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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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kommen.«
    Jetzt schrillte auch die Sirene, und ich hoffte, es blieb noch genug Zeit, damit sich alle in Sicherheit bringen konnten.
    Maxon nickte, die Tür ging zu, und augenblicklich wurde es finster. Die Tür war offenbar sehr massiv und so fest verschlossen, dass nicht einmal mehr die Sirene zu hören war. Maxon fuhr mit der Hand an der Wand entlang, bis er schließlich einen Schalter entdeckte. Als er ihn betätigte, wurde der Raum in schummriges Licht getaucht. Neugierig blickte ich mich um.
    Es gab ein paar Regale mit einem Haufen dunkler Plastikpakete darin sowie ein paar dünnen Decken. In der Mitte der winzigen Kammer stand eine Holzbank, auf der ungefähr vier Leute Platz hatten, und in der gegenüberliegenden Ecke befanden sich ein kleines Waschbecken und eine ziemlich primitiv aussehende Toilette. An einer Wand war eine Reihe von Haken angebracht, an denen jedoch nichts hing. Der ganze Raum roch stark nach dem Metall, mit dem die Wände verkleidet zu sein schienen.
    »Wenigstens ist es einer von den guten«, sagte Maxon, humpelte zur Bank und ließ sich erschöpft darauf nieder.
    »Was hast du denn?«
    »Nichts«, sagte er leise und stützte den Kopf in die Hände.
    Ich setzte mich neben ihn, stellte die Metallkiste auf der Bank ab und schaute mich um.
    »Das sind Südrebellen, nicht wahr?«
    Maxon nickte. Ich bemühte mich, gleichmäßig zu atmen und das, was ich gerade gesehen hatte, aus meinem Gedächtnis zu streichen. Würde der Wachmann überleben? Würde überhaupt irgendjemand überleben? Außerdem fragte ich mich, wie weit die Rebellen in der Zeit, in der wir uns versteckt hatten, schon vorgedrungen waren. Hatten die Wachen schnell genug Alarm geschlagen?
    »Sind wir hier sicher?«
    »Ja. Das ist einer der Schutzräume für die Dienerschaft. Wenn sie sich gerade unten in der Küche oder in den Vorratsräumen aufhalten, sind sie ohnehin in Sicherheit. Doch diejenigen, die im Palast unterwegs sind und ihren Pflichten nachgehen, schaffen es manchmal nicht schnell genug bis dorthin. Dieser Schutzraum ist zwar nicht ganz so massiv gebaut wie der für unsere Familie, und wir haben dort auch Vorräte, um eine ganze Weile überleben zu können. Aber im Notfall tut er es auch.«
    »Kennen ihn die Rebellen?«
    »Die Möglichkeit besteht«, räumte Maxon ein und ächzte, als er sich ein wenig aufrechter hinsetzte. »Doch sobald der Raum genutzt wird, können sie nicht mehr eindringen. Es gibt nur drei Möglichkeiten, um hier herauszukommen. Jemand mit einem Schlüssel muss die Tür von außen öffnen. Oder von innen.« Maxon klopfte auf seine Jackentasche und gab mir damit zu verstehen, dass er uns im Notfall hier herausholen konnte. »Die dritte Möglichkeit besteht darin, zwei Tage lang zu warten. Nach achtundvierzig Stunden öffnet sich die Tür automatisch. Zwar überprüfen die Wachen jeden einzelnen Schutzraum, sobald die Gefahr vorüber ist, doch es kann natürlich schon mal vorkommen, dass sie einen vergessen. Ohne den automatischen Öffnungsmechanismus würde man unter Umständen für immer hier festsitzen.«
    Er brauchte eine ganze Weile für diese Erklärung. Ganz offensichtlich hatte er Schmerzen. Er beugte sich vor und sog plötzlich zischend den Atem ein, als die Bewegung seinen Schmerz noch vergrößerte.
    »Maxon?«
    »Ich … ich halte es nicht mehr aus. America, hilfst du mir mit der Jacke?«
    Er streckte den Arm aus, und ich sprang auf und half ihm, sie auszuziehen. Dann nestelte er umständlich an seinen Hemdknöpfen herum. Wieder wollte ich ihm helfen, doch plötzlich hielt er meine Hände fest.
    »Was das Bewahren von Geheimnissen angeht, stehst du im Moment nicht besonders gut da. Dieses Geheimnis musst du jedoch bis über deinen Tod hinaus bewahren. Und auch bis über meinen. Hast du verstanden?«
    Ich nickte, obwohl ich mir nicht ganz sicher war, was er damit sagen wollte. Maxon ließ meine Hände los, und ich knöpfte langsam sein Hemd auf. Unwillkürlich fragte ich mich, ob er sich jemals vorgestellt hatte, wie ich das tat. Ich jedenfalls hatte schon heimlich davon geträumt. In der Nacht nach der Halloween-Party hatte ich im Bett gelegen und mir ebendiese Szene ausgemalt. Allerdings war es in meiner Phantasie ganz anders gewesen als jetzt. Trotzdem überlief mich ein Schauer.
    Vor Jahren hatte ich einmal bei einem meiner Auftritte in einem Künstlerhaushalt die antike Skulptur eines Athleten gesehen, der eine Diskusscheibe warf. Damals hatte ich insgeheim gedacht, dass nur ein

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