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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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wurden. Ich kann einfach keine Prinzessin sein.«
    Er sog stockend den Atem ein, was wahrscheinlich die aufrichtigste Regung von Traurigkeit war, die ich je an ihm erlebt hatte. »America, du begründest den Rest deines Lebens auf diesen fünf Minuten. Solche Dinge passieren sehr selten. Du würdest so etwas nicht tun müssen.«
    Ich setzte mich auf, in der Hoffnung, einen klaren Kopf zu bekommen. »Es ist nur so … Ich kann im Moment gar nichts mehr denken.«
    »Dann tu es auch nicht. Fälle keine Entscheidung über uns beide, wenn du so unglücklich bist.«
    »Bitte«, flüsterte er eindringlich. Die Verzweiflung in seiner Stimme brachte mich schließlich dazu, ihn anzublicken. »Du hast versprochen, dass du bei mir bleibst. Gib nicht auf, nicht so. Bitte.«
    Ich atmete langsam aus und nickte.
    Seine Erleichterung war fast greifbar. »Danke.«
    Maxon griff nach meiner Hand wie nach einem Rettungsanker. Es fühlte sich ganz anders an als gestern.
    »Ich weiß, dass du wegen deiner künftigen Position zögerst«, fing er an. »Ich wusste die ganze Zeit, dass es dir schwerfallen würde, dieses Amt anzunehmen. Und bestimmt macht es dir dieses Erlebnis noch schwerer. Aber … was ist mit mir? Bist du dir deiner Gefühle für mich nun auch nicht mehr sicher?«
    Ich druckste herum, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. »Versteh mich doch, momentan kann ich einfach nicht klar denken.«
    »Oh. Natürlich.« Seine tiefe Niedergeschlagenheit war unübersehbar. »Ich lasse dich jetzt allein. Aber wir sprechen uns bald wieder.«
    Er beugte sich vor, als ob er mich küssen wollte. Doch ich senkte den Kopf, und er räusperte sich. »Auf Wiedersehen, America.« Dann verschwand er.
     
    Vielleicht vergingen Minuten, vielleicht auch Stunden, bis meine Zofen hereinkamen und mich völlig aufgelöst vorfanden.
    »Ach, Miss!«, rief Mary und kam auf mich zu, um mich zu umarmen. »Kommen Sie, wir bereiten Sie für die Nacht vor.« Lucy und Anne machten sich an den Knöpfen meines Kleids zu schaffen, während Mary mein Gesicht säuberte und mein Haar glättete.
    Alle drei saßen um mich herum und trösteten mich, während ich weinte. Ich wollte ihnen erklären, dass es um mehr als nur um Marlee ging, dass da auch dieser unbändige Schmerz wegen Maxon war. Doch ich fand es zu beschämend, zuzugeben, wie viel er mir bedeutete und wie sehr ich mich in ihm getäuscht hatte.
    Als ich nach meinen Eltern fragte und Anne mir mitteilte, alle Familien seien eilig nach Hause gebracht worden, fing mein Herz wie wild an zu rasen. Ich hatte mich noch nicht einmal von ihnen verabschieden können.
    Anne strich mir besänftigend übers Haar. Mary saß zu meinen Füßen und rieb mir tröstend die Beine. Und Lucy hatte einfach die Hände auf ihr Herz gelegt, als ob sie alle Gefühle mit mir teilen wollte.
    »Danke«, flüsterte ich zwischen meinen Schluchzern. »Und es tut mir leid wegen vorhin.«
    »Es gibt nichts, wofür Sie sich entschuldigen müssten, Miss«, versicherte Anne.
    Ich wollte sie gerade berichtigen, weil ich mit der Art, wie ich sie behandelt hatte, ganz sicher eine Grenze überschritten hatte, als es wieder an der Tür klopfte. Ich überlegte, wie ich Maxons Besuch höflich ablehnen konnte, doch da war Lucy schon aufgesprungen und hatte die Tür geöffnet. Im nächsten Moment erschien Aspens Gesicht im Türrahmen.
    »Bitte entschuldigen Sie die Störung, meine Damen, aber ich habe das Weinen gehört und wollte mich nur vergewissern, ob es Ihnen gutgeht«, sagte er.
    Er kam direkt auf mein Bett zu, was angesichts dessen, was wir an diesem Tag erlebt hatten, ausgesprochen kühn war.
    »Lady America, es tut mir sehr leid wegen Ihrer Freundin. Wenn Sie irgendetwas brauchen, ich bin in Ihrer Nähe.« Der Blick in Aspens Augen besagte, dass er bereit war, jegliches in seiner Macht stehende Opfer zu bringen, damit es mir besser ging.
    Was war ich doch für eine Idiotin gewesen. Um ein Haar hätte ich den einzigen Menschen auf der Welt ziehen lassen, der mich wirklich kannte, der mich wirklich liebte. Aspen und ich hatten von einem gemeinsamen Leben geträumt, und das Casting hätte dies beinahe zerstört. Aspen war mein Zuhause. Bei ihm war ich sicher.
    »Danke«, antwortete ich leise. »Ihre Freundlichkeit bedeutet mir viel.«
    Aspen schenkte mir ein fast unmerkliches Lächeln. Ich sah, dass er gerne geblieben wäre, und ich wünschte mir das Gleiche. Doch wegen meiner Zofen, die unermüdlich im Zimmer herumschwirrten, war das

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