Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
verborgenen Reich des Chaos und der Gewalt stammen mussten: Stierkrieger, käferartige Geschöpfe und Riesenskorpione, dazu eine weitere Luftarmada aus Fiedertieren und ihren katzengesichtigen Besatzungen.
Gegenwärtig vertrieben sich Letztere noch die Langeweile damit, in ihrem Heerlager ihre Flammengeister gegeneinander kämpfen zu lassen. Doch einige Verbände dieser Armee des Schreckens waren bereits nördlich von Cadd gesehen worden.
Noch hatte es keinen Befehl zum Angriff gegeben. Der Herrscher des Dunklen Reichs wollte das Risiko, erneut eine Niederlage einstecken zu müssen, nicht eingehen, indem er nur einen Teil seines Heers ausschickte, so wie es in der Schlacht am Elbenturm geschehen war. Doch wenn die gewaltige Armee, die sich in Aratan sammelte, erst komplett war, würde es für die Elben kaum noch Hoffnung geben.
Zu den endlosen Kolonnen der Schattenkrieger kam noch das gewaltige Heer des Magolasischen Reichs. Riesenechsen aus Karanor wurden herbeigetrieben, und in den Werkstätten und Waffenschmieden rund um die Hauptstadt herrschte Hochkonjunktur. Bald gab es keinen Nagel mehr auf dem freien Markt zu erwerben, denn sie wurden alle für den Bau weiterer Katapulte gebraucht, deren Geschosse die Aratanische Mauer zum Einsturz bringen sollten. Das, was der Eisenfürst Comrrm nicht geschafft hatte, sollte von einem Elben in verzweifelter Schicksalslage vollbracht werden.
Es war eine bittere Ironie, dass es ausgerechnet Keandirs Sohn war, der diese Armee des Grauens gegen das Elbenreich anführen sollte. Keandir versuchte immer wieder, eine geistige Verbindung zu Magolas herzustellen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Sein Sohn hatte sich innerlich verschlossen, so schien es dem Elbenkönig.
Allerdings war sich Keandir sicher, dass Magolas vom Tod Ruwens erfahren hatte. Schließlich standen dem Großkönig ja auch die Mittel der Magie zur Verfügung, um dergleichen gewahr zu werden. Und Keandir glaubte zudem, dass die geistige Verbindung zwischen Magolas und seiner Mutter trotz aller Zerwürfnisse stark genug gewesen war, dass er ihren Tod unmittelbar gespürt hatte.
Keandir sprach mit der Heilerin Nathranwen darüber. Diese vertrat allerdings eine andere Ansicht. »Es ist durchaus möglich, dass Magolas inzwischen alle inneren Bande zur Elbenheit gelöst hat.«
»Ihr glaubt, das könnte tatsächlich sein? Aber Ruwen war seine Mutter!«
»Und Ihr seid sein Vater und könnt dennoch nicht mit ihm in Kontakt treten.« Nathranwen zuckte mit den Schultern. »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, es ist nur eine Vermutung.
Aber ich habe ihn während der Zeit erlebt, als seine Kinder geboren wurden. Und schon damals schien es mir, als hätte er sich gänzlich von seinem Volk abgewandt und auch von seiner Familie…«
Die Tage gingen ins Land, und über Brieftauben und Handelsschiffe drangen immer beängstigendere Nachrichten aus dem Süden. Angeblich erzitterte der Boden Aratans unter dem Marschtritt von ungezählten Stierkriegern, und die Fiedertiere der Katzenkrieger patrouillierten mit ihren blutgierigen Mannschaften auf dem Rücken über dem Gebiet zwischen Cadd und den Höhenzügen von Hocherde.
Die Lage des Elbenreichs wurde im Kronrat erörtert, und Keandir, der nach dem Tode Ruwens von tiefer Trauer erfasst worden war, sah sich gezwungen, Stärke zu zeigen und Zuversicht zu verbreiten angesichts einer Lage, die schier hoffnungslos war.
Thamandor war damit beschäftigt, aus den von Naranduin mitgebrachten Steinen des Magischen Feuers Steingewürz herzustellen, mit dem die beiden existierenden Flammenspeere bestückt werden konnten; eine dieser Waffen war noch nie benutzt worden, und es musste sich erst zeigen, ob sie tatsächlich voll funktionsfähig war. Gleichzeitig wurde mit Hochdruck am Wiederaufbau der Manufaktur gearbeitet. Aber es würde Jahre dauern, ehe die Produktion dort wieder richtig anlaufen konnte. Und die Herstellung eines Flammenspeers war ohnehin eine hohe Kunst, sodass mit der Aufstellung einer kompletten Kompanie von Flammenspeerschützen nicht vor Ablauf eines Jahrhunderts zu rechnen war, und dies auch nur unter Aufbietung aller Kräfte sowie des Einsatzes von Thamandors gesamter Erfindungsgabe für die Entwicklung eines effizienteren Herstellungsprozesses.
Natürlich blieb der Wiederaufbau der Manufaktur eine Notwendigkeit ersten Ranges, aber wenn sich die Dinge im Magolasischen Reich so weiterentwickelten wie bisher, war von dort keine Rettung zu erwarten.
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