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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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verstohlen zu ihnen hinüber, getrieben von der Hoffnung, dass es für alle reichen würde. Der Geruch nach brennendem Holz und gewürztem Wein breitete sich rasch bis zu ihnen aus, und dann weiter bis zu dem Unterstand, wo Sudri den Schlaf des Gerechten schlief und sich, ohne sich dessen bewusst zu sein, an den geschundenen Körper des Mörders hingeschmiegt hatte. Reglos wie ein Stein behielt Lliane ihn im Auge, und vermutlich wiegte sich Guerri in dem Glauben, dass sie ebenfalls döste. Er hob flüchtig den Kopf, und die Königin bemerkte seinen funkelnden Blick unter den geschwollenen Lidern, der auf den Ring an ihrem Finger geheftet war.
    »Das ist Mahaults Ring«, murmelte sie. »Der Ring der Gilde ... Natürlich würdest du ihr Anführer, wenn es dir erneut gelänge, ihn an dich zu bringen. Aber in dem Zustand, in dem du dich befindest... Die einzige Frage, die sich augenblicklich stellt, ist, ob du die Reise fortsetzen und uns bis zu dem unterirdischen Eingang führen kannst. Lotse uns dorthin, und ich werde dir den Ring und das Leben lassen. Wenn du dich weigerst, bleibt uns keine andere Wahl, als kehrtzumachen, um mit Uthers Armee in den Tod zu gehen. Doch in dem Fall wird sich selbstredend Frehir deiner annehmen ...«
    Er wandte den Kopf zu ihr, ein ebenso erbärmlicher wie scheußlicher Anblick mit diesem zerschundenen Gesicht und dem von getrocknetem Blut geschwärzten Verband, der um seinen Kiefer gewickelt war. Seine Lippen öffneten sich einen Spalt weit, doch er vermochte lediglich ein paar unverständliche Worte hervorzupressen. Sein Blick dagegen sprach mehr als tausend Worte.
    »Ich sehe, dass du mich verstanden hast«, sagte sie.
    Sie schickte sich an aufzustehen, um unter dem behelfsmäßigen Schutzdach herauszutreten, doch le Fol hielt sie am Ärmel zurück.
    »Die Armee ... hat... keine ... Chance.«
     
    Lliane starrte ihn an und fragte sich, ob er lächelte oder ob diese seltsam verkrampfte Grimasse dem Schmerz zuzuschreiben war. Letzteres wäre ihr lieber gewesen.
    »Der Meister ... weiß ... Bescheid«, fügte er leise hinzu.
    »Das will ich doch hoffen«, sagte Ulfin so laut, dass die Königin zusammenzuckte. »Man kann wohl sagen, dass wir alles dafür getan haben!«
    Der Recke schenkte ihr ein Lächeln, doch Lliane erspähte in seinem Blick eine Angst, die den heiteren Ton seiner prahlerischen Worte Lügen strafte. In j enem Moment dachten sie beide an Uther, an diese nichts ahnende Armee, die dem Tod entgegenging, mit keinem anderen Ziel, als ihnen den Weg freizumachen.
    »Wenn du in der Lage bist zu sprechen, bist du auch in der Lage zu reiten«, brummte Ulfin.
    Er packte Guerri am Kragen, hievte ihn auf seine Schulter und beförderte ihn ohne viel Federlesens auf den Rücken seiner Mauleselin.
    »Sire Frehir, jetzt seid Ihr gefragt!«, brüllte er, und der Mörder sah mit Schrecken, wie der Barbar mit einer Lederschlinge in der Hand auf ihn zukam.
    Ihre Blicke kreuzten sich flüchtig. Frehir lächelte. Er riss ihm mit einem jähen Ruck den Mantel herunter und streifte ihm die Schlinge um den Hals. Dann rollte er gerade eben so viel von dem aufgewickelten Ende der Schnur ab, wie nötig war, damit Guerri sich im Sattel aufsetzen konnte, hob ostentativ seine gewaltige Faust und knotete sich das Schnürende um sein Handgelenk.
    »Sieh zu, dass du auf meiner Höhe bleibst«, sagte er, wobei er seine Drohung mit einem kräftigen Anziehen unterstrich, so dass sich das Band spannte und seinen Gefangenen würgte.
    »Los, kommt, wir reisen weiter!«, rief die Königin zu den Zwergen gewandt, die noch immer beim Frühstück saßen und all dies verfolgten, als handle es sich um ein reines Schauspiel.
     
    Während sie anfingen, geschäftig hin und her zu eilen, setzten sich die anderen bereits in Bewegung. Frehir streckte seine freie Hand aus und machte Guerri mit einer verächtlichen Geste auf den am Boden liegenden Umhang aufmerksam, der eine dunkle Lache im Schnee bildete.
    »Bete, dass wir vor Einbruch der Nacht ankommen. Denn bei dieser Kälte könnte es sonst... «
    Am Morgen des zweiten Tages tauchten einige Wölfe auf, die in gebührender Distanz zur Armee umherstreiften. Uther hatte jedoch die Lektion Léo de Grands im Gedächtnis behalten. Sie hatten kein Lager errichtet und keine Feuer entzündet. Es war eine schreckliche Nacht gewesen, doch zumindest liefen sie nicht Gefahr, überrascht zu werden, selbst wenn nur wenige es vermocht hatten, ein Auge zuzutun. Die Männer hatten in

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