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Die elfte Geißel

Die elfte Geißel

Titel: Die elfte Geißel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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gedrängt Mülleimer standen. Er brach das Vorhängeschloss auf, mit dem die Tür zum Hinterzimmer des Ladens gesichert war. Kein Alarmsystem. Keine Überwachungskamera. Er betrat einen Raum, der vollgestopft war mit alten Filmprojektoren und -spulen. Er ging dicht an der Wand entlang, bog nach links ab und gelangte in den Laden.
    Das Licht der äußeren Neonröhren traf schräg auf das Eisengitter auf, und nur schmale Lichtstreifen durchdrangen das Halbdunkel. Erstarrte Figuren auf den Postern. Totenstille zwischen den Regalen.
    Broissard ließ seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnen und spähte den Raum ab. Er schlich hinter die Theke und begann nach einem Warenregister zu suchen. Rechnungen. Mitgliedskarten. Liste der Filme. Er sichtete den Wust von Papieren, ohne etwas zu finden, was für ihn von Interesse gewesen wäre.
    Eine Fliege schwirrte um ihn herum. Er verjagte sie mit dem Handrücken. Er versank in Gedanken. Ganz offensichtlich hatte sich der Ladenbesitzer aus dem Staub gemacht; vermutlich war er längst über alle Berge. Die Gendarmerie verständigen, damit sie die leichte Kavallerie losschickte, um die Region nach dem Flüchtigen zu durchkämmen, hieße so viel wie sich stellen und ein einfaches Ticket in die Hasenställe der Strafanstalt La Santé zu lösen.
    Er begab sich wieder Richtung Ausgang und widerstand dem Impuls, diesen Laden, in dem seine letzten Hoffnungen zunichtegemacht geworden waren, kurz und klein zu schlagen, als eine weitere Fliege auf seinem Gesicht landete. Die Berührung durch das Insekt ließ ihn vor Schreck erstarren, da sie die Erinnerung an den Tod von Gaspard Fogeti wachrief.
    Dabei waren alle Fenster geschlossen.
    Woher kamen diese verdammten Fliegen?
    Eine schlimme Vorahnung schnürte ihm die Kehle zu. Ein dumpfes Surren wie ein Radiorauschen erhob sich von rechts, aus dem hinteren Teil des Ladens. Er durchquerte den Raum und verkrampfte sich, als er einen schmalen Lichtstreifen entdeckte, der unter der wackligen Toilettentür durchschien. Er schob die Hand in seine Jacke und umklammerte seine Waffe. Sehr behutsam lud er sie durch, um das Ladegeräusch zu dämpfen. Vor Aufregung krampfte sich ihm der Magen zusammen. Er drückte die Mündung des Laufs gegen die Tür und lehnte sich an die Wand, gespannt horchend.
    Zwei lange Minuten verstrichen, doch er hörte nichts als das unterbrochene Surren. Er trat einen Meter zurück und holte mit dem Fuß aus. Der Tritt ließ zwar den Rahmen bersten, aber die Tür widerstand. Ein weiterer Tritt.
    Ein Schwarm Fliegen schwirrte in dem Raum, und wuselnde Trauben überzogen die Neonröhren, deren Licht dadurch gedämpft wurde. Broissard bahnte sich einen Weg zu der Stelle, wo der Schwarm herzukommen schien. Ein Geruch ähnlich dem von Wild mit Hautgout entströmte der Toilette, deren Sitz heruntergeklappt und von einem feinen Flaum aus Flügeln und Haaren überzogen war. Unvermittelt klappte er den WC-Deckel zurück.
    Auf dem Boden des Klosettbeckens, das von Kesselstein überzogen war, schwammen verwesende Fleischstücke, auf denen Käsemaden krochen. Alain erblickte etwas Funkelndes, einen glitzernden Gegenstand, der halb ins Abflussrohr eingeklemmt war. Von den Mückenschwärmen bestürmt, kniete er sich hin, versuchte, einen Brechreiz zu unterdrücken, und tauchte die Hand in das faulige Wasser, um nacheinander Fleischstücke herauszunehmen. Das Fleisch war noch warm. Das Blut noch nicht geronnen. Seine Finger strichen über die Metallklinge, die den Siphon verstopfte, und zogen ein Springmesser in XXL-Größe heraus. Ein Schauder lief ihm über den Rücken.
    Jemand war ihm zuvorgekommen.
    Kurzatmig nahm er seine Glock in die Hand und verließ, rückwärtsgehend, die Toilette. Als er sich umdrehte, sah er im Hintergrund des Hauptraumes eine Treppe und ein Schild mit der Aufschrift »Privat«. Sein Herz schlug schneller. Mit der Linken den hölzernen Treppenlauf umfassend, richtete er seine Waffe sachte nach unten und setzte den Fuß auf die erste Stufe.

57
Paris, Dijon,
Sondereinheit
    Broissard betrat ein schummriges niedriges Gewölbe. Neben einem Feldbett thronten fünf Rechner, die an einen Videoprojektor angeschlossen waren. Benutzte Taschentücher und Kaffeebecher, randvoll mit Kippen, tüpfelten einen Tisch. Ein vor der Rückwand hängendes Leintuch diente als Leinwand. Regale, brechend voll mit Test-DVDs, nahmen den größten Teil des Raumes ein. Da haben wir ins Schwarze getroffen, sagte er sich.
    Ein Knirschen unter

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