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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nicht!«
    So mit dem Segen ihrer Meisterin versehen, setzte sich Almut also nach der Messe mit Pitter zu Gertrud in die Küche, wo er eine randvolle Schüssel Wurstsuppe verzehrte. Das hielt ihn jedoch nicht ab, während der Mahlzeit über seine Erkenntnisse zu plaudern.
    »Ja, Frau Almut, der Alfi Selmecher ist ein Schelm, wenn es um das Weibsvolk geht. Irgendwie mögen sie ihn wohl. Die Marie Seidweberin lief ihm ein paar Monate nach, die Sibill hat sich einmal mit ihr wegen ihm gerauft. Und die Gänse-Ursel hat mir vorgeschwärmt, was für ein prächtiges Mannsbild er sei. Pah!«
    »Iss deine Suppe, dann wirst du auch eins!«
    Pitter grinste und spießte ein dickes Stück Wurst auf.
    »Die Sanna kannte ihn auch. Weißt du, woher?«
    »Die Sanna war nicht ganz so sittsam, wie sie ihren Leuten vorgemacht hat. Zumindest nicht immer. Sie ist der Magd schon vorher entwischt. Aber die gibt das bestimmt nicht zu. Als der Rhein zugefroren war, soll die Sanna mit ihm Schlittschuh gelaufen sein.«
    »Hat die Gisela Schiderich den Selmecher auch gekannt?«
    »Weiß ich nicht. Das ist’ne vornehme Gegend, wo die wohnen, da komm’ ich nicht so oft hin. Hab’ das Mädchen auch nie gesehen. Aber ich werd’ den Job fragen.«
    »Die Zöllnerstochter, die Maike, kanntest du die?«
    »Auch nicht. Aber das heißt nicht, dass der Alfi sie nicht kannte.«
    »Richtig. Sie soll ein vorwitziges Ding gewesen sein.«
    »Solche scheint er zu mögen! Frau Almut, denkt Ihr, der Alfi hat die umgebracht?«
    »Ich kenne den Alfi nicht. Aber er drückt sich hier häufiger mal vor dem Tor herum!«
    »Klar, der ist ja auch hinter der Lissa her.«
    »Waaaas?«
    »Und sie hinter ihm.«
    »Ei wei!«
    »Weiber eben!«
    Trotz allem musste Almut sich ein Schmunzeln verbeißen. Pitter war nicht nur ein Mann, der an seinen Magen dachte, sondern auch an seinen Eindruck bei den jungen Frauen.
    »Erzähl mir mehr von Alfi, Pitter.«
    »Na ja, er ist schon ziemlich alt. Schon weit über zwanzig. Der Vater ist Seilmachermeister, hat einen eigenen Betrieb unten am Hafen. Alfi sollte das Handwerk lernen, aber mit vierzehn ist er ausgerissen und hat sich den Flussschiffern angeschlossen. Vier oder fünf Jahre ist er gefahren, auf den Oberländern, wisst Ihr. Muss fabelhaft gewesen sein.« In Pitters Augen leuchtete Abenteuerlust. »Aber dann kam er zurück, weil die Mutter krank geworden ist, und er hat dann doch bei seinem Alten gelernt. Geselle ist er schon, und eigentlich macht er die ganze Arbeit, weil der Vater es in den Knochen hat. Er hat noch zwei jüngere Brüder, die sind auch Lehrlinge. Ich hab’ gehört, die drei älteren Schwestern sind verheiratet oder weggezogen.«
    »Also eine ganz achtbare Handwerkerfamilie.«
    »Ja, schon. Nur der Alfi ist ein bisschen wild. Hat auf den Schiffsfahrten viel gelernt. Auch das Raufen! Aber sonst weiß ich nicht viel über ihn.«
    »Das ist schon eine ganze Menge. Pitter, wen kannten die Mädchen noch alle?«
    »Puh, keine Ahnung. Ich hab’ auch schon darüber nachgedacht. Den Beckerschen Jan kannte die Ursel und die Marie, aber bestimmt nicht die Sanna oder die Gisela, auch nicht den Rik Lynweber, den die Marie und die Sibill kannten. Und, wisst Ihr, die Stiftsjungfer, die dürfte überhaupt keinen von denen gekannt haben. Die von Sankt Ursula sind doch solche hochnäsigen Zicken.«
    »Kennst du den Bruder Jakob von Groß Sankt Martin?«
    Pitter kicherte. »Lodewig kennt ihn. Der bunte Jakob. Was ist mit ihm?«
    »Sanna kannte ihn und die Gisela wohl auch. Meine Stiefmutter hat mir mal erzählt, er sei der Bruder ihres Hauslehrers.«
    »Und Ihr meint, das Stiftsfräulein könnte sich in seine hübschen Kleider vergafft haben?«
    »Zumindest war er gleichzeitig mit ihr im ›Adler‹. Am Tag vor ihrem Tod.«
    »Uii! Na, ich werde mal die Lauscher aufhalten. Wirklich schade, dass der Pater nicht hier ist.«
    »Ja, wirklich schade.«
    Pitters wissende Augen musterten Almut eindringlich, aber er machte den Mund nicht auf. Sie war froh darüber. Dieser Gassenjunge war von beängstigend raschem Verstand.
    »Weißt du, was mich verwundert, ist, dass die Mädchen von so unterschiedlicher Herkunft sind. Zwei schlichte Mägde, eine Bürgers- und zwei Handwerkerstöchter, eine Buchmalerin, eine Patrizierin, ein Stiftsfräulein... Wenn es einen Mann gibt, der sie umbringt, dann erkenne ich keinen gemeinsamen Grund dafür.«
    »Frau Almut, muss es denn ein Mann sein?«
    Almut schnappte nach Luft.
    »Aber, Pitter...«
    »

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