Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)
dir bestimmt helfen.«
Winifred trank den aromatischen Tee, und der Husten ließ tatsächlich etwas nach. Kate glaubte jedoch, einen kleinen Fleck Blut in dem Stück Leinen gesehen zu haben, das Winifred sich beim Husten vor den Mund gehalten hatte, bevor sie es schnell in ihrem Ärmel verschwinden ließ. Kate sprach sie darauf nicht an. Sie wollte die Kleine nicht beunruhigen, die gerade mit einer hölzernen Hummel spielte, die Kapitän Tom ihr geschenkt hatte. Es war ein raffiniertes kleines Vehikel mit bunt bemalten Flügeln, die surrten, wenn Madeline es an der Schnur hinter sich herzog.
»Im Frühling wird es mir wieder besser gehen«, versicherte ihr Winifred.
»Mag sein, aber vielleicht arbeitest du auch zu viel.«
Winifred seufzte müde.
»Es ist schwer für mich, jetzt, da mein Franzmann nicht mehr da ist.« Dann blickte sie auf und lächelte ihre Tochter an, die ihr Spiel unterbrochen hatte. »Aber uns beiden geht es gut, nicht wahr, Madeline?«
Das kleine Mädchen hatte ihnen offenbar zugehört. Kate konnte es an der steilen Falte zwischen ihren blauen Augen sehen. Kate sagte, so fröhlich sie konnte:
»Wir werden uns alle besser fühlen, wenn die liebe, gute Sonne wieder nach London zurückkommt, nicht wahr, Madeline?«
Madeline nickte und zog an der Schnur. Die Flügel der Hummel schwirrten, und die Räder ratterten über die Holzdielen. Die steile Falte auf der Stirn des Kindes verschwand jedoch nicht.
Zur Adventszeit war es schließlich unübersehbar, dass sich Winifreds Gesundheit rapide verschlechterte. Sie musste das Bett hüten und war so schwach, dass sie kaum für sich selbst, geschweige denn für ihre Tochter sorgen konnte.
»Lass Madeline bei Endor und mir, bis du wieder gesund bist«, sagte Kate, die ihre Freundin besucht hatte, weil diese schon seit mehreren Tagen nicht mehr bei ihr gewesen war. Winifred wohnte in einem Zimmer hinter einer Schneiderei. Der kleine Raum war für die Arbeit einer Näherin viel zu schlecht beleuchtet und vollgestopft mit Schneiderpuppen und Seidenballen, die zwischen der kargen, ärmlichen Möblierung geradezu widersinnig wirkten.
»Endor wird jeden Tag kommen und nach dir sehen, bis es dir wieder besser geht. Und ich werde dich so oft wie möglich mit Madeline besuchen.«
Sie hatte Protest erwartet, aber Winifred sah sie nur mit Tränen in den Augen an.
»Es wäre eine große Erleichterung für mich, wenn ich wüsste, dass sie mich nicht in diesem Zustand sieht und sich jemand um sie kümmert«, sagte sie, bevor ein weiterer Hustenanfall sie schüttelte.
Nachdem sie eine Woche lang Endors Heiltränke gegen Katarrh eingenommen hatte, von denen jedoch keiner zu helfen schien, schickte der Kapitän einen Arzt vorbei. Seine Diagnose war niederschmetternd. Es bestand die Möglichkeit – ja sogar die Wahrscheinlichkeit –, dass Winifred nicht wieder genesen würde. Kate konnte ihm nicht widersprechen, wenn sie Winifred ansah, die jetzt nur noch ein Schatten der lebhaften jungen Frau war, die einst einen jungen Taschendieb verfolgt und geohrfeigt hatte.
»Ich weiß, dass ich viel verlange, dabei stehe ich schon so tief in deiner Schuld. Ich werde deine Hilfe nie wiedergutmachen können«, sagte Winifred, als Madeline bereits seit zwei Wochen bei Kate wohnte. »Aber es ist sicher nur noch für ein paar Tage. Ich fühle mich mit jedem Tag besser.«
Kate vermutete jedoch, dass die rosige Gesichtsfarbe ihrer normalerweise so blassen Freundin ein Zeichen von Fieber war. Sie würde Endor mit einem Tee aus Schafgarbe, Kamille und Engelwurz schicken.
»Ich habe Madeline gern bei mir«, antwortete Kate ihrer Freundin. »Sie ist die reine Freude. Konzentriere dich nur darauf, gesund zu werden.«
»Da ist noch etwas …« Winifred senkte die Stimme, damit sie Madeline, die in den Armen ihrer Mutter eingeschlafen war, nicht aufweckte. »Nur für den Fall, dass ich … nur für denn Fall, dass irgendetwas geschehen sollte … es gibt da eine Adelige, Gräfin Clare, für die ich nähe. Sie lebt in einem großen Haus in der Nähe von Bishopsgate, in der ersten Straße nach Crosby Hall.« Sie sah das schlafende Kind an und strich ihm zärtlich über die Haare. Offensichtlich musste sie sich erst einmal sammeln, um weitersprechen zu können. »Als ich anfing, Blut zu husten, bekam ich Angst … meine Schwester hat auch Blut gehustet, bevor sie… bevor sie …«
Kate nickte. Sie hatte verstanden.
Noch immer das helle Haar ihres Kindes streichelnd, fuhr Winifred
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