Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
frühstückten. Neugierig richtete sie sich auf und zückte ihr Fernglas. Die beiden unterhielten sich kaum, sondern starrten auf dem Boden sitzend in die Ferne, als würden sie sehnsüchtig nach etwas Ausschau halten. Vielleicht waren sie ein Paar? Das wäre zumindest eine Erklärung für die ständigen Versuche des vernarbten Vulture, Faith in Schutz zu nehmen. Vor Müdigkeit seufzend senkte sie ihren kleinen Feldstecher und kuschelte sich an Johnnys Brust.
»Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt. Kim antwortete ihm mit einem Kuss auf die Wange; eine Geste, die Johnny nur zu gut verstand und nicht weiter nachbohrte. Angel musterte unterdessen auf der anderen Seite des Hügels gemeinsam mit Scott den Horizont in Richtung Brackwood. Seit die Sicarii Cassidy entführt hatten, schien der treue Schäferhund mit jedem Tag trauriger zu werden. Zwei Herrchen innerhalb kurzer Zeit zu verlieren war zu viel für das Tier. Mit einem verschlafenen Gesichtsausdruck warf ihm Angel kleine Stücke Brot zu und aß selbst etwas, bis ihr Kamerad auf einmal zu knurren begann.
»Pass nur auf, er kann euch nämlich nicht leiden!«, rief sie spöttisch, ohne den Blick zu wenden. Sie griff nach dem rissigen Lederhalsband und kraulte Cassidys Gefährten am Nacken, bis er sich beruhigt hatte. Dog näherte sich mit langsamen Schritten, zeigte aber keine Furcht, während er sich vor das Tier kniete und ihn an seiner Hand schnuppern ließ.
»Bist du bereit?«, fragte er mit tiefer Stimme. Angel sah ihm verträumt in die Augen und nickte glücklich. Trotz des Chaos um sie herum fühlte sie sich zum ersten Mal seit Jahren wieder frei und unbefangen.
»Und du?«
»Bereit dir einmal mehr den Hintern zu retten!«, erwiderte er zynisch. Angel knallte ihm die rechte Handfläche ins Gesicht, bevor sie ihn zum Lagerplatz zerrte. Faith und ihr Freund waren mittlerweile im Auflieger des Sattelschleppers verschwunden. Kim versuchte halbwegs bequem auf der Rückbank des Humvees Platz zu nehmen, um ein wenig zu schlafen, doch das hatte noch nie so richtig funktioniert.
»Du solltest dich in den Truck legen. Und euer neugieriger Kaffeedieb auch«, bot Dog ihr an, der gemeinsam mit Angel die letzten Schlafsäcke auf der Ladefläche verstaute.
»Ich komm schon klar, danke!«, erwiderte sie genervt. Der Hüne sah seine Freundin augenrollend an und zuckte ratlos mit den Schultern.
»Da drin schläft es sich viel angenehmer, glaub mir«, flüsterte Angel so nah am Fenster, dass nur Kim sie zu hören vermochte. »Ich brauche dich heute Nacht. Cassidy braucht dich.«
Mit einem trotzigen Stöhnen verließ der eigensinnige Rotschopf den Wagen und schnappte sich eine Decke von der Ladefläche. Angel hatte Recht – und genau das störte sie daran! Übermüdet schleppte sie sich zum Auflieger und spähte hinein. Ihr Blick fiel auf Faith und ihren Freund mit dem übertriebenen Beschützerinstinkt, die gemeinsam vor dem Schott zur Fahrerkabine lagen. Man konnte den Innenraum umbauen, um kleine Nischen als Ersatz für richtige Betten zu erhalten. Sie rollte mit den Augen und zwängte sich am Planungstisch vorbei, die Decke über ihre Schulter gelegt.
»Hey«, rief sie kleinlaut. »Wie macht man das?«
Die beiden sahen sich kurz an, zeigten aber keine Gefühlsregung. Faith, die am Gang lag, erhob sich und begann auf der gegenüberliegenden Seite des Aufliegers die Bodenplatten aufzuklappen und einen etwa zwei Meter langen und einen halben Meter breiten Kasten zu errichten. Ein Verrutschen während der Fahrt war dadurch ausgeschlossen und als besonderen Luxusartikel zauberte sie sogar noch eine dünne Schaumstoffmatratze hervor, die bei Gefechten als Splitterschutz des Medizinabteils diente. Sie wollte sich gerade hinlegen, da steckte Victor den Kopf durch die Tür.
»Hey, ich hab gehört hier gibt’s auch noch richtige Betten?«, rief er mit großen Augen, woraufhin Faith triumphierend die Mundwinkel hochzog und eine weitere Schlafgelegenheit errichtete. Unterdessen erteilte Angel den Fahrzeugbesatzungen vor der Zugmaschine letzte Anweisungen für den Tag.
»Wir wissen nicht genau, wie gut die feindliche Aufklärung ist, darum müssen wir heute besonders vorsichtig sein! Wir teilen den Konvoi auf. Ein Buggy fährt ein paar Kilometer voraus und einer weit hinter uns. Der Humvee eskortiert den Sattelschlepper. Beide Späher halten permanent Funkkontakt mit uns. Ich will über alles informiert werden, was da draußen vor sich geht, egal wie unbedeutend es euch
Weitere Kostenlose Bücher