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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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"und mich auch nicht. Ganz gleich, wie man ihnen Gut und Böse jemals arrangieren wird, wir werden immer auf der bösen Seite stehen. Weißt du, in welche Lage uns das bringt?" Er lächelt, falsch wie einer, der sich zum erstenmal in seinem Leben theatralisch aufführt. Wohl wissend, daß es ein Schritt ist, von dem es kein Zurück gibt, in der gleichen Klasse von Endgültigkeit wie der Griff nach einer Waffe, wendet er sein Gesicht nach oben und blickt hinauf durch all die durchscheinend überlagerten Schichten, die sich über ihm erstrecken, die Reviere von verbrecherischen Seelen aller Sorten, von kommerziellen Farben jeder Widrigkeit zwischen Aquamarin und Beige, trostlos wie Sonnenschein an einem Tag, für den man sich Regen wünscht, hinauf durch all die lärmende Geschäftigkeit und Industrie all dieser Ebenen, die weiter reichen, als Pirat oder Katje im Augenblick zu sehen vermögen - hebt sein schmales, schuldbeladenes, allzeit versklavtes Gesicht empor zur Illusion des Himmels, zur Wirklichkeit des Drucks, der Last von oben, ihrer Härte und absoluten Grausamkeit, während sie ihr Gesicht in das milde Tiefland zwischen seiner Brust und seiner Schulter preßt, auf ihren Zügen ein Ausdruck von Entspannung einkehrt, von Grauen, mit dem ein Waffenstillstand abgeschlossen ist - und als ein Sonnenuntergang von der Art sich vertieft, die die Fassaden der Gebäude für eine kurze Zeit in helles Grau verwandelt, in ein aschenes, diffuses Lichtgehäcksel, das von ihren Außenbögen greint, in der seltsam schmiedeähnlichen Glut im Westen, der Angst der Passanten, die durch das winzige Auslagenfenster auf den Goldschmied im Halbschatten hinter seiner Flamme starren, der seiner Arbeit nachgeht und sie nicht beachtet, einer Angst, die das Licht ihnen einflößt, weil es diesmal für immer zu verlöschen scheint, und die größer wird, weil nicht nur einzelne, sondern alle auf der Straße das Vergehen des Lichts bemerken ... und es immer dunkler wird, beginnt im Saal wie selbstverständlich eine Band zu spielen, eine Melodie, die trocken ist und streng ... und sind die Kerzenleuchter doch noch angezündet worden ... und gart fürs Dinner heute abend Lamm auf Florentiner Art in den Herden, werden Getränke auf Rechnung des Hauses ausgegeben, fläzen sich Betrunkene in den Liegestühlen -
    Und alle Welt ist emsig, hier im Zwie-licht!
    Wer ahnt es, welche Morgenstraßen, unsre Sohlen kennen?
    Wer ahnt, wie viele Freunde, wir verlassen haben, um ganz für
    uns zu flennen?
    Wir sind für einen Augenblick zusammen,
    Wir summen einen Tag im gleichen Ton ...
    Und alle tanzen hier im Zwie-licht,
    Tanzen dem Alptraum davon ...
    Und sie tanzen: obgleich Pirat es früher niemals richtig konnte, geht es jetzt sehr gut... sie fühlen sich im Einklang mit all den anderen in ihrer Bewegung, und wenn es auch noch flüssiger sein könnte, ist es doch nicht mehr trocken... so lösen sie sich auf im Wettlauf und im Schwärmen dieser tanzenden Verdammnis, und ihre
    Gesichter, die rührenden, komischen Gesichter, die sie für diesen Ball aufgesetzt haben, verblassen, wie Unschuld verblaßt, verbissen ins Betteln um Liebe, verkrampft ins Freundlichsein ...
    [3.25] Ludwig und sein Lemming
    Nebel klumpt sich in den Hälsen der schmalen Gassen. In der Luft hängt ein Geruch nach Salzwasser. Die gepflasterten Straßen sind naß vom Regen der vergangenen Nacht. Slothrop erwacht in einer ausgebrannten Schmiedewerkstatt unter Reihen von verrußten Schlüsseln, für die es keine Schlösser mehr gibt. Er taumelt ins Freie, findet auf einem Hof zwischen Ziegelmauern und Flügelfenstern, aus welchen niemand schaut, eine Was-serpumpe, hält seinen Kopf unter die Öffnung, pumpt am Schwengel, weicht sich so lange ein, wie er's für nötig hält. Eine rotbraune Katze pirscht sich von Torbogen zu Torbogen an ihn heran, miaut um ein Frühstück. "Tut mir leid, Alte." Mit Frühstück sieht es für sie beide schlecht aus. Er zieht Tschitscherins Hosen mit einem Ruck in die Höhe und macht sich auf den Weg aus der Stadt, läßt die stumpfen Türme hinter sich, die Kuppeln aus grün patiniertem Kupfer, die auf dem Nebel schwimmen, die spitzen Giebel und roten Ziegeldächer, wird von einer Frau auf einem leeren Bauernwagen ein Stück mitgenommen. Die sandbraune Stirnmähne des Pferdes wippt und weht, und der Nebel setzt sich wieder hinter ihnen.
    Das Bild dieses Morgens muß das gleiche sein, das die Wikinger gesehen haben, als sie über diese riesige Wasserweide

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