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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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steht, ein Sadist. Er akzeptierte sogar meine Bedingung.«
    »Was für eine Bedingung? Was hast du verlangt?«
    »Die Leben der Mörder unseres Vaters«, erwiderte Caiden und sah seine Schwester mit demselben Gesichtsausdruck an, den er zuvor in ihrem Traum aufgesetzt hatte. Erschrocken zuckte sie zusammen, reagierte aber nicht darauf, sondern ließ ihn fortfahren. »Sie fingen an zu lachen, obwohl ich es todernst meinte. Eric klopfte mir auf die Schultern und sagte, sie würden ganz mir gehören. Mein erster Befehl lautete, sie über die Mauer werfen zu lassen, so wie die beiden es mit Dad getan hatten. Den halben Tag lang schmorten sie neben ihm in der Sonne, durchbohrt von rostigen Eisenstangen und ähnlichem Schrott. Sie schrien vor Schmerz und winselten um Hilfe. Mit der Zeit weinten sie sogar, riefen nach ihren Müttern. Die anderen Vultures standen auf der Brüstung und lachten.«
    »Du auch?«, fragte Cassidy vorsichtig.
    »Anfangs, ja. Für eine Weile habe ich das Gefühl der Anerkennung durch die Gang wirklich genießen können. Ich fühlte mich stark, so stark wie noch nie zuvor! Das hab ich in unserem weltfremden Dorf immer vermisst, doch mit der Zeit widerte es mich an, sie so zu sehen.«
    Cassidy drehte sich wieder zum Fenster um, schloss die Augen und seufzte leise.
    »Und wie viele Siedlungen hast du inzwischen zerstört?«
    »Keine einzige. Zwei Tage später bekamen wir die ersten Meldungen von Angriffen auf unsere Lager. Der Krieg mit den Sicarii hatte begonnen. Seit dem bin ich mit Dogs Team unterwegs, und der hat schon lange keine Dörfer mehr überfallen.«
    »Butch, such uns einen Rastplatz! Die Leute brauchen eine Pause und es wird bald dunkel«, schallte Angels Stimme aus ihren Ohrstöpseln.
    Cassidy stand auf und schwankte in Richtung der Stahltür.
    »Ich muss mich um die Verwundeten kümmern«, murmelte sie und drückte sich mit aller Kraft gegen das Schott. Von dieser Seite öffnete sich der Durchgang viel leichter und um ein Haar wäre sie kopfüber in den Auflieger gestürzt. Caiden rollte schadenfroh mit den Augen und vergrößerte den Abstand zum Humvee.
    »Alles klar mit dir?«, fragte Angel, als sich ihre Freundin ächzend neben ihr fallen ließ.
    »Ja, ich denke schon. Ich muss mich noch an den Gedanken gewöhnen, dass mein eigener Bruder zu denen gehört.«
    Angel legte ihren Arm um ihre Schulter und versuchte sie zu trösten. Sie wusste genau, was der acht Jahre ältere Mann bis zum heutigen Tag durchgemacht hatte, konnte aber auch den Schock ihrer Schülerin verstehen.
    »Glaub mir, ihm blieb gar keine andere Wahl«, flüsterte sie ihr zu. »Du hast gehört, was Dog gesagt hat. Die meisten Sklaven sind bereits tot. Caiden dagegen ist wieder mit dir zusammen. Verurteile ihn nicht zu streng. Manchmal zählt das Ergebnis mehr als der Weg dorthin!«
    Cassidy legte ihren Kopf auf Angels Schulter und schloss die Augen, bis sich das Rumpeln des Sattelschleppers verstärkte. Dog stolperte in Richtung Fahrerkabine, während sie die Straße verließen.
    »Was ist denn jetzt wieder?«, fragte er durch die offene Tür hindurch.
    »Der Humvee ist abgebogen. Sag den Leuten wir, halten gleich an!«, rief Caiden ihm zu. Kurz darauf öffneten sich die Türen und die Menschen traten zum ersten Mal seit zehn Stunden ins Freie. Sie streckten sich und spazierten um den erschöpft schnaufenden Sattelzug herum. Butch kam auf Angel zugelaufen und flüsterte ihr etwas ins Ohr, doch als Cassidy näher kam, verstummte er plötzlich. Misstrauisch blinzelte sie das Mädchen an.
    »Wir – sind wieder zu Hause«, erklärte ihre Freundin zögerlich.
    »Ich weiß nicht, ob das so gut ist, aber euer Dorf ist einfach der beste Rastplatz weit und breit«, seufzte Butch schuldbewusst. Aufgrund von Dogs Behauptungen über den Rückzug der Vultures in ihre Festung hatte er sich gegen eine erneute Durchquerung von Black Forrest entschieden und war südlich daran vorbeigefahren - direkt durch das verwaiste Vultureterritorium.
    »Vielleicht können Caiden und du hier Frieden schließen«, schlug Angel zurückhaltend vor. Cassidy überlegte einen Moment und schlenderte zum Hang, an dem sie sich einst mit Stan vor den Scavengern versteckt hatte. Sie wollte nicht hier sein; die Bilder der zerstörten Hütten und verbrannten Leichen schmerzten sehr, doch sie musste es hinter sich lassen, oder die Geister der Vergangenheit würden sie bis in alle Ewigkeit verfolgen. Das war eine der Lehren, die sie in Silver Valley immer

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