Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
zerfetzen zu können und sein Blut zu trinken.
Ich hasse dich, Magolas!
Als ihn dieser Gedanke zum ersten Mal erreichte, war er dem Großkönig sogar ein Trost, denn schließlich war er auf diese Weise immerhin mit seiner großen Liebe geistig verbunden, auch wenn es ihn hinterher in Phasen tiefster Verzweiflung stürzte.
Manchmal hörte der Großkönig von seinem Balkon aus auch die Schreie jener Unglücklichen, die Larana zum Opfer fielen und deren Blut sie trank, wenn sie in die dunklen Gassen und Hinterhöfe Aratanias niederging.
Sie sterben statt deiner!
Das war einer der Gedanken, die Magolas wahrnahm, als er in ihren hasserfüllten Geist drang.
Nacht für Nacht stand Magolas auf einem der Palastbalkone und versuchte auf diese Weise seiner großen Liebe nahe zu sein.
Eines Nachts, bei zunehmendem Mond, war der Schatten jenes Monstrums, zu dem Larana geworden war, deutlicher zu sehen. Für die Schreie jener bemitleidenswerten Rhagar, von deren Blut sich Larana ernährte, verschloss der Großkönig seine Ohren und sein Herz.
In jener Nacht kam Larana auch näher an die Burg heran, und Magolas hatte den Eindruck, dass sie in gewisser Weise von ihm angezogen wurde, sie sich ihrem ehemaligen Geliebten aber auch nicht zu sehr nähern wollte. Vielleicht, weil ein kleiner Teil ihrer Seele noch existierte, ein Teil, der Magolas noch immer liebte, statt ihn zu hassen, und der verhindern wollte, dass sie auch sein Blut trank.
Zwei Nächte später ließ sich das Ungetüm sogar auf dem Dach eines benachbarten Palastgebäudes nieder und kauerte dort stundenlang bis in die frühen Morgenstunden, dann erhob sich das Schattenwesen und verschwand. Wenig später vernahm Magolas den erstickten Schrei eines obdachlosen Bettlers, an dessen Blut sich das Monstrum gütlich tat, ehe es sich für die Dauer des Tages vor den Augen der Rhagar verbarg.
Vielleicht war es besser, wenn er bei mondhellen Nächten nicht mehr hinaus auf einen der Balkone trat. Aber er konnte dem Drang, Larana nahe zu sein, nicht widerstehen, trotz allem, was sie beide im Augenblick trennte.
In einer der folgenden Nächte geschah es dann, dass sie kaum drei Schritt von Magolas entfernt landete, auf der Brüstung des Balkons. Dort hockte sie wie eine Fledermaus, die Flügel zusammengefaltet, und Magolas sah, dass ihr Fell unterhalb des Mauls mit getrocknetem Blut besudelt war.
Ein zischender Laut und aasiger Atem drangen zu Magolas herüber. Ihre Augen funkelten so hasserfüllt, wie der Großkönig es nie zuvor bei einer anderen Kreatur gesehen hatte, nicht mal bei den Schattenkriegern des Xaror.
Magolas starrte sie an und konnte nicht fassen, was aus jener Frau geworden war, die seine Gefährtin gewesen war, seine Geliebte und die Mutter seiner Kinder.
Dann geschah es – mit einem durchdringenden, hasserfüllten Schrei stürzte sich Larana plötzlich auf ihn. Er wich zurück, zog sein Schwert. Das Monstrum verharrte im letzten Moment, schwebte mit schlagenden Flügeln dicht über dem Balkon, auf dem er stand. Geifer rann an den riesenhaften Reißzähnen hinab und troff zu Boden.
»Zwing mich nicht, dich zu töten!«, rief Magolas – und er selbst empfand den Klang seiner Stimme bei diesen Worten als entsetzlich schwach.
Knurrend flatterte Larana ein Stück näher. Ihre krallenbewehrten Pranken hoben sich, dann stockte sie, so als wäre da etwas in ihr, das sie doch noch daran zu hindern suchte, den geliebten Gemahl zu zerfleischen. Vielleicht eine Ahnung jener Liebe, die sich in Laranas Seele auf so grausame Weise ins Gegenteil verkehrt hatte.
Magolas sprach ihren Namen aus. »Larana!« Innerlich krampfte sich alles in ihm zusammen. Seine Dankbarkeit gegenüber Xaror verwandelte sich in puren Hass. War es das, was der Herrscher des Dunklen Reichs wollte? Dieser Gedanke durchfuhr ihn mit einer Intensität, dass er fürchten musste, Xaror würde ihn vielleicht registrieren. Aber das war Magolas in diesem Moment gleichgültig.
Zwei Wachen aus den Reihen der Norischen Garde stürzten auf den Balkon. Sie hatten den Schrei Laranas gehört und waren dadurch alarmiert worden. Mit Schwert und Einhandarmbrust bewaffnet, traten sie dem Monstrum entgegen, gerade als es sich doch noch auf Magolas stürzen wollte.
Die erste Wache packte Larana mit ihren Pranken und schleuderte sie über die Brüstung des Balkons. Schreiend stürzte der Mann in die Tiefe, während sich noch ein Schuss von seiner Einhandarmbrust löste; der Bolzen fuhr dicht an Larana vorbei
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