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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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Baumstamm hinaufhuschte.
    »Ihr seid schon eine Weile nicht mehr in England gewesen. Deshalb wisst Ihr vielleicht auch nicht, was hier vor sich geht«, sagte der Gentleman mit ruhiger, vernünftiger Stimme. »Hier in England schicken sie einen wegen der Dinge, die Ihr sagt, auf den Scheiterhaufen.«
    »Das weiß ich, und ich bin darauf vorbereitet. Ich empfehle mich in Gottes Hände.« John kam erst in diesem Augenblick der Gedanke, dass Gott sich vielleicht ebender Hände dieser beiden Männer bediente. Dass er sie ihm genau deshalb geschickt hatte. Aber wie konnte er sich andererseits sicher sein, dass es nicht eine Versuchung des Teufels war?
    Der Pförtner setzte sich auf einen Baumstumpf, während er noch immer ungläubig den Kopf schüttelte.
    »Setzen wir uns eine Minute. Ihr solltet noch einmal in aller Ruhe darüber nachdenken.«
    »Ich habe in der letzten Woche über nichts anderes nachgedacht. Glaubt mir. Ich wünsche mir nichts so sehr wie zu leben. Ich habe eine Frau …« Nein. Er durfte jetzt nicht an Kate denken, sonst verließ ihn der Mut vielleicht doch noch.
    Seine Bewacher machten keinerlei Anstalten, ihren gemeinsamen Weg fortzusetzen.
    »Wenn Ihr mich nicht begleiten wollt, verehrte Herren, dann muss ich den Weg zum Croydon Palace wohl allein finden. Ich werde mich auf jeden Fall dem Erzbischof stellen.«
    Erst jetzt stand der Pförtner auf und ging einfach davon. Den restlichen Weg gingen sie hintereinander her, wobei John mit ein paar Schritten Abstand die Nachhut bildete.
    Kate verbrachte ihre erste Nacht in London in dem schmalen Bett über der Druckerei. So schließt sich also der Kreis , dachte sie und sann darüber nach, wie sehr sich ihr Leben in den letzten fünf Jahren verändert hatte, obwohl viele Dinge gleich geblieben waren. Sie warf sich wie früher schlaflos im Bett herum, gequält von der Sorge um ihren Mann.
    Der Kapitän war wie John durch das mit Brettern vernagelte Fenster in das Haus eingestiegen, um ihr die Tür zu öffnen. Als sie den kleinen Buchladen in der Paternoster Row betrat, kam es ihr, abgesehen von der dicken Staubschicht, die alles bedeckte, so vor, als wäre sie nie fort gewesen. Ein vertrautes Gefühl der Angst und der Einsamkeit stellte sich ein, so als hätte es die ganze Zeit nur auf ihre Rückkehr gewartet. Sie hatte den Besen genommen und begonnen, die Spinnweben aus den Ecken zu fegen und dabei im Staub unter dem Fenster Fußspuren bemerkt. Es waren die größeren Fußabdrücke des Kapitäns, die die von John verwischt hatten.
    »Bitte, lasst mich das machen.« Der Kapitän nahm ihr den Besen aus der Hand. »Setzt Euch hin und ruht Euch aus.«
    »Wann kann ich ihn sehen?«, fragte sie.
    »Ich werde Euch morgen zu ihm bringen. Heute Abend ist es schon zu spät dafür. Außerdem hat der stellvertretende Constable Dienst. Aus Erfahrung weiß ich, dass man mit Constable Kingston vernünftig reden kann. Vor allem dann, wenn man ihm für sein Entgegenkommen eine goldene Crown anbietet.«
    »Wie soll ich das jemals wiedergutmachen … alles, was Ihr für uns getan habt.«
    »Mir wird da schon etwas einfallen«, sagte er. Aber sein gezwungenes Lächeln war ein kläglicher Abklatsch des spöttischen Grinsens, das er sonst zur Schau stellte.
    Nachdem alle Spinnweben entfernt waren, machte er sich auf den Weg, um etwas zu Essen zu besorgen. Kate packte ihren kleinen Koffer aus und hängte ihre Kleider in den Schrank. Er kam mit Endor zurück, die ihr eine in ihrem kleinen Backofen zubereitete Mahlzeit mitbrachte. Kate versuchte, etwas zu essen, um dem Kapitän einen Gefallen zu tun – es schien ihm wichtig zu sein, und das war das Mindeste, was ihr der Anstand gebot –, aber die Speisen hatten für sie keinerlei Geschmack, und sie konnte kaum schlucken, weil ihr die Angst die Kehle zuschnürte. Sie war unendlich müde, schon die kleinste Bewegung strengte sie ungeheuer an, da sie, seit sie von Johns bevorstehendem Prozess gehört hatte, nicht mehr geschlafen hatte.
    Fünf Jahre. Und nun lag sie wieder, genauso wie damals, allein in ihrem schmalen Bett über der Treppe. Sie schloss die Augen, lauschte auf die nächtlichen Geräusche, die durch das geöffnete Dachfenster drangen. Er ist so nahe , dachte sie. Warum aber kann ich seine Gegenwart nicht spüren? Sie fragte sich, ob auch er wach lag und an sie dachte. Sie konnte weder weinen noch schlafen.
    Als Tom Lasser am nächsten Morgen an die Tür des Buchladens klopfte, wünschte er sich fast, er wäre Kate

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