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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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ihr vorbei, eine Klinge blitzte auf und zerriss ihren Mantel. Es war Guerri.
    »Haltet ihn auf«, brüllte Frehir mit seiner rauen Stimme. »Er hat mein Pferd gestohlen!«
    Schon spannte Kevin seinen Bogen, doch Lliane gebot ihm mit einer Geste Einhalt. Zur Verblüffung des Barbaren, der bis zu ihnen herangekommen war, richtete sie sich auf ihrem Reittier auf und stieß ein gellendes Wiehern aus. Es war zu dunkel, selbst für die guten Augen der Elfen, als dass sie irgendetwas hätten erkennen können, aber sie hörten, wie sich das Pferd, ihrem Befehl gehorchend, aufbäumte. Direkt danach vernahm man erneut das Geräusch eines Aufpralls.
    Frehir reagierte umgehend. Es war erstaunlich, einen Mann von seiner Größe und seinem Gewicht so schnell rennen zu sehen, zumal in derart hohem Schnee. Lliane ließ ihre Stute antraben und holte sie in Windeseile ein, allerdings nicht schnell genug, um den Barbaren an seinem Vorhaben zu hindern. Der unglückselige Guerri war abgeworfen worden und in den Straßengraben gerollt, und wenn er sich bei dem Sturz auch nichts gebrochen hatte, so übernahm zumindest Frehir es nun offensichtlich, diese Ungerechtigkeit wieder gutzumachen. Er hieb wie ein Besessener auf ihn ein und gebrauchte seine Faust dabei wie einen Hammer von einer Rage getrieben, die die Elfen in Angst und Schrecken und die Zwerge in Begeisterung versetzte.
    »Frehir, halt ein!«, rief Lliane laut.
    Doch der Barbar prügelte unverändert weiter, zornig, dass er sich von diesem Galgenvogel hatte überrumpeln lassen, der obendrein die Unverschämtheit besessen hatte, ihn von seinem Ross herunterzustoßen, um es ihm zu rauben. Es war allerdings wahr, dass er mit einer Mauleselstute nicht weit gekommen wäre ...
    »Los, mach schon!«, johlte Bran, der sich mit seinen Gefährten genähert hatte, fröhlich. »Bring ihn um!«
    Lliane warf dem Zwerg einen vernichtenden Blick zu, sprang von ihrem Pferd ab und stürmte die Böschung hinunter, um den Barbaren zu packen. Mit einem Rippenstoß befreite er sich aus ihrem Griff, es wurde ihm jedoch sofort bewusst, was er soeben getan hatte. Er ließ von seinem Opfer ab, stürzte auf die Königin zu und hob sie mit seinen großen Pranken wie ein Kind hoch.
    »Es geht schon«, sagte Lliane, die wieder zu sich kam. »Jetzt setz mich wieder ab.«
     
    Der Barbar gehorchte, zutiefst beschämt; da die Zwerge in die Hände klatschten und ihn unter großem Geschrei bejubelten, gestattete er sich jedoch die Andeutung eines Lächelns.
    Lliane war neben Guerri Le Fol niedergekniet, oder besser neben dem, was von ihm noch übrig war. Sein Kiefer stand in einem bizarren Winkel heraus, seine Lippen waren aufgeplatzt und bluteten genau wie seine eingeschlagene Nase. Er schien noch am Leben zu sein. Sie wandte sich zum Rest der Truppe um, und in dem Moment wurde sie Frehirs Lächeln gewahr.
    »Da gibt es nichts zu lachen«, herrschte sie. »Wenn du ihn getötet hättest, du hirnloser Rohling, könnten wir ebenso gut nach Loth zurückkehren oder mit Uther in den Tod gehen. Willst du deinen Sohn nun wieder sehen oder nicht?«
    Bei der Erwähnung von Galaad verschloss sich die Miene des Riesen. Er stammelte eine Entschuldigung, doch Lliane kehrte ihm den Rücken zu.
    Sie blieben bis zum Morgengrauen dort und verloren wahrscheinlich kostbare Stunden, um den Mörder aus der Gilde zu verarzten. Doch was blieb ihnen anderes übrig? Es war undenkbar, ihn in diesem Zustand zurück in den Sattel zu setzen, und sie mussten warten, bis Guerri wieder zu Bewusstsein kam. Lliane und Sudri hatten beide ihre medizinischen Kenntnisse eingebracht und sich an seinem Krankenlager unter einem behelfsmäßigen, einfachen Schutzdach abgelöst, das in einem zwischen zwei Bäumen gespannten Umhang bestand. Im fahlen Schimmer des Morgengrauens wirkte der Mann noch elender. Nichts auf der Welt, weder die Magie der Steine noch die Pflanzenheilkunde hätte eine solche Vielzahl Beulen und Prellungen lindern können. Er sah kaum noch nach einem Menschen aus. Sie hatten ihm den Kiefer wieder eingerenkt, doch Guerri hatte mehrere Zähne eingebüßt, und ihm rann in einem fort Blut aus dem Mund. Die Lippen und Augenbrauen geschwollen und schwarz, stöhnte er unaufhörlich, unfähig, sich auf den Beinen zu halten. Ein Stück weiter konnte man im Schnee die blutigen Spuren des Händels erkennen.
     
    Die Zwerge hatten bereits Feuer gemacht und ein heißes Gebräu aufgesetzt. Alle Übrigen, einschließlich der Elfen, schielten

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