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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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zu dem stolzen Verhalten stand, das sie damals in der kleinen Druckerei an den Tag gelegt hatte.
    »Eure Tochter hat mir von Eurer Wohltätigkeit und Eurem Mitleid erzählt. Sie sagte, dass Ihr ein Mann mit großem Einfluss seid. Ihr seid in ganz England bekannt.« Dann sah sie Margaret an, so als bitte sie sie um ihren Beistand. »Ich bin gekommen, Euch um ein wenig Anteilnahme zu bitten, von der Eure Tochter sprach. Ich möchte Euch bitten, Euren Einfluss beim Bischof geltend zu machen.«
    Angesichts des Lächelns, mit dem ihr Vater auf diese Worte reagierte, hatte Margaret das Gefühl, als schütte ihr jemand einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht. War er schon immer so … kalt gewesen?
    »Meine Tochter hat, wie vermutlich die meisten liebenden Töchter, eine übertriebene Vorstellung von der Wichtigkeit ihres Vaters. Ich bin mir sicher, dass auch Ihr über Euren Vater nur Gutes zu sagen habt, Mistress Frith, obwohl er, wie ich hörte, im Gefängnis starb.«
    Die Frau zuckte sichtlich zusammen, schwieg aber, als er fortfuhr.
    »Ich kann für Euren Mann nichts mehr tun, und offen gesagt würde ich auch nichts tun, selbst wenn ich es könnte. John Frith ist ein Ketzer, der der heiligen Mutter Kirche großen Schaden zugefügt hat. Als guter Christ kann ich es nur begrüßen, dass er verbrannt wird. Sein Tod wird anderen eine Warnung sein.« Meg wandte ihr Gesicht ab. Sie konnte ihren Vater nicht mehr ansehen, konnte den Hass in seinem Gesicht nicht länger ertragen. Sie sah auch Kate nicht an. Stattdessen starrte sie unverwandt auf das Stück Fleisch auf ihrem Teller, das langsam kalt wurde, und wünschte sich, sie hätte diesen Tag niemals erlebt. Dann sah sie zu ihrem Mann hinüber. Ihre Blicke begegneten sich, und sie wusste, dass dieser Moment das Ende all ihrer kindlichen Illusionen war. Im Zimmer herrschte Totenstille, nur unterbrochen vom Scharren des Stuhles, als Sir Thomas aufstand.
    »Aber um Euch zu zeigen, dass es mir nicht vollkommen an jenem Mitgefühl mangelt, von dem meine Tochter sprach, werde ich Euch für diese Nacht eine Unterkunft geben«, sagte der berühmte Mann. »Wir werden Euch nicht in die Nacht hinausschicken, zumal es in den Wäldern zwischen Chelsea und London von Wölfen nur so wimmelt.«
    Die Frau schien plötzlich zu wachsen. Sie warf den Kopf zurück und funkelte den Mann, den sie eben noch um Gnade angefleht hatte, wütend an. Jetzt sah Margaret wieder jene Kate Gough aus der Paternoster Row.
    »Nun, dieses Risiko gehe ich ein, Mylord«, sagte sie mit erstaunlich ruhiger Stimme. »Denn die Wölfe haben, obwohl sie nichts anderes als wilde Tiere sind, ebenso viel von Christus in sich wie Ihr. Mit einem Unterschied: Sie töten, um zu überleben. Ihr aber tötet aus Freude am Töten.«
    Margaret hielt den Atem an, hoffte inständig, die Frau würde endlich schweigen.
    Aber Kate schwieg nicht. »Trotz all Eurer Gelehrsamkeit versteht Ihr weniger von Christus als der ärmste Bauer, der Tyndales englische Bibel in seiner Tasche trägt.«
    War ihr denn nicht klar, dass sie sich vollkommen in seiner Gewalt befand – oder war ihr das egal? Es war doch der reine Wahnsinn, dies zu einem Mann zu sagen, dem sie jedes Mitgefühl absprach. Durch den Geruch des gebratenen Fleisches auf ihrem Teller, vermischt mit dem der Angst und der Anspannung im Zimmer, wurde ihr übel. Als sie ihren Vater ansah, war sie überrascht, dass er gefasst aussah. Kate Friths Worte schienen ihn irgendwie sogar zu erfreuen.
    »Tyndale! Ihr sprecht von dem Übersetzer, als würdet Ihr ihn persönlich kennen. Wenn Ihr ihn den … den Bischöfen ausliefert, würde ich vielleicht meinen begrenzten Einfluss geltend machen und dafür sorgen, dass Euer Mann in den Flammen nicht … nicht allzu lange leidet.«
    Die Frau sah ihn ungläubig an, dann spuckte sie vor ihm aus und zischte ihn an:
    »Ich werde ihn nicht ausliefern, selbst wenn Ihr auch mich auf den Scheiterhaufen schickt. Mein Mann wird nicht umsonst sterben, und wenn Ihr heute Nacht Eure Augen schließt, Sir Thomas More, dann möge das Wissen, dass Ihr viele brave und rechtschaffene Männer in den Tod geschickt habt, Euer Herz versengen so wie die gleißend weißen Flammen ihre Körper verschlungen haben.«
    Meg hörte, wie Lady Alice neben ihr nach Luft schnappte. Dann schaute sie Kate an und sah trotz der Tränen, die in ihren Augen schimmerten, einen Mut, um den sie sie beneidete – und sie bemerkte so etwas wie Mitleid. Kate lächelte sie an, ein Lächeln, in

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