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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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waren nur drei Prozent der Sechser und Siebener überdurchschnittlich intelligent. Und da die Rate so niedrig war, war es klar, dass sie bleiben würden, wo sie waren. Ich hingegen vertrat die Ansicht, wir sollten uns schämen, dass diese Leute später Löcher gruben, wenn sie doch vielleicht ausgezeichnete Herzchirurgen hätten werden können.
    Schließlich hatte ich es fast hinter mir. »Vielleicht gibt es viele Missstände in unserem Land, doch seine Stärke ist nicht zu leugnen. Ich habe Angst, dass diese Stärke in Stagnation übergehen wird, wenn wir nichts ändern. Und ich liebe unser Land viel zu sehr, um das zuzulassen. Ich habe viel zu viel
Hoffnung
, um tatenlos zuzusehen.«
    Ich schluckte und war froh, es hinter mir zu haben. »Danke für Ihre Aufmerksamkeit.« Damit wandte ich mich der königlichen Familie zu.
    Maxons Gesicht war genauso versteinert wie damals, als Marlee die Rutenschläge erhalten hatte. Die Königin hatte den Blick abgewandt und sah enttäuscht aus. Der König jedoch starrte mich wütend an.
    »Und was schlagen Sie vor, auf welche Weise wir die Kasten abschaffen sollen?«, fragte er herausfordernd. »Soll es sie ganz plötzlich nicht mehr geben?«
    »Oh … das weiß ich nicht.«
    »Glauben Sie nicht, dass das Aufstände provozieren würde? Völliges Chaos? Und dass die Rebellen dies zu ihrem Vorteil nutzen würden?«
    Diesen Teil meiner Reformvorschläge hatte ich nicht bis zum Ende durchdacht. Ich hatte mich nur damit beschäftigt, wie ungerecht das herrschende System war.
    »Die Einführung des Kastensystems hat meines Wissens auch ein ziemliches Chaos ausgelöst. Und damit sind wir auch fertiggeworden. Ich habe«, ich griff nach meinen Büchern, »hier sogar eine Beschreibung.«
    Ich suchte in Gregory Illeás Tagebuch nach der richtigen Stelle.
    »Wurde die Übertragung beendet?«, rief der König hektisch.
    »Ja, Majestät!«, ertönte die Antwort.
    Ich blickte hoch und merkte erst jetzt, dass die Lampen, die normalerweise anzeigten, dass die Kameras liefen, dunkel waren. Offensichtlich hatte der König den
Bericht
in der Zwischenzeit abschalten lassen. Wutentbrannt stürmte er nun hinüber zu mir und riss mir das Tagebuch aus der Hand.
    »Woher haben Sie das?«, brüllte er.
    Nervös sprang Maxon auf. »Bitte lass sie, Vater!«
    »Woher hat sie das? Antworte mir!«
    »Von mir«, gestand Maxon. »Wir haben nachgesehen, was Halloween bedeutet. Gregory hat im Tagebuch darüber geschrieben, und ich dachte, sie würde vielleicht noch mehr von ihm lesen wollen.«
    »Du Idiot«, zischte der König. »Ich wusste doch, ich hätte dir das viel früher zu lesen geben sollen. Du verstehst wirklich gar nichts. Du hast keine Ahnung von der Pflicht, die du künftig zu erfüllen hast!« Er schwieg einen Moment. »Sie reist noch heute ab«, befahl er schließlich barsch. »Ich habe endgültig genug von ihr.«
    Langsam wich ich zurück und versuchte mich so weit wie möglich vom König zu entfernen. Dabei wandte ich der Elite den Kopf zu, und aus irgendeinem Grund fiel mein Blick zuerst auf Celeste. Ich hätte erwartet, dass sie schadenfroh lächelte, aber sie war nervös. Noch nie hatte sich der König so aufgeführt.
    »Du kannst sie gar nicht nach Hause schicken. Es ist meine Entscheidung, und ich sage, sie bleibt«, erwiderte Maxon mit fester Stimme.
    »Maxon Calix Schreave, ich bin der König von Illeá, und ich sage dir …«
    »Könntest du für fünf Minuten mal nicht der König, sondern stattdessen mein Vater sein?«, brüllte Maxon. »Das ist meine Entscheidung. Du durftest deine Wahl treffen, und ich nehme für mich dasselbe Recht in Anspruch. Es reist nicht noch ein Mädchen ab, ohne dass ich es sage!«
    Natalie lehnte sich an Elise. Die beiden sahen aus, als zitterten sie.
    »Amberly, bring das dahin zurück, wo es hingehört«, sagte der König und drückte ihr das Buch in die Hand. Die Königin stand da, nickte, rührte sich jedoch nicht. »Maxon? Ich möchte dich in meinem Arbeitszimmer sprechen.«
    Ich blickte zu Maxon. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, aber ich hatte den Eindruck, als flackerte Panik in seinen Augen auf.
    »Andernfalls«, schlug der König vor, »kann ich mich auch mit ihr unterhalten.« Dabei deutete er auf mich, und seine Stimme hatte einen gefährlichen Unterton.
    »Nein«, erwiderte Maxon schnell und hob protestierend die Hand. »Das wird nicht nötig sein. Meine Damen«, fügte er an uns gewandt hinzu, »warum gehen Sie nicht alle nach oben? Wir

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