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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schaudern angesichts jener Mächte, mit denen ihr über die Maßen verehrter Herrscher und König der Könige offenbar im Bunde stand. Und einigen der hartgesottenen Söldner, die in Dutzenden von Feldzügen mitgeholfen hatten, das Magolasische Reich weiter auszudehnen, erschien auf einmal die Frage weder frevelhaft noch absurd, ob der angebliche Sohn des Sonnengottes nicht vielleicht in Wahrheit ein Sohn der Finsternis war.
    Blasen bildeten sich an der Oberfläche der pechschwarzen Finsternis, die wie eine Lache aus einem zähflüssigen, teerähnlichen Material aussah. Sie zerplatzten und gaben schwarzen Rauch frei, der in der Haupthalle des Tempels emporstieg. Obgleich kein Luftzug zu spüren war und auch niemand die Tore des Tempels geöffnet hatte, begannen die Schädel unter der Decke und das Knochenmobile zu tanzen.
    Dann sammelte sich die Wolke aus Finsternis über dem Altar. Die darauf liegenden Artefakte erzitterten, einige rutschten vom Altar und fielen zu Boden. Ein goldener, dreiäugiger und mit Brillanten besetzter Stierschädel schwebte empor und warf dabei die beiden Zauberstäbe des Xaror zur Seite. Um ein Haar wäre der dunkle Stab in den Schlund aus purer Finsternis gefallen, der vor dem Altar gähnte.
    Der Stierschädel war ein Artefakt, das Magolas bei der Eroberung des von den Tagoräern besiedelten Landes Soria aus dem Zentralheiligtum der Hauptstadt geraubt hatte. Die Soruaner verehrten einen Stiergott, der früher auch im Süden der Südwestlande großen Zulauf gehabt hatte, bis man diesen Kult verboten und einzig und allein den Glauben an den Sonnengott zugelassen hatte.
    Aber das Artefakt hatte sich im Laufe von Jahrhunderten mit einer Menge magischer Kraft aufgeladen, die groß genug war, um zumindest das Gefühl der Ohnmacht zu vertreiben, das Xaror seit den Ereignissen am Elbenturm plagte.
    Das mit Edelsteinen kunstvoll besetzte Stück fiel in den finsteren Schlund. Es platschte, als handelte es sich um Schlamm, das Artefakt versank, und Xaror fühlte sich daraufhin besser und stärker, seine Gedanken wurden klarer.
    Er musste mehr über seine Feinde erfahren. Das, was er Magolas’ Geist hatte entnehmen können, hatte nicht ausgereicht, um die schmerzliche Niederlage am Elbenturm zu verhindern.
    Da war eine feindliche Seele gewesen, die die Dreistigkeit gehabt hatte, sich gedanklich und klammheimlich in den Tempel zu schleichen, als Magolas ihn das letzte Mal aufgesucht hatte. Die Seele eines Elben, der für Xarors Schicksalslinie genauso gefährlich werden konnte wie König Keandir – Andir, der mächtigste Magier der Elbenheit!
    Xaror hatte die Präsenz des Magiers gespürt – und vor allem die Bedrohung, die dieser in der Zukunft für ihn darstellen konnte. Er würde etwas dagegen unternehmen müssen.
    Die Finsternis, die in Form kleinster Partikel im Raum umherschwirrte und das Knochenmobile zum Klappern brachte, schwebte wieder durch die Türritzen hinaus in die Welt. In seinem Geist wanderte Xaror über den Kontinent, die Küste entlang – ähnlich wie er es früher getan hatte, in jenen Zeiten, da er zunächst gemeinsam mit seinem Bruder und später allein das Zwischenland beherrscht hatte. Nur war die Reise des Geistes mühsamer für ihn, als sie es damals gewesen war, denn nur ein Teil seiner Seele befand sich bereits im Diesseits, während der größere Rest seines Selbst zusammen mit den Kreaturen des Limbus darauf wartete, endlich den Übergang zu schaffen.
    Aber Xaror war schon froh darüber, dass diese Geistreise überhaupt möglich war, auch wenn er dabei keinen Einfluss auf Geschehnisse und Schicksalslinien nehmen konnte. Er wurde nicht einmal bemerkt. Auch nicht, als er sich im Palast von Aratania umsah, den er zuvor schon durch die Augen seiner Knechte ausgekundschaftet hatte: Durch die Augen Magolas’, aber vor allem durch die von Magolas’ Kindern, denn Kinder hatten den unschätzbaren Vorteil, dass sie neugierig waren und sich viel bewegten, sodass sie ihm ständig etwas Neues gezeigt hatten. Und da Magolas die Rituale regelmäßig in der vorgeschriebenen Form durchführte, würde die geistige Verbindung zu Daron und Sarwen auch stabil bleiben.
    Sie waren die magischen Waffen, mit denen sich selbst der größte Elbenhexer besiegen ließ, da war sich der einstige Herrscher des Dunklen Reichs sicher.
    Xaror wandte sich nach Norden, bewegte sich die Küste entlang bis zur Aratanischen Mauer nördlich von Cadd, wo bislang die Nordgrenze des Magolasischen Reichs

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