Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Schlaf, die Augen bewegten sich heftig unter den Lidern, während sie träumte. Einmal stieß sie einen Schrei aus, zuckte und griff nach dem Züchtigungsring. Sogar in ihren Träumen, so schien es, hatte Kord Macht über ihre Sinne und ihren Willen. Isana erschauderte.
    Die Schatten bewegten sich unendlich langsam über den Boden, und schließlich wurde das Licht wieder schwächer. Isana ließ den Kopf nach vorn sinken und schloss die Augen. Vor Sorgen hatte sie Bauchschmerzen. Tavi und Bernard und Faede. Wo steckten sie? Wenn sie lebten, warum hatte Bernard nicht versucht,
ihr hierher zu folgen? Hatte ihr Bruder die Angreifer nicht überwinden können? Bernard würde sie nicht in Kords Händen lassen, nicht solange er lebte.
    War er also tot? Und der Junge ebenfalls? Bestimmt war er der Flut entkommen, gewiss war er allen ausgewichen, die ihm nachspürten.
    Ganz sicher.
    Isana zitterte und schluchzte unterdrückt. Tränen verlor sie keine. Ihr Körper hielt alle Flüssigkeit fest, so gut er konnte. Sie sehnte sich nach der Freiheit, weinen zu können. Doch selbst die gewährte man ihr nicht. So saß sie da mit hängendem Kopf, benommen und halbtot vor Hitze, und dachte an Bernard und an Tavi.
    Im grauen Zwielicht der Morgendämmerung klapperte der Riegel an der Tür, und Aric trat ein. Er hielt ein Tablett in den Händen, würdigte Isana jedoch keines Blickes. Stattdessen ging er zum Feuerkreis, stieg hinüber und stellte das Tablett ab.
    Darauf befanden sich zwei Becher. Mehr nicht.
    Isana blickte Aric unentwegt an. Er richtete sich wieder auf, stand einen Moment lang da, trat von einem Fuß auf den anderen und starrte auf den Boden. Schließlich sagte er: »Es hat wieder zu schneien begonnen. Stärker.«
    Isana erwiderte nichts.
    Er ging wieder auf die andere Seite des Kreises zu dem Kohlenkübel und füllte den Eimer, um dem Glutring neue Nahrung zu geben. »Wie geht es ihr?«, fragte er.
    »Sie stirbt«, antwortete Isana. »Die Hitze bringt sie um.«
    Aric schluckte. Er schüttete Kohle auf die Glut, einiges fiel daneben, und er holte Nachschub. »Wenigstens das Wasser ist rein. Diesmal.«
    Isana schaute ihm einen Augenblick lang zu, ehe sie nach einem der Becher griff. Sie setzte ihn an die Lippen, probierte und musste sich stark zusammenreißen, um nicht alles auf einmal hinunterzustürzen. Das Wasser war kühl. Sie schöpfte mit einem tiefen
Atemzug Kraft und hielt den Becher in den zitternden Händen. Dann trank sie und nahm sich für jeden einzelnen Schluck Zeit.
    Sie erlaubte sich nur die Hälfte. Den Rest gab sie Odiana und flößte ihr das Wasser ein, nachdem sie die Frau in eine sitzende Haltung hochgezogen hatte.
    Als sie zu Aric sah, merkte sie, dass er sie beobachtete. Isana legte Odiana wieder auf dem Boden ab und strich ihr das Haar vom Hals. »Was gibt es denn noch, Aric?«
    »Heute Nacht kommen sie«, sagte er. »Mein Vater. Er wird die Sache... mit Odiana beenden und danach dir den Ring umlegen.«
    Isana konnte nichts gegen den Schauer machen, der ihr den Rücken hinunterlief.
    »Nach dem Abendessen«, fuhr Aric fort. Er schüttete weiter Kohle aus. »Für ihn ist es ein richtiges Fest. Er wird sogar Wein reichen.«
    »Aric«, sagte Isana. »Es ist noch nicht zu spät.«
    Der junge Mann presste die Lippen aufeinander. »Doch«, erwiderte er. »Es bleibt nur noch eins zu tun.« Ohne ein weiteres Wort kippte er die Kohlen auf den Feuerring.
    Kords Ankunft ging ein tiefes Beben des Bodens voraus. Dann donnerte der große Wehrhöfer mit der Faust an die offene Tür und trat ein. Ohne ein Wort verpasste er Aric einen Schlag an den Kopf, woraufhin der junge Mann an die Wand taumelte. »Wo ist der Teer, Junge?«
    Aric ließ den Kopf hängen und duckte sich, als erwarte er gleich die nächste Ohrfeige. »Ich habe ihn noch nicht fertig, Vater.«
    Kord blickte ihn finster an und stemmte die Fäuste in die Hüften. Isana bemerkte, dass er schwankte. Er war betrunken. »Dann kannst du es erledigen, während wir anderen essen. Und wenn du im Dunkeln von dem krähenverfluchten Dach fällst,
bist du selbst schuld. Jammer bloß nicht, wenn du dir das Bein brichst.«
    Aric nickte. »Ja, Vater.«
    Kord knurrte etwas vor sich hin und wandte sich Isana zu. »Du solltest den anderen Becher austrinken, bevor meine neue Hure wach wird.«
    Odiana gab einen Laut von sich und rollte sich zusammen. Kord beobachtete sie und grinste bösartig. Isana sah das Funkeln in seinen Augen und hinderte ihn daran, Schlimmeres

Weitere Kostenlose Bücher