Die Elite
fassen«, murmelte ich. Wir saßen hinter der breiten Rückenlehne eines Sofas, ein Fleck hellen Mondlichts bedeckte den Boden. Endlich konnte ich auch Aspens Gesicht sehen.
»Bist du dir sicher, dass uns hier niemand entdeckt?« Falls er irgendwelche Zweifel hatte, würde ich noch in dieser Sekunde davonrennen. Uns beiden zuliebe.
»Vertrau mir, Mer. Es müssten schon eine Menge außergewöhnlicher Dinge zusammenkommen, damit uns jemand findet. Wir sind hier absolut sicher.«
Ich machte mir immer noch Sorgen, hatte Trost jedoch so bitter nötig, dass ich ihm nicht widersprach.
Er legte einen Arm um mich und zog mich nah an sich heran. »Wie geht es dir?«
Ich seufzte. »Na ja. Ich bin traurig und wütend. Die meiste Zeit aber wünsche ich mir, ich könnte die letzten beiden Tage ungeschehen machen und Marlee zurückbekommen. Und auch Carter, dabei kenne ich ihn überhaupt nicht.«
»Ich schon«, murmelte Aspen. »Er ist ein großartiger Mensch. Ich habe gehört, er hat Marlee die ganze Zeit über gesagt, dass er sie liebt, und versucht, ihr dabei zu helfen, die Schläge besser zu ertragen.«
»Das hat er«, bestätigte ich. »Zumindest am Anfang. Man hat mich ja mittendrin weggezerrt.«
Aspen küsste mich auf den Kopf. »Ja, davon habe ich auch gehört. Und ich bin stolz, dass du protestiert hast. Das ist ganz mein Mädchen.«
»Mein Vater war auch stolz. Die Königin hingegen war der Meinung, ich hätte mich nicht so aufführen dürfen. Trotzdem war sie froh, dass ich es getan habe. Das ist alles ziemlich verwirrend. Als ob es prinzipiell schon eine gute Idee gewesen wäre, aber irgendwie auch wieder nicht. Und dann hat es ja sowieso gar nichts bewirkt.«
Aspen umarmte mich noch fester. »Es war gut. Und es hat mir eine Menge bedeutet.«
»Dir?«
Er räusperte sich. »Ja, denn ab und zu habe ich mich schon gefragt, ob dich das Casting verändert hat. Man liest dir jeden Wunsch von den Augen ab und alles ist so gewichtig und bombastisch. Ich wusste nicht mehr, ob du noch die alte America bist. Doch dein Verhalten hat mir gezeigt, dass sie dich nicht verbogen haben.«
»Na ja, das Ganze hat schon seine Spuren hinterlassen. Doch die meiste Zeit über erinnert mich dieser Ort daran, dass ich nicht dazu geboren wurde, so etwas zu tun.«
Ich barg meinen Kopf an Aspens Brust, so wie ich es schon immer getan hatte, wenn es mir schlechtging.
»Hör mir zu, Mer, die Sache ist die – Maxon ist ein Schauspieler. Immer wirkt er so perfekt, als ob er über allem stünde. Aber er ist auch nur ein Mensch und mindestens genauso verkorkst wie jeder andere auch. Ich weiß, er bedeutet dir etwas, sonst wärst du nicht hiergeblieben. Aber mittlerweile solltest du eigentlich wissen, dass nichts an ihm echt ist.«
Ich nickte. Maxon mit seinem ganzen Gerede, dass man gelassen bleiben musste. War das seine Masche? Spielte er mir etwas vor, wenn wir zusammen waren? Wie sollte ich das denn je herausfinden?
»Vielleicht ist es gut, dass du es jetzt erfahren hast«, fuhr Aspen fort. »Was wäre, wenn du ihn geheiratet und dann erst festgestellt hättest, was für ein Mensch er ist?«
»Ich weiß. Darüber habe ich auch schon nachgedacht.« Wieder und wieder hörte ich in meinem Kopf die Worte, die Maxon auf der Tanzfläche gesagt hatte. Er schien sich unserer Zukunft so sicher zu sein, war bereit, mir so viel zu geben. Ich hatte ernsthaft geglaubt, dass ihm einzig und allein mein Glück am Herzen lag. Sah er denn nicht, wie
unglücklich
ich jetzt war?
»Du hast ein großes Herz, Mer. Ich weiß, dass du manche Dinge nicht einfach hinter dir lassen kannst, aber es reicht schon, es sich wenigstens zu wünschen. Nur darum geht es.«
»Ich komme mir so dumm vor«, flüsterte ich und hätte fast angefangen zu weinen.
»Du bist nicht dumm.«
»Doch, bin ich.«
»Mer, hältst du mich für schlau?«
»Aber natürlich.«
»Weil ich es auch bin. Und ich bin natürlich viel zu schlau, um mich in ein dummes Mädchen zu verlieben. Also kannst du dir diesen Gedanken gleich wieder aus dem Kopf schlagen.«
Dieser bestechenden Logik gab es nichts mehr hinzuzufügen. Ich gab ein kurzes Schniefen von mir und überließ mich wieder Aspens Umarmung.
»Ich schätze, ich habe dich furchtbar verletzt. Ich verstehe nicht, wie du überhaupt noch in mich verliebt sein kannst«, gestand ich.
Er zuckte die Achseln. »Es ist einfach so. Wie ein Naturgesetz. Der Himmel ist blau, die Sonne ist hell und Aspen liebt America. So ist es nun mal. Im
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