Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Unterlippe. Cassidy, sie musste sich auf Cassidy konzentrieren. Sobald die Rettungsaktion geglückt war, würde die unheimliche Widersacherin aus ihrem Leben verschwinden!
Plötzlich zuckte Kim zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Reflexartig ließ sie sich zu Boden fallen und riss ihr handliches Gewehr herum.
»Nicht schlecht«, säuselte Faith anerkennend.
»Was willst du?«, rief ihr Kim erbost entgegen, doch die Amazone antwortete nicht, sondern half ihr auf die Beine und setzte sich anschließend ebenfalls auf den knorrigen Baumstamm.
»Ich will wissen, ob ich mich morgen eher vor den Sicarii oder vor dir in acht nehmen muss!«
Ihre gesangvolle Stimme war verschwunden, sie wirkte auf einmal angespannt und unentschlossen. Kim suchte seit ihrer ersten Begegnung erfolglos nach einer Antwort und hätte um ein Haar beschämt ihr Haupt gesenkt.
»Du scheinst keine Probleme mit den anderen zu haben, also muss es an mir liegen. Was ist es?«
»Ich weiß es nicht, okay?«, seufzte die temperamentvolle Rangerin schuldbewusst.
»Hab ich vielleicht deinem Mann den Kopf verdreht? Gefielen dir seine Blicke in der Höhle nicht? Oder hast du vielleicht Angst, ich könnte dir in den Rücken fallen?«
»Nein. Das ist es nicht«, erwiderte sie verblüfft, denn das entsprach sogar der Wahrheit. Sie glaubte nicht im Entferntesten daran, dass sie Dogs Befehle je missachten würde. Seine charismatische und zugleich einschüchternde Ausstrahlung zeigte bereits Wirkung. Faith murmelte eine Bestätigung und schlich wenig überzeugt zum Lagerplatz zurück. Kim blickte ihr stirnrunzelnd nach. Ihr war bewusst gewesen, wie schwierig eine Zusammenarbeit mit ihren Todfeinden werden musste, die immerhin ihren Vater auf dem Gewissen hatten. Doch niemals hätte sie damit gerechnet, dass sie sich schon vor der eigentlichen Schlacht überfordert fühlen würde. Scott spendete ihr zumindest etwas Trost, indem er sie daran erinnerte, wofür sie das alles über sich ergehen ließ.
13 - Der Feind meines Feindes
Die dunkelhäutige Amazone ging Kim während der Nacht aus dem Weg, um keine weiteren Anfeindungen zu riskieren. Lediglich der junge Vulture suchte noch einmal erfolglos das Gespräch mit ihr. Kim war nicht in Stimmung für Konversationen, sie patrouillierte in regelmäßigen Abständen um das Lager und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Erst bei Sonnenaufgang verschwand ihre depressive Laune. Sie atmete tief ein und genoss die befreiende Wärme auf ihrem Gesicht.
»Guten Morgen!«, rief Angel gähnend, während sie sich aus ihrem Schlafsack quälte. »Irgendwas passiert heut Nacht? Lebt deine neue Freundin noch?«
Sie zwinkerte dem Rotschopf spöttisch zu, wurde jedoch sofort wieder ernst, als sie den eisigen Blick ihrer empfindlichen Kameradin entdeckte.
»Verzeihung«, murmelte sie und wendete sich sicherheitshalber ihrem Gewehr zu.
»Wie weit ist es eigentlich noch?«, fragte Kim.
»Schwer zu sagen. Wir kennen ja die Landschaft nicht. Ich hoffe, wir sind spätestens heute Abend da.«
Victor kam unterdessen mit zwei großen, dampfenden Tassen auf sie zugelaufen.
»Hier, euer Getränk für Mädchen!«, rief er und freute sich immer noch wie ein kleines Kind zu Weihnachten. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zugetan, sondern die technischen Spielereien des Sattelschleppers untersucht. »Das Ding kann sogar Kaffee kochen!«
Kim bekam den ersten Becher, aber als er Angel den zweiten geben wollte, griff plötzlich eine verschmutzte Pranke danach und stahl sie ihm.
»Danke«, donnerte ihm Dogs Stimme entgegen, so dass sich seine Haare auf dem Rücken furchtsam aufstellten. Er war viel größer und breiter als der hagere Sprengstoffexperte. Selbst Butch wirkte neben ihm wie ein ganz normaler Mann. Der Hüne trank einen kräftigen Schluck seines bitteren Gebräus und reichte Angel den Rest, bevor er sich auf den Weg zum Sattelschlepper machte. Sie blinzelte ihm schmunzelnd nach, während Victor dem Riesen eingeschüchtert hinterher sah.
»Brr – schmeckt genauso widerlich wie der von Frank«, schimpfte Kim und schüttelte sich. Die Teams rollten ihre Schlafsäcke zusammen und verzehrten ein paar Vorräte. Kim teilte ihren Kaffee mit Johnny und kuschelte sich in seine Arme. Sie ließ ihren Blick über den Rastplatz schweifen und schaute verträumt in den Horizont, wo die rote Morgensonne den ungleichen Konvoi begrüßte, bis sie Faith und ihren attraktiven Advokaten entdeckte, die gemeinsam
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