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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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unmöglich. Plötzlich fiel mir wieder ein, wie ich neulich gedacht hatte, dass Aspen immer für mich da sein würde. Und dieser Gedanke hatte sich voll und ganz bewahrheitet.

11
    Hallo Kätzchen,
     
    es tut mir sehr leid, dass wir Dir nicht einmal Auf Wiedersehen sagen konnten. Der König schien der Ansicht zu sein, es sei das Beste für die Familien, so schnell wie möglich abzureisen. Ich schwöre, ich habe versucht, zu Dir zu gelangen. Aber es hat nicht geklappt.
    Du sollst wissen, dass wir gut zu Hause angekommen sind. Der König hat erlaubt, dass wir die uns zur Verfügung gestellte Kleidung behalten, und May verbringt jeden freien Moment in ihren Sachen. Insgeheim hofft sie wohl darauf, nicht mehr zu wachsen, damit sie ihr Ballkleid auf ihrer Hochzeit tragen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob ich der Königsfamilie jemals verzeihen kann, dass zwei meiner Kinder das alles miterleben mussten. Aber Du weißt ja, wie robust May ist. Du bist es, um die ich mir weit mehr Sorgen mache. Schreib uns bald.
    Vielleicht ist es nicht richtig, wenn ich das sage, aber ich möchte, dass Du eins weißt: Als Du zu dem Podest gerannt bist, war ich so stolz auf Dich wie noch nie zuvor in meinem Leben. Du warst schon immer schön, Du warst immer talentiert. Aber jetzt weiß ich, dass auch Dein moralischer Kompass perfekt funktioniert, dass Du klar erkennen kannst, wenn etwas falsch ist, und dass Du alles in Deiner Macht Stehende tust, um dagegen vorzugehen. Als Vater kann ich gar nicht mehr von Dir verlangen.
    Ich liebe Dich, America. Und ich bin unglaublich stolz auf Dich.
     
    Dad
    Wie kam es nur, dass Dad immer die richtigen Worte fand? Wie Sterne in der Nacht spendeten sie Trost und gaben Orientierung in diesen dunklen Stunden.
    Den Mitgliedern der Elite wurde die Möglichkeit eingeräumt, das Frühstück auf dem Zimmer einzunehmen, und ich machte von dem Angebot Gebrauch. Nach den jüngsten Ereignissen war ich noch nicht bereit, Maxon zu sehen. Am Nachmittag war ich zumindest so weit wiederhergestellt, dass ich beschloss, für eine Weile in den Damensalon hinunterzugehen. Nicht zuletzt gab es dort einen Fernseher, und ich konnte ein bisschen Ablenkung vertragen.
    Die Mädchen schienen überrascht, mich zu sehen, was aber zu erwarten war. Ich neigte ohnehin dazu, mich immer mal wieder zurückzuziehen, und es gab wohl kaum ein passenderen Moment, das zu tun, als jetzt. Celeste lag auf einer Couch und blätterte in einer Zeitschrift. In Illeá gab es keine Zeitungen, wie ich es von anderen Ländern gehört hatte. Wir hatten den
Bericht aus dem Capitol.
Zeitschriften kamen gedruckten Nachrichten noch am nächsten, aber Leute wie ich konnten sie sich nicht leisten. Celeste schien jedoch immer eine zur Hand zu haben, und aus irgendeinem Grund ärgerte mich das heute.
    Kriss und Elise saßen an einem Tisch und tranken Tee, während Natalie im Hintergrund stand und aus dem Fenster blickte.
    »Ach, sieh mal an«, sagte Celeste gedankenverloren, »wieder eine Werbekampagne mit mir.«
    Celeste war Model. Der Gedanke, dass sie sich ihre eigenen Fotos ansah, nervte mich einmal mehr.
    »Lady America?«, rief jemand. Ich wandte mich um und entdeckte die Königin und einige ihrer Begleiterinnen in einer Ecke des Raums. Es sah aus, als sitze sie an einer Handarbeit.
    Ich knickste, und sie winkte mich zu sich heran. Als ich an mein gestriges Verhalten dachte, zog sich alles in mir zusammen. Ich hatte nie beabsichtigt, sie damit zu beleidigen, und plötzlich hatte ich Angst, dass ich genau das getan hatte. Ich spürte die Blicke der anderen Mädchen auf mir. Die Königin sprach uns gewöhnlich als Gruppe an. Nur selten wandte sie sich direkt an eine von uns.
    Ich näherte mich und knickste noch einmal. »Eure Majestät.«
    »Bitte setzen Sie sich, Lady America«, sagte sie freundlich und deutete auf einen freien Stuhl ihr gegenüber.
    Nervös gehorchte ich.
    »Sie waren gestern ziemlich aufgebracht«, eröffnete sie das Gespräch.
    Ich schluckte. »Ja, Eure Majestät.«
    »Standen Sie dem Mädchen sehr nahe?«
    Ich versuchte meinen Kummer zurückzudrängen. »Ja, Eure Majestät.«
    Sie seufzte. »Trotzdem. Eine Dame sollte sich nicht so benehmen. Die Kameras waren zwar auf das eigentliche Geschehen gerichtet, deshalb haben sie Ihr Verhalten nicht aufgezeichnet. Dennoch ziemt es sich nicht, so um sich zu schlagen.«
    Das war nicht die Kritik einer Königin. Das war der Tadel einer Mutter, was es tausendmal schlimmer machte. Es war, als ob sie

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