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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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werden.«
    Behandle mich nicht wie ein Kind, John.
    »Ich will nicht seefest werden. Ich habe nämlich nicht vor, mich jemals wieder auf See zu begeben.« Und nach ein paar weiteren kleinen Schlucken fuhr sie fort: »Wie lange, hast du gesagt, brauchen wir bis Antwerpen?«
    »Vier, vielleicht fünf Tage. Das hängt vom Wind ab.«
    Sie stöhnte.
    »Den Kanal zu überqueren, dauert zwei Stunden. Wenn wir diesen Weg genommen hätten, wären wir schon da.«
    »Oder wir säßen im Tower«, entgegnete er nüchtern. »Komm, trink aus. Du wirst schon sehen. Noch vor Weihnachten haben wir uns in unserer neuen Bleibe eingelebt und neue Freunde gefunden. Dann musst du auch nie wieder einen Fuß auf die Planken eines Schiffes setzen.«
    Kate trank die würzige, mit Honig gesüßte Mixtur. Sie musste zugeben, dass ihre Eingeweide sich tatsächlich beruhigten. Sie sank in die Kissen zurück und schloss die Augen. Auch wenn ihr Magen jetzt Ruhe gab, so arbeiteten ihre Gedanken weiter. Weihnachten zusammen mit ihrem frisch angetrauten Ehemann in einem anderen Land! Das schien ihr alles ganz und gar unwirklich. Kate wusste von Antwerpen nur, dass es eine der größten Städte des Heiligen Römischen Reichs war – wahrscheinlich sogar größer als London – und es in Europa als so etwas wie die Hauptstadt des Buchhandels galt. Viele von Tyndales Büchern trugen die Imprimatur von Antwerpen. Gott sei Dank hatte Lady Walsh ihnen die Namen einiger Leute genannt, die ihnen dort weiterhalfen.
    »John, weißt du, wo …«
    »Pssst. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe bereits einen Plan. Ich habe Freunde dort. Du wirst sie mögen, und sie werden dich mögen. Ruh dich einfach nur aus.«
    Nach ungefähr fünf Minuten spürte sie, wie seine Lippen ihre Stirn berührten.
    »Besser?«, fragte er.
    Ihr gelang ein Nicken.
    »Ich denke, ich sollte aufs Achterdeck hinaufgehen und mit dem Kapitän sprechen. Er schien sehr bemüht darum zu sein, dir zu helfen. Er ist wirklich kein schlechter Kerl, weißt du.«
    Kate öffnete nicht einmal die Augen. Sie winkte nur matt. In der Kabine war es jetzt still. Die See hatte sich beruhigt. Ihr Magen auch.
    Sie wurde nicht einmal wach, als John eine Stunde später in die dämmrige Kabine zurückkehrte.
    Kate erwachte erst am nächsten Tag. Sie war allein in der Kabine. Das Licht, das durch das Bullauge fiel, verriet ihr, dass es bereits später Vormittag sein musste. Sie stand vorsichtig auf und stellte überrascht fest, dass der Schwindel und die Übelkeit verschwunden waren. Armer John. Er hatte offensichtlich auf dem Boden geschlafen, wie die Decke, die als zusammengeknüllter Haufen auf den Planken lag, erkennen ließ. Sie war gerührt, als sie sich daran erinnerte, wie fürsorglich er sich um sie gekümmert hatte. Wie war es ihr nur gelungen, einen so wunderbaren Ehemann zu finden?
    Sie erblickte eine Schüssel mit frischem Wasser und ein Stück kastilische Seife – der Kapitän liebte anscheinend ein wenig Luxus – auf dem Tisch, an dem sie gestern zu Abend gegessen hatten. Sie verdrängte das Bild der dampfenden Suppe, damit ihr Magen nicht wieder zu rebellieren begann. Eine Kleinigkeit sollte sie allerdings essen. In diesem Moment kam Endor mit einem Becher Ingwersud in die Kabine. Kate schüttelte protestierend den Kopf, aber die Frau deutete auf den Becher und nickte heftig. Dann hielt sie zwei Finger in die Höhe und wickelte einige Brötchen und etwas Käse aus einem ölgetränkten Tuch.
    »Ich verstehe nicht.«
    Endor zeigte auf den Becher, machte eine Bewegung, als würde sie trinken, und deutete dann auf die Brötchen.
    »Ihr wollt, dass ich das zuerst trinke, und dann darf ich das Brot essen?«
    Endor nickte.
    Nun, das Gebräu hatte ihr beim ersten Mal anscheinend nicht geschadet. Im Gegenteil, es hatte ihr überraschenderweise sogar gutgetan, also trank sie den Becher aus. Endor schnitt ein Stück Käse ab und reichte es ihr zusammen mit einem Brötchen.
    Kate biss ab und kaute langsam. Erleichtert stellte sie fest, dass ihr Magen keine Einwände erhob. »Erinnert Ihr Euch an mich?«, fragte Kate, während sie sich die Finger sauber leckte.
    Die Frau nickte.
    »Ich bin froh, dass Ihr in Sicherheit seid.« Plötzlich schoss ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf. Wie konnte sie sich sicher sein, dass das überhaupt der Fall war? Die Frau war eine Dienerin, aber konnte es nicht sein, dass der Kapitän sie dazu zwang? »Ich meine, Ihr seid doch aus freiem Willen hier?«
    Die Frau

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