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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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Vorgangs eine Augenbraue hoch und presste die Lippen zusammen. Kate war froh, dass er nicht noch weitere Einwände erhob.
    Der Kapitän grinste. Er genießt es zuzusehen, wie unwohl sich John fühlt , dachte sie und wollte schon sagen, dass sie ihre Meinung geändert hatte, als die Frau plötzlich die Augen aufschlug und in die Schüssel starrte.
    Das Schiff schaukelte sanft auf einer Welle.
    Endor schüttelte kurz den Kopf und schloss wieder die Augen.
    »Also wirklich, Kapitän …« Aber der Kapitän legte nur mahnend zwei Finger auf seine Lippen.
    Sie warteten alle darauf, dass sich das Wasser in der Schüssel wieder beruhigte. Niemand sprach ein Wort. Die einzigen Geräusche waren das Knarren der Planken, als die Seeleute ihrer Arbeit nachgingen, und ein Scharren unter den Bodendielen. Das waren wohl Ratten im Frachtraum. Kate schauderte. Auf allen Schiffen gab es Ratten – nicht wahr? Plötzlich war sie John sehr dankbar dafür, dass er darum gebeten hatte, die Lampe anzuzünden.
    Wieder riss Endor plötzlich die Augen auf und starrte in die Schüssel. Kate fragte sich gerade, wie es ihr gelang, sie ohne zu blinzeln so lange offen zu halten, als die Frau unvermittelt ein aufgeregtes Ächzen von sich gab, wild gestikulierte und die Schüssel entschlossen von sich wegschob. Etwas von dem Wasser schwappte auf das weiße Leintuch. Sie schüttelte heftig den Kopf, riss, ohne die Erlaubnis des Kapitäns abzuwarten, die Tür zum Hauptdeck auf und rannte aus der Kabine. Kurz darauf hörten sie über ihren Köpfen eilige Schritte.
    Kapitän Lasser stieß ein nervöses Lachen aus.
    »Vermutlich kann sie ihre Gabe nicht willentlich herbeirufen. Ihr Verhalten hat nichts weiter zu bedeuten. Es war ihr einfach nur peinlich, dass sie im Wasser nichts sehen konnte.«
    Kate fiel jedoch auf, dass das spöttische Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden war.
    »Ja, auch ich bin mir sicher, dass das nichts zu bedeuten hat«, sagte John. Er klang erleichtert, dass die alberne Posse endlich vorbei war.
    »Geht es ihr gut? Sollten wir nicht nach ihr sehen? Sie schien mir ziemlich aufgeregt zu sein«, sagte Kate.
    »Nein. Sie ist nur auf das Achterdeck hinaufgegangen, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Das ist ihr Lieblingsplatz.«
    Kate bezweifelte jedoch, dass dies der Grund für ihr Verschwinden war. Sie hätte nur allzu gern mit der Frau gesprochen, um sie zu fragen, was sie so sehr aus der Fassung gebracht hatte. Sie beugte sich nach vorn und blickte in die Schüssel. Das Einzige, was sie in dem ruhigen Wasser jedoch sah, war ihr besorgtes Gesicht. Das Schiff schaukelte, und ihr Spiegelbild verschwand. Plötzlich spürte Kate ein flaues Gefühl im Magen.
    Sie wusste nicht, ob das Unwohlsein von den rollenden Bewegungen des Schiffes herrührte oder von Endors Reaktion. Jedenfalls bereute sie es jetzt sehr, den letzten Löffel Lauchsuppe gegessen zu haben.
    Den Rest ihres ersten Abends auf See und einen guten Teil der Nacht lag Kate in der schmalen Koje und wäre am liebsten gestorben. Die ersten Stunden hatte John ihren Kopf gehalten, während sie sich immer wieder in eine Schüssel übergab. Dabei hatte sie alles, was sie gegessen hatte, von sich gegeben.
    »Ich will nicht, dass du mich so siehst«, sagte sie noch stöhnend beim ersten Mal. Als sie dann irgendwann nur noch würgen konnte, war es ihr egal. Mit völlig leerem Magen ließ sie sich schließlich erschöpft aufs Bett fallen, während John nach oben ging, um die Schüssel auszugießen. Sie war gerade zu dem Schluss gekommen, dass es gar nicht so schlimm wäre, gefangen genommen zu werden, wenn sie nur wieder festen Boden unter die Füße bekäme, als John mit einem dampfenden Becher zurückkehrte.
    »Kapitän Lasser sagt, dass dir das hier guttun wird«, meinte er.
    »So, sagt er das? Also, wenn dir auch schlecht wäre, würde ich annehmen, dass er uns vergiftet hat.« Sie stützte sich mühsam auf den Ellbogen ab. »Was ist das?«
    »Ingwersud«, erwiderte John. »Wenn du nur seekrank bist, wird es deinen Magen beruhigen, sagt der Kapitän.« Er hielt ihr den Becher an die Lippen.
    Obwohl sich ihr Magen verkrampfte, trank sie ein paar Schlucke von dem würzigen, scharfen Gebräu, nicht weil sie sich eine heilsame Wirkung davon erwartete, sondern um John einen Gefallen zu tun.
    »So ist es gut. Braves Mädchen«, schmeichelte er ihr. »Kapitän Lasser sagt, dass du den ganzen Becher trinken sollst. Er sagt, der Ingwer wird dir helfen, seefest zu

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