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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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man ihm dort, und es habe auch keine Frau oder sonst jemand nach einem Mann dieses Namens gefragt. Es sei heute ohnehin nicht viel los. Alle seien bei der Hinrichtung der beiden Ketzer in Smithfield.
    O mein Gott, dachte er. Lass Kate nicht dort sein. Lass nicht zu, dass sie ihn gefunden hat, nur um ihn brennen zu sehen .
    Noch bevor er das Stadttor erreicht hatte, roch er schon den Rauch. Sich gegen den widerlichen Gestank wappnend, schob er sich durch die Menge und rief immer wieder Kates Namen. Niemand antwortete ihm.
    Als er die Pyramide aus lodernden Flammen erreichte, waren die Hitze und der Gestank so unerträglich, dass die Zuschauer sich allmählich zu zerstreuen begannen. John Frith war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die beiden verkohlten Leichen, die noch immer an den Pfahl gebunden waren, sahen nicht mehr menschlich aus. Zum Glück war Kate nicht hier, dachte er, als er sich zur Seite drehte und den Inhalt seines Magens auf die mit Asche bedeckte Erde erbrach. Ein Funkenschauer fraß sich plötzlich durch das Tuch seines Wamses. Später sollte er kleine Brandblasen auf seiner Haut finden, aber in diesem Moment spürte er nichts als Angst, als er sich vom Feuer abwandte, um seine Suche fortzusetzen.
    Was würde er Kate sagen, wenn er sie fand? Falls er sie überhaupt fand.
    Kate lag in ihrem kleinen Zimmer über dem Buchladen.
    »Wie bin ich hierhergekommen?«, fragte sie. Aber das konnte nicht die Wirklichkeit sein. Es war sicher nur wieder ein Fiebertraum. Sie würde aufwachen, die verrückte Maud würde kreischen, und Sal würde in einer Ecke der Gefängniszelle kauern und ihre zerlumpte Puppe hätscheln.
    »Endor hat Euch gefunden. Sie wusste, wo sie suchen musste.« Das war die Stimme des Kapitäns. Sie schien aus weiter Ferne zu kommen. Und es war auch nicht die verrückte Maud, die sich jetzt über sie beugte, sondern Endor. Die liebe, gute Endor, die ihr einen Becher mit dampfender Fleischbrühe an die Lippen hielt. Er roch nach Hühnereintopf. Die Brühe in ihren Träumen hatte keinen Geruch gehabt, und sie war auch nie so weit gekommen, sie zu probieren.
    Auch jetzt kostete sie nicht davon, sondern sank wieder tief in das glühende Fieber.
    Als sie erneut aufwachte, war Endor noch immer da, aber die Hand, die auf ihrer Stirn lag, war die des Kapitäns.
    »Sie fühlt sich jetzt ein wenig kühler an«, sagte er. »Versuch es noch einmal mit der Brühe.«
    Kate spürte seinen Arm an ihrem Rücken, als er sie im Bett aufrichtete. Sie trank von der Brühe. Sie war würzig, schmeckte aber auch ein wenig nach Endors Arznei. Kate hustete, verschluckte sich, und als sie wieder zu Atem kam, fragte sie:
    »Wie lange bin ich schon hier?«
    »Zwei Wochen«, sagte der Kapitän.
    Zwei Wochen!
    »John! Habt Ihr John gefunden?« Sie versuchte aufzustehen, fiel aber in den starken Arm zurück, der sie sacht auf das Kissen legte. »Bringt mich zu ihm.«
    Der Kapitän zog seinen Arm unter ihrem Rücken hervor und stand auf, wobei er wegen der Dachschräge den Kopf einziehen musste. Er sah sie nicht an. Den Blick fest auf ein verlassenes Schwalbennest draußen vor dem schmalen Fenster geheftet, holte er tief Luft. Er sagte nichts. Das war auch nicht nötig.
    »Er ist tot. John ist tot, nicht wahr?«
    »Kate, ich …«
    »Sie haben ihn umgebracht.«
    Er kniete sich neben ihr Bett und nahm ihre Hand. Sie aber zog sie weg, als gäbe es, wenn sie seinen Trost nicht annahm, noch immer Hoffnung. »War es …« Aber es wollte ihr nicht gelingen, die Worte auszusprechen.
    »Er hatte einen leichten Tod und starb mit Eurem Namen auf den Lippen.« Die Worte hörten sich einstudiert an. Er zupfte mit seinen langen Fingern verlegen an der Bettdecke herum.
    Das verlassene Nest unter der Dachtraufe war plötzlich das Traurigste, was sie je gesehen hatte.
    »Ihr lügt, Tom Lasser«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Ich kenne meinen Mann. Wenn überhaupt, dann starb er mit Gottes Namen auf den Lippen. Er hat seine Arbeit stets mehr geliebt als mich.«
    »Dann war er ein Narr«, sagte der Kapitän mit einer solchen Bitterkeit, dass auch er ihr leidtat.
    »Nein, er war kein Narr«, sagte sie. »Und er hat mich geliebt. Das weiß ich. Aber er hat Gott gehört. Er hat ihn mir nur für ein paar Jahre geliehen.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da.
    Endor sah sie mit wissenden Augen an und hielt die Brühe wieder an ihre Lippen. Kate schüttelte jedoch den Kopf.
    »Ist etwas … von ihm übrig geblieben?«, fragte sie.
    Er machte eine

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