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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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viel Angst vor deren Vergeltungsmaßnahmen, um sich öffentlich mit ihr anzulegen.«
    Jade sah die beiden mit starrem Blick an und reinigte ihr schartiges Katana mit einem Tuch, dass ihr ein schüchternes Hausmädchen gebracht hatte.
    »Trotzdem muss die Legion wirklich sauer auf uns sein, wenn mir bereits kleine Sergeants derart aggressiv gegenübertreten«, philosophierte sie und ließ es wie eine Frage klingen.
    »Das kannst du laut sagen! Zwei Tage lang durfte ich mir die Hasstiraden von Fräulein Ich-hab-die-Nase-voll anhören!« Charles setzte sich in seinem Rollstuhl gerade hin und nahm Abstand von der Blutlache, als seine Arbeiter mit Lappen und einem Eimer Wasser kamen, um die Terrasse zu reinigen. »Ich hab gewusst, dass sowas passieren würde, verdammt«, fluchte er.
    »Womit hat sie dich diesmal bestochen?«, fragte Jade.
    »Brandy«, brummte Charles zurück wie ein schlechter Verlierer.
    »Ist ihr Wagen noch da?«
    Der alte Rollstuhlfahrer nickte und ließ sich von Jade zu der größten Scheune seines Hofes schieben, indem Jiao ihren Luxusgeländewagen versteckt hatte.
    »Die haben die ganze Zeit versucht, das Ding zum Laufen zu bringen«, rief Charles mit einem spöttischen Lachen, als Cassidy und Dog einsteigen wollten, die Türen jedoch verriegelt vorfanden.
    »Und nun?«, fragte Cassidy. Jiao hatte ihr die spezielle Panzerausführung des Wagens erklärt, der vor dem weltweiten Zusammenbruch von Politikern genutzt worden war. Die Außenhülle konnte angeblich Panzerabwehrraketen standhalten, weswegen sich Cassidy beim besten Willen nicht vorzustellen vermochte, wie Jade den schwarzen Straßenkreuzer starten wollte.
    Ohne auf die Frage zu reagieren, stellte sich die Schwertkämpferin vor den verchromten Kühler und blickte in den tiefroten Himmel über der Scheune.
    »Wenn du deine Tochter jemals lebend wiedersehen willst, dann lässt du jetzt den Wagen an!«, brüllte sie in die Abendsonne.
    Cassidy und Dog teilten verdutzte Blicke miteinander. Auch Charles kratzte sich am Kopf und fragte sich, was Jade zu tun versuchte. Es wirkte wie ein öffentliches Stoßgebet, was bei den Sicarii immerhin juristisch grenzwertig war. Dann blitzten plötzlich die Blinker auf, die Türen entriegelten sich und einen Augenblick später sprang der kräftige Motor wie von Zauberhand an. Die schaulustigen Feldarbeiter wichen eingeschüchtert zurück. Nur Charles verstand, dass Jiaos Vater den Wagen mit seinen Aufklärungsdrohnen keinen Moment aus den Augen gelassen hatte. Eine davon kreiste vermutlich seit Tagen über seinem Hof.
    »Bin ich euch nun endlich los? Oder kommt morgen die nächste Legion auf meinen Hof gestürmt?«
    »Die Armee wird bald ganz andere Sorgen haben«, antwortete Jade knapp. Sie wies Cassidy an, den Motor abzuschalten und schob den alten Mann zurück zu seinem Herrenhaus.
    »Wir bleiben über Nacht hier«, sagte sie auf dem Weg. Es war keine höfliche Frage, ob er für sie ein Nachtquartier hätte, sondern eine simple Feststellung, die er nur mit einem unterwürfigen Nicken beantworten durfte.
     
    ***
     
Nachdem die Sonne untergegangen war, öffnete Charles vor dem Kamin die fünfzig Jahre alte Flasche Brandy, die Jiao ihm als Gegenleistung für seinen geliehenen Pick-up geschenkt hatte. Als Ausgleich für den ungerechtfertigten Angriff, bei dem er sein Auto verloren hatte, überließ ihm Jade die klapprige Rostlaube, deren Zustand ihrem Vorgänger in nichts nachstand.
    Cassidy beobachtete neugierig, wie der Rollstuhlfahrer die bernsteinfarbene Flüssigkeit minutenlang in seinem dickbäuchigen Glas herumschwenkte und immer wieder daran schnupperte, bis er sich die äußerst selten gewordene Kostbarkeit schmecken ließ. Sie versuchte seine Bewegungen nachzuahmen, brach aber aufgrund des brennenden Alkohols schon beim ersten Kontakt in lautes Husten aus. Dog zeigte dagegen keinen großen Genießergeist und kippte das edle Getränk wie den billigen Fusel aus der Taverne runter. Dabei flegelte er sich in seinen ausgeleierten Ledersessel hinein, als gehörte ihm das rustikale Herrenhaus.
    Jade stand unterdessen gedankenversunken vor dem angenehm warmen Kaminfeuer. Sie hielt ihr Glas mit verschränkten Armen vor der Nase und schwenkte es mit Abstand am längsten im Kreis, ohne auch nur ansatzweise davon zu trinken. Sie hatte ihren Trenchcoat abgelegt und rieb sich hin und wieder mit der linken Hand den verspannten Nacken, wobei sie die Augen schloss und leise seufzte.
    So hatte Cassidy sie noch nie

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