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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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und starrte ihr ein paar Sekunden zornig in die Augen, als handele es sich um einen Wettstreit auf Leben und Tod. »Es wäre möglich, dass zurzeit ein langfristiges Experiment von Doktor Sheridan läuft, um die Wechselwirkung des Repellents zu testen«, gab sie am Ende zu.
    »Und war in den Kanistern auch wirklich Repellent?«, bohrte Angel zwiespältig nach. »Oder habt ihr die Neces absichtlich angelockt, um uns eine gute Show zu liefern?«
    »Übertreib es nicht!«, warnte Jade sie und setzte stur ihren Spaziergang fort. »Haus Argon wurde schon vor Wochen für den Trip zur Farm ausgewählt und das hat seinen Grund. Brandon und Dekker gehen zwar nicht mehr zur Schule, leisten den Kindern aber auf allen Ausflügen Gesellschaft, seit die Legion kaum noch ausreichenden Schutz gewährleistet. Sie wussten über das erhöhte Risiko bescheid und waren von Sydney entsprechend ausgerüstet worden. Die Idee, Jenny mit Cassidy bekanntzumachen, kam mir erst nach unserer Rückkehr.«
    Angel schwieg einige Schritte und wägte gedanklich ab, ob sie die Manipulation ihrer Schülerin durchgehen lassen konnte oder nicht. Immerhin zeigte Jade nicht mal den Anschein von Verschleierung und hatte jede ihrer Fragen direkt beantwortet; wenn auch mitunter eher unfreiwillig.
    »Gibt es sonst noch irgendetwas, das ich besser nicht im Nachhinein erfahren sollte?«, brachte sie hervor.
    Jade überlegte einen Moment, ehe sie antwortete.
    »Cassidy hat in der Diskothek einer Studentin die Nase gebrochen.«
    »Sie hat was!?«
    »Hat sie dir das wirklich nicht erzählt?«
    Angel schüttelte mit dem Kopf.
    »Ich glaube ihr Name ist Kaily oder Kelly. Laut Clarissa hat sie versucht, Alison zu schlagen und Cassidy ist dazwischengegangen. Bevor Clarissa etwas unternehmen konnte, lag diese Kelly schon mit gebrochener Nase am Boden«, berichtete Jade verschmitzt. »Wie du siehst, hat dein kleines Anhängsel also durchaus ihren eigenen Beitrag zur Freundschaftsbildung geleistet.«
    Ein Anflug von Stolz durchdrang Angel auf dem Weg zurück zum Rastplatz. Dennoch wurde sie den bitteren Nachgeschmack nicht los, wie eine Puppe gesteuert zu werden; wenngleich mit längeren Fäden als noch vor einer Woche.
    Überraschenderweise war jedoch auch ihr Verständnis für Jades Situation gewachsen. Ein Imperium zusammenzuhalten, in dem an allen Ecken und Kanten Intrigen und Verrat gediehen, konnte keine einfache Aufgabe sein. Wehmütig rief sie sich ihren letzten Streit mit Monroe ins Gedächtnis. Ihr größtes Problem war die Behandlung von vier Vultures gewesen, um die dreihundert Bürger von Silver Valley zu schützen. Verglichen mit der Sisyphusarbeit von Jade und ihren Bacchae ein geradezu lächerliches Geplänkel.
    »Woher die plötzliche Offenheit?«, fragte sie beiläufig. »Habt ihr keine Angst, dass ich mein Wissen gegen euch wenden könnte?«
    »Du hast mich gegenüber Catherine McDonnell gehört. Die Möglichkeit besteht«, antwortete Jade sachlich. Dann drehte sie sich schlagartig um und setzte das Gesicht eines Sensenmanns auf. »Aber wir haben Mittel und Wege, Verrat zu vergelten. Du bist intelligent genug, um zu verstehen, was das bedeutet.«
    Aufgrund ihrer Müdigkeit erschrak Angel bei Jades Auftritt für einen Moment, wofür sie sich sofort innerlich tadelte. Etwas in ihren Worten bereitete ihr aber dennoch Sorgen; echte Sorgen. Jade hatte bisher alle ihre Drohungen wahrgemacht, und obwohl sie für den Verrat der Vultures die Ranger rekrutieren wollte, zweifelte Angel keine Sekunde an den strategischen Möglichkeiten der Sicarii; ganz besonders nach ihrer Tour durch Alexandria. Jade hatte gesagt, die Neces seien nur eine Waffe des Imperiums, war anschließend aber nicht ins Detail gegangen.
    »Klärst du mich darüber auf?«, fragte Angel, nachdem Jade eine Weile geschwiegen hatte. Sie hasste es, hilflos ins Leere zu spekulieren.
    »Nein. Manche Geheimnisse müssen geheim bleiben, bis ihr eure Loyalität unter Beweis gestellt habt.«
    Sie ließ sich also doch nicht vollständig in die Karten sehen. Angel erinnerte sich an C.T.s prophetische Worte: Wenn sie Alexandria verließe, wäre sie entweder Teil des Imperiums oder tot.
    Und noch war Angel am Leben.
     
    ***
     
    »Clarissa?«, flüsterte Cassidy neben dem Lagerfeuer. »Schläfst du schon?«
    »Mh ... was ist?«, grummelte die Nocturnal zwischen ihren gekreuzten Armen hervor, die ihr als Kopfkissen dienten.
    »Warum hast du uns gestern nicht aufgehalten? Auf dem Rückweg ins Hotel?«
    C.T.

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