit dem Abbruch der geistigen Verbindung zu Ruwen zu tun haben?
    Düstere Ahnungen hatten den König schon gequält, als die
    »Tharnawn« noch weit draußen auf See gewesen war. Darum hatte er zusätzliche Segel setzen und die Fahrt durch die Beschwörung einfacher Windgeister beschleunigen lassen.
    Admiral Ithrondyr schritt ihm am Kai entgegen. Des Königs Blick schweifte umher und suchte nach Ruwen, doch er konnte sie nirgends entdecken.
    »Was ist geschehen?«, verlangte er zu wissen. »Wo ist meine Gemahlin?«
    Andir trat neben seinen Vater. Das Gesicht des Elbenmagiers verfinsterte sich.
    »Es hieß, dass Ihr nach Eldrana gegangen wärt«, sagte Admiral Ithrondyr zu seinem König. »Was für ein Glück, dass dies nicht der Wahrheit entsprach und Ihr anscheinend wohlauf seid.«
    »Ruwen!« rief Keandir.
    »Sie starb heute Nacht«, berichtete der Admiral. »Der Kummer über Euren Tod hat sie vom Nordturm springen

Weitere Kostenlose Bücher