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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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mehr erkennen könnte. Wahrscheinlich war es auch gut so, dachte Cassidy im Stillen, während die anderen das Lager unter dem Hang errichteten. Angel teilte Kim und Victor zur Nachtwache ein. Sie wollte ihrer jungen Schülerin nicht zumuten, stundenlang in der Dunkelheit vor ihrer zerstörten Heimat zu stehen. Anstatt permanent um das Camp zu tigern, stellte der Sprengstoffexperte ein paar Sprengfallen mit Stolperdrähten auf. Kim unternahm einen erfolglosen Versuch, ihn davon abzubringen, aber solange sie in seiner Nähe blieb, würde schon nichts passieren. Nur wenige Minuten später schlummerte der drahtige Faulpelz bereits neben seinem Bruder.
    Vier Stunden lang regte sich kein Lüftchen, bis ein großer Knall die Gruppe plötzlich aus ihren Träumen riss und in den Schlafsäcken stehen ließ. Sie griffen nach ihren Gewehren und legten sich instinktiv flach auf den Boden. Eventuelle Gegner durften sie auf Victors Anweisung hin nicht suchen, das würde nur weitere Fallen auslösen. Es dauerte knapp eine Minute, aber dann gab er Entwarnung und fragte, ob jemand Appetit auf gegrillten Hasen hätte.
    »Irgendwann erschieß ich dich für deine Spielchen!«, rief Angel genervt. »Und ich ziel ein bisschen höher als die Gangs!«
    »Lach du nur! Wenn wir das nächste Mal vor einer verschlossenen Tür stehen, wirst du dir eins von meinen Spielzeugen wünschen!«, erwiderte Victor empört. Er stellte eine neue Falle auf und legte sich wieder schlafen. Die restlichen Langohren, sofern noch welche da waren, hatten das Interesse an dem kleinen Team jedoch verloren.
     
    ***
     
Vier Stunden später erschien die Sonne am Horizont. Hungrig verschlangen sie die spärlichen Fleischreste zum Frühstück, denn länger als drei Tage hielt es sich in einfachen Plastikboxen nicht. Heute würden sie in Sienna eintreffen und die Stimmung der Gruppe erreichte einen neuen Tiefpunkt. Angel studierte den Tag über Berichte und detaillierte Landkarten, die im Laufe des letzten Jahres von Ranger Teams in der nördlichen Gegend erstellt worden waren. Der Weg führte sie in einem weitläufigen Bogen an einem schwarzen Fleck in der Landschaft vorbei, der auf Cassidy bereits aus großer Entfernung bedrohlich wirkte. Black Forrest nannte Angel die unheilvolle Erscheinung, die den ganzen Horizont beanspruchte, verweigerte aber weitere Auskünfte. Erst als Johnny den vorausfahrenden Humvee unvermittelt stoppte, wurde ihre Neugier geweckt. Mitten auf der zweispurigen, schlaglochübersäten Asphaltstraße lag ein aufgerissener Pferdekadaver. Dem Sattelzeug nach zu urteilen ein berittener Kurier, doch vom Boten fehlte jede Spur. Aasfresser hatten sich bereits an dem Tier gelabt, das inzwischen einem ganzen Fliegenschwarm als Brutplatz diente. Der Überfall musste wenigstens eine Woche zurückliegen, wobei Angel sich wunderte, dass der Bote auf der asphaltierten Straße unterwegs gewesen war. Normalerweise nutzten Pferdekuriere abschüssige Routen querfeldein, wo motorisierte Gangs kaum eine Chance hatten, sie einzuholen. Nachdem jedoch auch eine Untersuchung der näheren Umgebung keine neuen Erkenntnisse zu Tage förderte, ließ Angel ihr Team wieder aufsitzen, um die lange Reise fortzusetzen. Das ungute Gefühl, dass in Sienna etwas nicht stimmte, sollte sie nun aber erst recht nicht mehr loslassen.
    Gut zehn Kilometer vor Erreichen des Ziels stoppte Angel den kleinen Konvoi. Die Siedlung lag inmitten einer Hügelkette. Ein abgestorbener Wald umgab das Dorf im Süden und verbarg die Humvees vor neugierigen Blicken, während sich eine grob asphaltierte Straße durch die Landschaft schlängelte und sie hinauf zur Enklave führte.
    »Wir warten bis Sonnenuntergang. Kann sein, dass dort alles in Ordnung ist. Aber wenn nicht, will ich mich erstmal umsehen«, entschied Angel. »Checkt euer Equipment. Victor, gib jedem eine Granate!«
    Cassidy reichte Scott das letzte Stück Trockenfleisch und etwas Wasser. Anschließend überprüfte sie ihre Ausrüstung. Ein Magazin im Gewehr, vier Ersatzmagazine, zwei für die Pistole, eine Handgranate, ein geschwärztes Kampfmesser am Gürtel, einen grünen Leuchtstab an der Weste, einen Ersatzstab in einer Seitentasche, eine Taschenlampe und ein Headset. Jetzt fehlten nur noch ein paar Vultures!
    Geschockt schüttelte sich das Mädchen. Diesen Gedanken wollte sie gleich wieder verdrängen. Es dauerte einige Stunden, bevor die Nacht ihren Tarnschirm über das Team legte. Sehr lange Stunden, denn es gab nichts zu tun.

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