Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
zärtlich.
»Jetzt setzen wir uns erst mal und versorgen unsere Gäste mit Kaffee und Kuchen. Das ist Berits spezieller Marmorkuchen. Das Rezept ist so geheim, dass nicht einmal ich weiß, wie man ihn zubereitet.« Er bemühte sich, die Stimmung aufzulockern, aber er sah genauso traurig aus wie seine Frau.
Patrik setzte sich. Ihm war bewusst, dass er früher oder später ein Thema ansprechen musste, das für Ebbas Eltern offensichtlich sehr schmerzlich war.
»Bedienen Sie sich.« Berit reichte den Kuchenteller herum. »Wissen Sie und Ihr Mann schon, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird?«
Paula wollte sich gerade ein Stück Kuchen in den Mund stecken. Sie hielt inne und sah der Frau direkt in die Augen.
»Nein. Meine Lebensgefährtin Johanna und ich haben beschlossen, dass wir es uns nicht sagen lassen. Aber da wir schon einen Sohn haben, wäre es natürlich toll, wenn wir diesmal ein Mädchen bekämen. Andererseits ist es natürlich so, wie alle immer sagen: Hauptsache, das Kind ist gesund.« Sie strich sich über den Bauch und machte sich auf die Reaktion des Paares gefasst.
Berit strahlte. »Wie schön für den Jungen, dass er bald ein großer Bruder ist. Da ist er bestimmt stolz.«
»Bei einer so hübschen Mutter wird es auf jeden Fall ein wunderbares Baby«, sagte Sture lächelnd.
Da sie überhaupt keinen Anstoß daran zu nehmen schienen, dass das Kind zwei Mütter haben würde, lächelte auch Paula.
»Nun müssen Sie uns erzählen, was dort los ist.« Sture beugte sich über den Tisch. »Am Telefon bekommen wir immer nur wortkarge Antworten, und kommen sollen wir auch nicht.«
»Es ist wahrscheinlich besser.« Noch mehr gefährdete Personen auf Valö hatten ihnen gerade noch gefehlt, dachte Patrik.
»Warum denn?« Berit blickte nervös zwischen Patrik und Paula hin und her. »Ebba hat uns erzählt, dass sie Blut unter den Bodendielen gefunden haben. Ist es von …«
»Offensichtlich«, sagte Patrik. »Das Blut ist jedoch so alt, dass sich nicht mit Sicherheit sagen lässt, ob es von Ebbas Familie stammt und um wie viele Personen es sich handelt.«
»Das ist wirklich furchtbar«, sagte Berit. »Wir haben nie viel mit Ebba über diese Ereignisse geredet und wussten auch nur das, was uns das Jugendamt erzählt hatte oder in der Zeitung stand. Als Mårten und sie das Haus übernehmen wollten, waren wir daher ein wenig erstaunt.«
»Ich glaube nicht, dass sie dorthin wollten«, sagte Sture. »Sie wollten einfach von hier weg.«
»Würden Sie uns denn erzählen, was mit ihrem Sohn passiert ist?«, fragte Paula vorsichtig.
Berit und Sture sahen sich einen Moment lang an. Dann ergriff Sture das Wort. Langsam erzählte er vom Tag, an dem Vincent starb. Patrik schnürte es beim Zuhören die Kehle zu. Das Leben war manchmal so grausam.
»Sind Ebba und Mårten sofort danach weggezogen?«, fragte er, als Sture verstummte.
»Ungefähr ein halbes Jahr später«, antwortete Berit.
Sture nickte. »Stimmt. Das Haus haben sie verkauft. Sie wohnten ja hier in der Nähe.« Er zeigte die Straße hinunter. »Mårten hat alle Tischleraufträge abgegeben. Ebba war seit dem Vorfall krankgeschrieben. Sie war bei der Steuerbehörde angestellt, hat aber nie wieder angefangen zu arbeiten. Manchmal machen wir uns Sorgen, ob die beiden finanziell zurechtkommen, aber durch den Hausverkauf haben sie ja einen Grundstock.«
»Wir müssen sie unterstützen, so gut wir können«, sagte Berit. »Wir haben noch zwei eigene Kinder, wenn man so will. Allerdings war Ebba das für uns auch immer. Die beiden anderen waren völlig vernarrt in Ebba. Falls es ihnen möglich ist, werden sie auch helfen. Es wird schon alles gut gehen.«
Patrik nickte. »Das Haus wird wunderschön, wenn es einmal fertig ist. Mårten scheint ein guter Tischler zu sein.«
»Er ist unheimlich tüchtig«, sagte Sture. »Als die zwei noch hier wohnten, hat er fast immer gearbeitet. Manchmal war es beinahe zu viel, aber das ist mir lieber als ein Schwiegersohn, der auf der faulen Haut liegt.«
»Noch Kaffee?« Berit ging die Kanne holen, ohne ihre Antwort abzuwarten.
Sture blickte ihr hinterher. »Diese Geschichte nagt an ihr, aber sie möchte es nicht zeigen. Ebba kam wie ein kleiner Engel zu uns. Unsere Großen waren sechs und acht, und wir hatten überlegt, uns eventuell noch ein Kind anzuschaffen. Berit hatte die Idee, sich nach einem Kind umzusehen, das unsere Hilfe brauchte.«
»Hatten Sie vor Ebba andere Kinder in Pflege?«, fragte Paula.
»Nein,
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