Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
Vom Netzwerk:
wieder zu hören bekommen hatte.
    »Ich halte Wache«, rief sie Angel entschlossen zu.
    »Ganz sicher?«, fragte ihre Freundin erstaunt.
    »Ja – und sorg dafür, dass Dog mir Caiden zuteilt. Wir klären das, hier und jetzt!«
    »Okay, du bist der Boss!«
    Angel lächelte stolz und bestieg den Auflieger, um ihren Gefährten zu informieren. Butch verschwand in Richtung Humvee und bereitete die Schlafsäcke vor. Victor sammelte bereits gemeinsam mit einigen befreiten Männern Holz für die Lagerfeuer. Kim stand am Abhang über der Dorfruine und suchte den Horizont mit ihrem Fernglas ab.
    »Hey Cassidy, hast du eine Ahnung, wo wir hier was zu beißen kriegen?«
    »Caiden meinte früher mal, dass es um diese Jahreszeit ein paar Kilometer südlich ein Wasserloch gibt. Da solltet ihr fündig werden«, rief ihr die Teenagerin zu. Kim nickte bestätigend, winkte Butch zu sich und fuhr mit dem Humvee davon.
    Noch eine Stunde bis Sonnenuntergang. Die Dorfbewohner unterhielten sich leise über die unscheinbare, verbrannte Siedlung vor ihnen. Gerüchte, dass es Cassidys Heimat wäre, machten raunend die Runde. Dog und Victor versuchten, den alten Brunnen zu öffnen. Die Vultures hatten ihn nicht völlig zerstört, sondern nur jeden Schrott, den sie finden konnten, hineingeworfen. Nach ein paar Minuten gaben sie jedoch enttäuscht auf. Rost und Fäkalien verseuchten das spärliche Wasser. Cassidy wechselte den Verband von Jesses Mutter. Der Sattelschlepper war für Gangverhältnisse hervorragend ausgestattet und bot eine Vielzahl unterschiedlicher Binden, Kompressen, Schmerzmittel und sonstiger Arznei. Dog hatte persönlich dafür gesorgt, wenn auch nicht ganz uneigennützig, denn er kämpfte gerne an vorderster Front und wurde dementsprechend oft verletzt.
    »Danke«, flüsterte die von der Fahrt erschöpfte Frau.
    »Kein Problem, ist doch nur ein Verband.«
    »Das meine ich nicht. Wärst du uns nicht zu Hilfe gekommen, hätten deine Freunde wahrscheinlich nie so ein Himmelfahrtskommando riskiert.«
    Die hagere Frau wirkte unglaublich niedergeschlagen. Ihr ganzes Leben hatte sich in Luft aufgelöst. Erst verlor sie ihren Mann an die Vultures und nun ihre Heimat an die Sicarii. Insgeheim bewunderte sie Cassidy, die sich nicht unterkriegen ließ und ihr Schicksal selbst in die Hand genommen hatte, anstatt sich im vermeintlich sicheren Silver Valley niederzulassen.
    Cassidy wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Jesses Mutter hatte Recht, Angel war gekommen, um sie zu retten, nicht wegen den anderen Verschleppten. Sekundärziele hatte sie die Menschen genannt.
    »Das sollte bis nach Hause reichen!«, flüsterte sie, zog den Verband fest und verließ den Auflieger in Richtung der untergehenden Abendsonne. Es war unheimlich, wie vertraut ihr alles vorkam. Direkt vor ihren Augen durchsuchten Vultures die Überreste ihrer Heimat, kramten in ihrer Vergangenheit. Dog hatte gerade einen halb verkohlten Teddybär entdeckt, der einst ihrem Bruder gehörte und den er ihr vor sehr vielen Jahren geschenkt hatte, als er seiner Meinung nach zu alt für Plüschtiere geworden war.
    Cassidy wandte sich von den Ruinen ab und lief in den verdorrten Wald hinein. Sie folgte dem Weg, den sie vor gut einem Monat genommen hatte, und rannte quer durch das trockene Gestrüpp, als würde sie verfolgt werden. Nur fünf Minuten später erreichte sie die rettende Schlucht. Noch immer sah man deutlich, wo sie hinunter gerutscht war. Kleine Steine, die sie mit sich gerissen hatte, und umgeknickte Wurzeln, die aus der Wand ragten, verrieten die Position.
    Sie setzte sich an den Rand der Spalte, zupfte sich die Holzsplitter aus ihren blonden Haaren, die sich wieder darin verfangen hatten, und schaute verträumt auf den Horizont. Der zweite Wald am Ende der Erdspalte war nicht zu erkennen. Spiegelungen im heißen Wüstensand ließen das Bild verschwimmen. Eine halbe Stunde starrte sie in die Ferne, und erst als die Sonne unterging, vernahm sie Schritte hinter sich.
    »Alles klar mit dir?«
    Angel setzte sich abgekämpft neben ihre Freundin und musterte neugierig die Schlucht.
    »Du musst ganz schön weit gelaufen sein. Ich kann den anderen Wald kaum erkennen!«
    Cassidy schniefte leise, lehnte sich an Angels Schulter und genoss die stille Geborgenheit, dir ihr so lange gefehlt hatte. Das richtige Verhalten bei Gefangennahmen stand normalerweise auf dem Trainingsplan eines jeden Rangers, war jedoch aus Zeitmangel bei der talentierten Teenagerin übergangen worden.

Weitere Kostenlose Bücher