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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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dem jetzt auch Resignation lag. »Ich bete darum, Mistress Roper, dass Ihr niemals den Schmerz erleben werdet, den andere Frauen und Töchter bereits erfahren mussten«, sagte sie. »Meine englische Bibel lehrt mich Vergebung. Ich werde um die Kraft beten, Eurem Vater zu vergeben.«
    »Bring sie in die Pförtnerloge«, sagte Sir Thomas zu Barnabas, die Stimme scharf wie ein Schwert.
    »Bitte, Vater. Die Frau ist nicht bei sich. Du weißt doch selbst … eine verzweifelte Frau wird alles Mögliche sagen. Schenk ihr keine Beachtung. Ich werde sie zusammen mit William heute Nacht in unsere Obhut nehmen und sie morgen nach Hause bringen.«
    Sein Blick war hart, als er ihr antwortete.
    »Sie wird die Nacht in der Pförtnerloge verbringen. Wenn sie morgen noch immer so stur ist, wird Barnabas sie nach London bringen.«
    Als Barnabas die Frau wegführte, hob Sir Thomas den Deckel der Servierschüssel und nahm ein Stück Fleisch heraus, um es zu tranchieren. »Schau nicht so beunruhigt drein, meine Tochter. Diese Störung hat keine Bedeutung für dich. Gib mir deinen Teller, wenn du noch etwas von dem Fleisch willst.«
    Kate verbrachte die Nacht in der Pförtnerloge. Man hatte sie eingesperrt, ließ sie aber in Ruhe, auch wenn die Ketten an der Wand sie mit geisterhaften Bildern quälten. Wie viele Seelen hatten an dieser Wand schon gelitten? Sie sah ihren Bruder gefesselt vor sich, den Kopf auf die Brust gesenkt. Sie sah ihren Mann, angekettet, seinen Mund, der so wunderschön lächeln konnte, das bezauberndste Lächeln, das sie je gesehen hatte, vor Schmerz verzerrt. Sie sah sich selbst dort.
    Der Diener, der sie eingesperrt hatte, brachte ihr Brot und Milch, aber obwohl ihr der Magen vor Hunger schmerzte, bekam sie keinen Bissen herunter. Es war dumm gewesen hierherzukommen, dumm zu glauben, sie könne einen Mann retten, der sich überhaupt nicht retten lassen wollte, dumm zu glauben, sie könnte einen Stein erweichen. Sie schlief nicht, sondern sie wurde hin und her gerissen zwischen einer unbändigen Wut auf einen Gott, der seine Diener vor dem Zorn abgrundtief böser Menschen nicht beschützte, und Verzweiflung, und sie betete zu ebenjenem Gott, dass er Johns Leiden lindern möge, wenn er schon nicht mehr gerettet werden konnte.
    Am nächsten Morgen brachte ihr der große Thomas More persönlich eine Schale mit dampfendem Porridge. Sie wandte das Gesicht ab, da sie den Geruch nicht ertragen konnte. Achselzuckend stellte er die Schale vor sie auf den Boden.
    »Jetzt, da Ihr Zeit hattet, über das unvermeidliche Schicksal Eures Mannes nachzudenken, habt Ihr es Euch vielleicht anders überlegt. Ich möchte Euch daran erinnern, dass ich, falls Ihr Euch bereiterklärt, Master Tyndale aus dem Englischen Haus fortzulocken, sodass er den zuständigen Behörden übergeben werden kann, meinen Einfluss nutzen werde, um dafür zu sorgen, dass Eurem Mann ein langer und qualvoller Tod erspart bleibt. Der Beamte, der ihn an den Pfahl bindet, wird ihn erwürgen. Euer Mann wird rasch das Bewusstsein verlieren, und in ein oder zwei Minuten ist es vorbei.«
    Die Übelkeit, die in ihr aufgestiegen war, überwältigte sie. Als sie sich nach vorn beugte und auf den Steinboden spie, wich er erschrocken zurück. Zu spät. Kleine Flecken bedeckten den Saum seines feinen leinenen Gewandes. Trotz allem hatte Kate noch genug Kraft, um zu lachen.
    »Ich nehme das als Eure Antwort«, knurrte er wütend, sein Gesicht war jetzt eine Fratze aus Hass und Abscheu, es war sein wahres Gesicht hinter der Maske, die er sonst immer trug. Kate fragte sich unwillkürlich, ob Margaret Roper dieses Gesicht jemals gesehen hatte.
    »Schaff diese Kreatur nach Newgate«, sagte er zu seinem Diener. »Dort kann sie verrotten – bis der Teufel sie zu ihrem ketzerischen Mann in die Hölle holt.«
    Tom Lasser verließ Croydon höchst unzufrieden. Nein, der Erzbischof habe getan, was er konnte. Er habe dem Mann die Gelegenheit zur Flucht geboten, und nein, er wisse nicht, wo man ihn hingebracht habe. Es sei ihm nicht einmal bekannt, wann die Hinrichtung stattfinden werde. Wenn Frith erst einmal schuldig gesprochen sei, würden die Soldaten des Königs das Urteil ausführen.
    Ecclesia non novit sanguinem . Die Kirche vergießt kein Blut.
    Der Constable des Tower hatte auch keine weiteren Informationen über die Hinrichtung. Sir Humphrey am Steelyard wusste ebenso wenig etwas über Friths Verbleib. »Habt Ihr Euch schon im Lollardenturm erkundigt«?, hatte er mit

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