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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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spiralförmigen Wegs, der in ihre Stadt hinabführte, hatten die Gnome hoch über ihren Köpfen Hängebrücken gespannt, in einer Höhe von knapp zwei Me- lern, was für sie immens hoch war, den Tross jedoch zwang, zu Fuß zu gehen, und Frehir und die Elfen gar, sich hin und wieder zu ducken.
    »Passt auf eure Geldbörsen und Satteltaschen auf«, warnte Lliane. »In Kab-Bag ist nichts sicher ...«
    Die freien Pferde scharrten bei jedem Halt, beklommen angesichts der Menschenmenge und der gierigen Blicke der Händler, die sie auffingen. Denn in Kab-Bag war alles käuflich, Waren, Pferde, Männer und Frauen. Und ebenso konnte alles gestohlen werden. Recht und Ordnung wurden lediglich von der Gnomenwehr gehütet, die ihre eigenen Gesetze gut genug kannte, um nicht zu versuchen, sie mit Gewalt durchzusetzen ... So war die Höhlenstadt trotz ihrer Enge der Treffpunkt all dessen geworden, was das Königreich an Raubmördern, Betrügern und Ausgestoßenen sämtlicher Rassen zählte.
    Es war Nacht geworden, aber die Stadt schien nicht zur Ruhe kommen zu wollen, im Gegenteil. Die Betriebsamkeit war größer denn je, und es wurde immer schwieriger und mühsamer voranzukommen. Umso mehr, als sie, je tiefer sie kamen, Hegen den beißenden Gestank anzukämpfen hatten. Vor allem die Elfen hielten sich eine Mantelfalte vor die Nase, sie waren unfähig, die unglaublichen Ausdünstungen der Stadt zu ertragen, die sich aus tausend widerstreitenden Gerüchen zusammensetzten. In den Gestank der in die Gassen ausgeleer- ten Nachttöpfe, deren Inhalt der Regen in die Unterstadt schwemmte, mischte sich der üble Geruch der Färbereien, die Düfte von Benzoeharz, Kardamom, Koriander oder auch von Patchouli, mit dem sich herausgeputzte Gnominnen, denen sie begegneten, einparfümiert hatten, sowie die Küchengerüche und Schwaden von angebranntem Fett, die rund um die Gasthöfe in die Nasen der Passanten stiegen und diesen den Atem raubten. Nimmt man zu all dem noch das Gedränge, den Lärm und die Abwesenheit eines Horizonts, so hat man schon ein recht vollständiges Bild der Gnomenstadt.
    Es sah so aus, als hätten sich alle Völker des Königreichs in Kab-Bag verabredet. Die Zwerge, kaum größer als die Gnome, aber doppelt so breit, schüchterten alle ein und redeten zu laut. Clanlose Elfen näherten sich zögerlich, um die Hand der Königin Lliane zu küssen, und jedes Mal ging Till, der Spurensucher, einige Schritte mit ihnen fort, um sie zu befragen. Keiner von ihnen hatte Gael gesehen. Weder in Kab-Bag noch in den Marken. Graue Elfen, bleich und düster in ihren langen Mänteln, taten so, als würden sie sie nicht sehen und wichen ihnen aus. Zwei Küstenelfen am Tisch einer Taverne, die laut lachten und mit ihren langen grauen Zöpfen spielten, grüßten sie mit einer nachlässigen Kopfbewegung. Wie all jene, die zur See fuhren, zeigten die Küstenelfen niemals irgendein Zeichen von Überraschung ...
    Aber von allen drei freien Völkern waren die Menschen hier am zahlreichsten vertreten.
    Einige Händler, die sich entspannt und dicht von ihren Leibwächtern gefolgt, durch die Menge bewegten, lächelten ihnen vorsichtshalber zu, ein wenig beunruhigt von der Tatsache, hier im Herzen des Gnomenlandes einen Ritter in Rüstung anzutreffen, der seinen Waffenrock in den blau-weiß gestreiften Farben des Königs trug. Die übrigen Männer, die sehr viel zahlreicher waren, schlugen die Augen nieder oder zogen ihre Mantelkapuzen übers Gesicht.
    »Die Gilde der Diebe«, sagte die Königin Lliane und deutete auf eine Gruppe, die in einem offenen Loch verschwand, das als Eingangstür einer in den Fels geschlagenen Behausung diente. »Kab-Bag ist auch ein bisschen ihre Hauptstadt ...«
    Instinktiv schlossen die Zwerge sich dicht um ihre Ponys zusammen, und Miolnir zog seine Streitaxt.
    Auf Grund der engen Gassen und des allgemeinen Gedränges war der Trupp bald über hundert Meter auseinandergezogen, ohne es auch nur zu bemerken. Die Elfen an der Spitze schienen, geführt von Tills Falken, durch die Massen zu gleiten. Frehir und Uther kamen langsamer voran, den einen hinderte seine Größe, den anderen seine Rüstung. Aber die Menge trat respektvoll vor ihnen zur Seite. Die beiden Zwerge dagegen schienen in der Flut des Pöbels unterzugehen. Kaum größer als die Gnome, waren sie unfähig, nach vorne etwas zu sehen, und fürchteten, sich im Gassengewirr zu verirren, was sie nur umso vorsichtiger und langsamer gehen ließ. Dabei riskierten sie

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