Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)
Katholischen Kirche in England …
Als er seinen Brief beendet hatte, versah er ihn mit seinem Kardinalssiegel und übergab ihn einem Diener.
»Dies darf nur Carpeggio zu Gesicht bekommen. Sag dem Boten, er soll sich beeilen.«
Kapitän Lasser ist offensichtlich der Meinung, dass der neue Passagier keine Bedrohung darstellt, dachte Kate, sonst hätte er ihn wohl kaum dazu eingeladen, mit ihnen zusammen in der Kabine des Kapitäns zu speisen. Tom Lasser war viel zu sehr auf Gewinn aus, um die Hand zu beißen, die ihn fütterte, also würde er Humphrey Monmouth nicht verärgern, indem er sie und John verriet. Dennoch war sie besorgt. Wie hätte es auch anders sein können? Ihre Welt veränderte sich so schnell, dass die Sorge in den letzten Tagen ihr ständiger Begleiter war.
Im Laufe einer einzigen Woche war aus ihr, einer alleinstehenden, einsamen Frau ohne jede Perspektive, eine verheiratete Frau geworden! Vor ihr lag eine Welt voller Abenteuer. Das alles schien ein unglaublicher Traum zu sein. Aber ihr war durchaus bewusst, wie schnell sich das wieder ändern konnte. Das Fleet-Gefängnis vergaß man nicht so schnell. Mit bebendem Herzen sah sie dabei zu, wie ihr frisch angetrauter Ehemann die Tür der Kabine öffnete, die während der letzten fünf Tage ihr Brautgemach gewesen war – ein weit weniger prächtiges Gemach als das von Lady Walsh, aber seine Intimität war durchaus angenehm.
Sie musste zugeben, dass der neue Passagier nicht besonders bedrohlich aussah. Es war ein junger Mann, etwas älter als John, aber bestimmt jünger als der Kapitän. Sein ordentlich gestutzter rötlicher Bart wies noch keine Spur von Grau auf, obwohl sich sein Haar, wie sich zeigte, als er die Kappe abnahm, am Scheitel bereits ein wenig zu lichten begann.
»Ich bin Stephen Vaughan, Agent von König Heinrich«, sagte er freundlich, als er ihrem Mann die Hand reichte.
»John F …«
»Gough. Aus Antwerpen. Master John Gough und seine Frau Kate«, unterbrach ihn der Kapitän.
Also traute der Kapitän dem neuen Passagier doch nicht über den Weg.
»John und seine Frau sind im Exportgeschäft tätig. Sie kommen gerade von einem Besuch bei ihren Verwandten zurück.«
Mit welcher Selbstverständlichkeit ihm diese Lüge über die Lippen kommt, dachte sie. Fast hätte sie sie selbst geglaubt.
Endor tippte dem Kapitän auf die Schulter und zeigte auf den Tisch, um damit zu sagen, dass das Essen fertig war.
»Kommt und setzt Euch«, sagte der Kapitän. »Mir knurrt schon der Magen.«
»Das ist wirklich sehr freundlich von Euch, Kapitän Lasser«, sagte der Neuankömmling, als sie sich um den kleinen Tisch setzten. »Vielen Dank. Ich hatte nicht erwartet …«
»Keine Ursache. Und jetzt lasst uns essen.«
Endor hatte auf ihrer kleinen Kochstelle einige würzige Fleischpasteten und Rübenmus zubereitet – wahrscheinlich war das das letzte Mal, dass sie und John auf dem Schiff speisten. Es ist schön, dass wir diese Mahlzeit zusammen mit dem Kapitän einnehmen, dachte Kate. Der Gedanke überraschte sie. John schien die Gesellschaft des Kapitäns zu genießen, und sie selbst hatte inzwischen gelernt, sie zu ertragen. Trotz seiner gelegentlichen, sarkastischen Bemerkungen bewunderte sie seinen wachen Verstand. Und wenn sich das Gespräch wieder einmal seinen Abenteuern auf See zuwandte, fand sie ihn weder langweilig noch selbstsüchtig. Er hatte zwar eine zynische, aber auch ehrliche Sicht auf die Dinge. Und dann war da noch Endor. Kate war sich noch immer nicht sicher, in welcher Beziehung er zu ihr stand.
»Gough?« Der Neuankömmling sah nachdenklich drein, als er einen Schluck von dem Apfelwein nahm, den sein Gastgeber ihm hatte einschenken lassen. »Gab es nicht unten am Friedhof von St. Paul’s einen Buchhändler dieses Namens?« Kate bemerkte, wie seine haselnussbraunen Augen glitzerten, so als wähnte er sich kurz vor einer wichtigen Entdeckung.
»Das sind entfernte Verwandte … von uns. Wir kennen sie kaum«, sagte sie schnell.
Sie spürte, wie sie rot wurde. Der Kapitän wirkte belustigt.
Mir fällt das Lügen eben nicht so leicht wie Euch , wollte sie sagen, aber sie wandte den Blick ab. Sie war ein wenig ärgerlich über seinen Gesichtsausdruck, aber auch dankbar, als er sich zu Wort meldete, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
»Dann seid Ihr also der Spion des Königs, Master Vaughan«, sagte der Kapitän. »Das muss eine aufregende Arbeit sein.« Er bohrte sein Messer in die Fleischpastete,
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