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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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Kate trank einen kleinen Schluck. Das Gebräu war merkwürdig wohltuend. Sie nahm einen weiteren Schluck. Als der Becher leer war, war es auch ihr Geist. Sie sank auf den Tisch und schlief ein.
    Als sie aufwachte, schien die Sonne nicht mehr durch das nach Osten weisende Fenster. Kate stand auf und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Sie musste nachdenken, dazu brauchte sie einen klaren Kopf. Nur ein einziger Mann in ganz England hatte jetzt noch die Macht, ihren Ehemann zu retten, und dieser eine Mann war nicht Kapitän Tom Lasser.
    »Ich gehe in die Stadt, Endor«, sagte sie, während sie eine kurze Nachricht auf ein Stück Papier kritzelte.
    Endor schüttelte beunruhigt den Kopf, flehte Kate mit den Augen an zu bleiben.
    »Ich muss gehen. Gib das dem Kapitän, wenn er zurückkommt. Darauf steht, dass ich mich auf die Suche nach John gemacht habe.«

40

    … Christus wird ein Feuer aus Reisigbündeln für ihn entzünden, in dem er das Blut aus seinem Körper schwitzt und seine Seele direkt in das Feuer der Hölle fährt.
    Sir Thomas More über die Verbrennung von John Frith.
    A ls Kate nach zweieinhalb Meilen in Westminster ankam, verließen die Minister bereits das Parlamentsgebäude. Sie sprach einen von ihnen an, der gerade zum Ufer hinuntereilte, um eine der kleinen Fähren herbeizuwinken, die am Spätnachmittag auf der Themse verkehrten.
    »Verzeihung, Sir, aber wo kann ich Sir Thomas More finden?«
    Er lachte, und etwas an diesem Lachen sagte ihr, dass er kein Freund von Sir Thomas war.
    »Jedenfalls nicht hier. Er wird inzwischen bereits nach Hause gefahren sein. Wenn er heute überhaupt anwesend war. Die meiste Zeit vergräbt er sich nämlich in seinem Studierzimmer in Chelsea.«
    »Chelsea? Das liegt flussaufwärts, richtig?«
    »Ja, ungefähr drei Meilen von hier.«
    So weit würde sie es zu Fuß bis zum Einbruch der Nacht nicht schaffen. Die Enttäuschung musste ihr ins Gesicht geschrieben gewesen sein.
    »Ich bin auf dem Weg nach Richmond. Mein Fährmann kann Euch in Chelsea absetzen, aber Ihr werdet dann allein wieder zurückgehen müssen. Bis dahin wird es bestimmt dunkel sein. Vielleicht solltet Ihr doch lieber bis morgen warten.«
    »Ich habe eine Freundin, die dort in Diensten steht.« Wie leicht ihr doch diese Lüge über die Lippen kam. »Ich werde mich also erst morgen wieder auf den Rückweg machen. Ich würde wirklich gern noch heute Abend dort sein.«
    »Wenn Ihr Euch sicher seid …« Er bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    Nachdem der Parlamentarier auf der Fahrt die Themse hinauf einige Mal vergebens versucht hatte, sie in ein Gespräch zu verwickeln, wandte er seine Aufmerksamkeit schließlich seinen Unterlagen zu und überließ Kate ihren Gedanken. Sie überlegte, was genau sie Thomas More sagen sollte. Es würde ihr nicht leichtfallen, sich der Gnade eines Mannes auszuliefern, der sie genauso hasste wie sie ihn. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nicht einmal wusste, wie er aussah. Wie konnte sie jemanden hassen, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte? Er war doch nur ein Mann. Vielleicht gelang es ihr, bei ihm das Mitgefühl zu erregen, von dem seine Tochter sich so sicher war, dass er es besaß.
    Als der Bootsführer an dem kleinen hölzernen Steg anlegte, hatte man in dem großen Ziegelbau am anderen Ende einer weiten Rasenfläche bereits die Lampen angezündet.
    »Vielen Dank, Sir. Das war wirklich sehr freundlich von Euch.« Sie schenkte ihm ihr tapferstes Lächeln.
    »Seid Ihr sicher, dass Eure Freundin auch da ist? Eine Frau allein … wir sind hier ziemlich weit draußen.«
    »Sie ist Sir Thomas’ Haushälterin. Sie erwartet mich. Aber vielen Dank, dass Ihr Euch Gedanken um mich macht und dass Ihr mich mitgenommen habt.« Bevor er es sich anders überlegen konnte, sprang sie aus dem Boot, raffte ihre Röcke, damit sie im Schlamm am Ufer des Flusses nicht schmutzig wurden, und rannte den Rasen hinauf. Als sie die Hälfe des Weges hinter sich gebracht hatte, hätte sie fast der Mut verlassen. Sie konnte wieder zum Fluss hinunterlaufen, das Boot herbeirufen, der Mann schien ein anständiger Mensch zu sein. Er würde ihr bestimmt eine Unterkunft für die Nacht zur Verfügung stellen.
    Thomas More hat deinen Bruder gefoltert und deine Lebensgrundlage zerstört, er hat deinen Ehemann wie ein Tier gejagt und eingesperrt und dafür gesorgt, dass ihn ein schrecklicher Tod erwartet. Er hat dir alles genommen, was du hattest. Was also könnte er dir jetzt noch antun?
    Sie trat

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