Die Elite
lassen Ihnen das Abendessen auf Ihre Zimmer bringen.« Er schwieg einen Moment. »America, vielleicht sollten Sie schon vorgehen und vorsichtshalber Ihre Sachen packen.«
Der König lächelte. »Eine ausgezeichnete Idee. Nach dir, mein
Sohn.
«
Maxon schien sich geschlagen zu geben. Er öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, doch dann schüttelte er nur den Kopf und ging schweigend davon.
Kriss rang die Hände und blickte ihm besorgt hinterher. Ich konnte es ihr nicht verdenken, denn irgendetwas an der ganzen Szene wirkte bedrohlich.
»Clarkson?«, ergriff Königin Amberly leise das Wort. »Was ist mit der anderen Angelegenheit?«
»Was meinst du?«, fragte er gereizt.
»Die Nachricht«, erinnerte sie ihn.
»Ach, ja.« Der König kam auf uns zu. »Lady Natalie«, sagte er mit ruhiger und fester Stimme, »wir wollten es Ihnen vor dem
Bericht
nicht sagen, aber wir haben leider eine schlechte Nachricht für Sie.«
»Eine schlechte Nachricht?«, fragte Natalie und zupfte ängstlich an ihrer Halskette herum.
Der König kam näher. »Ja. Wie es scheint, haben die Rebellen heute Morgen Ihre Schwester getötet. Mein Beileid.«
»Nein«, flüsterte Natalie, und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.
Ich war zutiefst erschüttert und konnte es zunächst kaum glauben. Die reizende Lacey, die wir auf der Halloween-Party kennengelernt hatten und die sich so gut mit May verstanden hatte? Das konnte doch nicht wahr sein!
»Ihre Leiche wurde am Nachmittag gefunden. Es tut uns wirklich sehr leid.« Immerhin schwang fast so etwas wie Mitgefühl in seiner Stimme mit, obwohl es eher eingeübt als echt wirkte.
Während Natalie einen markerschütternden Schrei ausstieß, wandte sich der König um und ging eilig zur Tür hinaus. Die Königin lief zu Natalie, strich ihr tröstend übers Haar und versuchte sie zu beruhigen. Celeste, die wie immer ungerührt zu sein schien, schlich leise aus dem Studio und eine völlig geschockte Elise folgte ihr. Kriss blieb noch, um Natalie zu trösten. Doch als klar wurde, dass sie angesichts dieser Nachricht nicht viel ausrichten konnte, verschwand sie ebenfalls. Die Königin versicherte Natalie, man würde ihren Eltern Wachen zur Seite stellen und dass sie natürlich zur Beerdigung fahren könnte, wenn sie das wollte. Dabei hielt sie sie die ganze Zeit über im Arm.
Ich stand immer noch wie gelähmt auf meinem Platz. Als plötzlich eine Hand vor meinem Gesicht auftauchte, erschrak ich so sehr, dass ich unwillkürlich zurückzuckte.
»Keine Angst«, sagte Gavril. »Ich möchte Ihnen nur helfen.«
Ich reichte ihm die Hand, überrascht, wie sehr meine Beine zitterten.
»Er muss Sie sehr lieben«, bemerkte er, nachdem ich das Gleichgewicht wiedergewonnen hatte.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ich kenne Maxon seit seiner Kindheit. Noch nie hat er sich so demonstrativ gegen seinen Vater gestellt.«
Damit wandte er sich ab und ging zur Studiocrew, um ihr zu erklären, dass sie über alles, was sie heute Abend gehört hatte, Stillschweigen bewahren musste.
Ich stolperte hinüber zu Natalie. Ich wusste zwar nicht allzu viel über sie, doch bestimmt liebte sie Lacey genauso wie ich May. Deshalb konnte ich mir ihren Schmerz nur zu gut vorstellen.
»Natalie, es tut mir so leid«, flüsterte ich.
Sie nickte nur matt, zu mehr war sie nicht in der Lage.
Die Königin blickte mich voller Mitgefühl an, sie wusste nicht, wie sie ihren Kummer ausdrücken sollte.
»Und für Sie tut es mir auch leid. Ich habe nicht versucht … Ich wollte einfach …«, stotterte ich.
»Ich weiß, meine Liebe, ich weiß.«
Angesichts von Natalies Zustand wäre es unpassend und egoistisch gewesen, um einen längeren Abschied zu bitten, also machte ich nur einen letzten tiefen Knicks vor der Königin und ging dann langsam aus dem Studio. Die Katastrophe, die ich heraufbeschworen hatte, war mit aller Macht über mich hereingebrochen.
28
D as Letzte, was ich erwartet hätte, als ich mein Zimmer betrat, war der Applaus meiner Zofen. Ein paar Sekunden lang stand ich einfach nur da, tief bewegt von ihrem Rückhalt und vom Stolz, der sich in ihren Gesichtern spiegelte.
S chließlich ergriff Anne das Wort. »Das war eine wunderbare Rede, Miss.« Sie drückte mir sanft die Hände, und ich sah eine solche Freude über meine Ansprache in ihren Augen, dass ich mich für einen Augenblick nicht mehr ganz so furchtbar fühlte.
»Ich kann immer noch nicht fassen, dass Sie das getan haben! Sonst setzt sich nie jemand für uns
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