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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ein gewisses Verständnis für den jungen Mann an ihrer Seite. Auch sie schätzte es nicht besonders, wenn man sich in ihr Leben allzu tief einmischte. Vor allem, wenn es um so heikle Dinge wie Eheschließungen ging.
    »Gehen wir die Heuke abliefern, Bertram. Ich denke mal darüber nach, was man machen kann.«
    Sie durchquerten die Gasse der Goldschmiede, kamen an Maria im Capitol vorbei und wandten sich dann Richtung Rhein zum Holzmarkt.
    »Das Haus da drüben ist es!«, wies Bertram Almut hin. »Da wohnt mein Oheim.«
    Claas Schreinemaker empfing seine Besucher höflich und tadelte seinen Neffen nur milde, weil er seine Gugel abgenommen hatte. Ganz offen ruhten seine Augen voll Bewunderung auf Almut, und wieder entlockte sein heiteres Lächeln und sein wohlgestaltes Aussehen ihr ein angenehmes Prickeln. Ihr Missmut schwand endgültig bei seiner einnehmenden Art, und auf ihre Bitte, sich seine Werke ansehen zu dürfen, reagierte er mit einer erfreuten Einladung.
    »Schaut Euch nur um, Frau Begine. Ich habe viel zu tun, und fast alles sind bestellte Arbeiten. Aber ein paar Kleinigkeiten fertige ich auch immer zu meinem eigenen Vergnügen an.
    Almut ließ ihre Blicke also schweifen. Die Werkstatt selbst war nicht besonders aufgeräumt. Auf dem Boden lagen lockige Hobelspäne, und feiner Holzstaub bedeckte Tisch, Bänke und alle Borde. Auch einige Kleidungsstücke waren achtlos über die Truhen geworfen und hingen nicht sorgsam an den Haken an der Wand. Doch es duftete nach Harz und Wachs, und helles Licht drang durch die verglasten Fenster. Es gab einige wirklich schöne Stücke zu bewundern. Fein gedrechselte Dosen, Kistchen, mit zierlichen Ornamenten versehen, vor allem aber aufwändig geschnitzte Schreine, die zur Aufnahme von Heiligenfiguren oder auch Reliquien dienen konnten. Ein erquicklicher Gedanke setzte sich bei Almut fest.
    »Meister Schreinemaker, was würdet Ihr für einen solchen Schrein fordern?«
    »Nun, das hängt davon ab. Ist er dreiteilig zum Aufklappen und mit Vergoldung wie dieser hier, würde er recht kostspielig werden! Aber man kann sich auch einfachere Modelle vorstellen.«
    Er nannte ihr einige Preise, die Almut beträchtlich erschienen. Doch sie schwieg und nickte nur dazu. Wenn sie ihre Idee durchsetzte, dann wäre es an Magda, die Verhandlungen zu führen. Sie sah sich auch noch einmal zu den drei Ursulabüsten um, die oben auf einem Bord standen. Es waren völlig gleiche, ziemlich nichtssagende Mädchengesichter, die ihr nicht besonders gut gefielen. Claas erklärte ihr, sie seien für eine Lieferung an das Ursulastift zusammengestellt und könnten daher nicht einzeln erworben werden.
    »Aber wenn Ihr mir einen Auftrag erteilt, will ich gerne eine ganz besondere Büste für Euch herstellen.«
    Almut ging zu dem Tisch, auf den das helle Licht des Fensters fiel, und begutachtete die halb fertige Schnitzerei eines weiteren Reliquiars. Das Gesicht würde allerdings etwas charaktervoller werden als die anderen.
    »Ja, das wäre möglicherweise auch eine Idee, Meister Schreinemaker. Ich werde mit unserer Meisterin darüber sprechen.«
    Während sie sich die Arbeiten des Schreinschnitzers angesehen hatte, hatte Bertram einige Holzstücke in den Händen gehalten und sie sehnsuchtsvoll betastet. Er wurde noch einmal von seinem Oheim zurechtgewiesen, aber Almut schüttelte nur unwillig den Kopf.
    »Komm, Bertram. Ich muss meine Angelegenheiten noch erledigen. Meister Schreinemaker, wer bietet günstig Bauholz an?«
    »Bauholz? Wozu braucht Ihr Bauholz, Frau Almut?«
    »Um ein Gerüst für eine kleine Kapelle aufzustellen.«
    »Frau Almut ist eine Baumeisterin, Oheim.«
    »Ach ja? Ich dachte, Beginen seien fromme Jungfrauen, die die Werke Gottes tun.«
    »Wir tun die Werke Gottes mit unseren Händen.« Claas Schreinemaker lachte auf.
    »Die beste Art, das zu tun, Frau Almut. Wir Handwerker wissen das sehr wohl, nicht wahr? Wenn Ihr billiges Holz haben wollt, geht zum Hürther Mattes. Lasst Euch nicht von den Preisen schrecken, die er nennt, Ihr könnt ihn immer um die Hälfte herunterhandeln, wenn Ihr ein wenig zäh seid.«
    Almut grinste zurück.
    »Ich kann zäh sein wie ein zu lange gekochtes Suppenhuhn. Versuchen wir unser Glück, Bertram!«
    In der Tat verliefen die Verhandlungen mit dem Holzhändler erfolgreich, und beide Parteien hatten ihr verstecktes Vergnügen an der Feilscherei. Almut hatte sogar weniger als die Hälfte des geforderten Preises vereinbart. Zusätzlich erhielt sie die

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