Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Lächeln, in dem Spott, Zorn und seelischer Schmerz eine eigenartige Mischung eingingen. »Bestell deinem Herrn, dass ich seine grausamen Scherze leid bin.«
»Es ist kein Scherz, und ich weiß nicht, warum du es als Grausamkeit bezeichnest, dass Xaror deinem verräterischen Weib abermals das Leben schenkte.«
»Er mag mich undankbar nennen. Aber auch das ist mir gleichgültig geworden – so wie alles andere auch!«
Der Vierhörnige trat auf Magolas zu. »Xaror weiß, dass dies nicht wahr ist.«
»Dann weiß Xaror mehr über mich als ich selbst.«
»Das war von Anfang an so, Magolas, und es verwundert deinen Herrn, dass dir dies erst jetzt bewusst wird.«
»Was du nicht sagst…«
»Aber Xaror sieht auch, dass du vor seelischem Schmerz den Verstand zu verlieren drohst, und da er dich als seinen Diener braucht, ist er gewillt, dir zu helfen und Gnade walten zu lassen.«
Magolas’ Gesicht gefror zur eisigen Maske. »Er mag mir verzeihen, dass ich im Moment nicht so recht in der Lage bin, meiner Freude den angemessenen Ausdruck zu verleihen.«
Seine Stimme war leise, kaum mehr als ein Wispern. Er fühlte sich nur noch wie ein Schatten seiner selbst.
Er war zum Spielball seines eigenen Schicksals geworden.
Wann war das geschehen? In dem Moment, da er den Tempel der Sechs Türme betrat und Xarors Sklave wurde? Oder schon in jenem Augenblick, als Larana mit ihrem Vater über das Fallreep ihres Schiffes an Land gekommen war, nachdem es am Kai von Elbenhaven angelegt hatte, und er ihrer anmutigen Gestalt zum ersten Mal ansichtig geworden war?
»Sammle das Heer der Rhagar!«, forderte Hakin. »Und schließe es dem Heer der Limbus-Geschöpfe an. Dein Genius als Feldherr ist unbestritten, und du weißt am ehesten, wie die Aratanische Mauer zu überwinden ist. Wenn du das Elbenheer besiegst, wird Xaror dein geliebtes Weib in das zurückverwandeln, was sie einst war, und ihr Hass, der dir entgegenschlug, wird sich wieder in Liebe verwandeln.«
»Eine leere Versprechung!«, entgegnete Magolas, diesmal laut und zornig. »Xaror mag seinen Krieg allein führen!«
»Dies meinst du nicht wirklich«, erwiderte Hakin. »Und auch Xaror weiß das. Wie du eben erst erkannt hast: Mein Herr kennt dich besser als du dich selbst. Er weiß, dass du die Hoffnung nicht aufgegeben hast, und das, was hier geschehen ist, hat es ihm noch einmal deutlich gezeigt.«
»Vielleicht überschätzt dein Herr aber auch seine Fähigkeiten im Hinblick auf die Interpretation meiner Seelenzustände!«
»Er ist auch dein Herr«, erinnerte Hakin. »Und er weiß, dass du letztlich tun wirst, was er sagt, weil dir Larana alles bedeutet.«
Magolas atmete tief durch. »Er kennt mich wahrlich gut, dein Herr…«, murmelte er.
Dann drehte er sich um und ging zurück in das Palastgebäude, wobei er über den Norier, den er erschlagen hatte, hinwegstieg, ohne ihn eines Blickes zu würdigen oder gar seines Schicksals zu gedenken.
Larana aber ward von jener Nacht an nicht mehr über den Dächern Aratanias gesehen. Sie irrte als böse, dämonenhafte Kreatur durch den Norden des aratanischen Landes, ernährte sich des Nachts von rhagaräischem Blut und grub sich am Tag in den Boden ein wie ein Nagetier der Steppe. Sie folgte einer Spur, obgleich sie nur schwach zu erspüren war – mit Sinnen, die ihr in ihrem Rhagar-Leben gar nicht zur Verfügung gestanden hatten. Der pure tierhafte Instinkt beherrschte sie, und dieser Instinkt ließ sie nach ihren Kindern suchen.
Nach Kindern, die als Zeichen einer großen Liebe geboren worden waren. Einer Liebe, die in Hass verwandelt worden war.
Wenn Larana sich tagsüber in ihre Erdhöhle bettete, träumte sie davon, das Blut ihrer Kinder zu trinken.
12
ELBENDÄMMERUNG
Das Totenfeuer der Königin in Elbenhaven war gerade erloschen, der Rauch kaum verweht, da drangen beunruhigende Nachrichten aus Elbara an den Hof, die Herzog Branagorn umgehend veranlassten, in sein Herzogtum zurückzukehren. Er ging sofort mit seinem Gefolge an Bord seines Schiffes und sagte zum Abschied zu König Keandir:
»Ich bin mir gewiss, dass wir uns bald wiedersehen werden –
wenn Ihr uns in die Schlacht führt, mein König.«
»Ja, das fürchte ich auch«, erwiderte Keandir.
»Hoffen wir nur, dass es nicht die letzte Schlacht der Elben sein wird – denn das, was man aus Aratan zu hören bekommt, ist so grauenerregend, dass es einem die Sprache verschlägt.«
Boten und Spione meldeten gewaltige Heere von Kreaturen, die aus einem
Weitere Kostenlose Bücher