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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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tat. Sie wusste nur, dass sie sich immer wieder an die zwanglose Art erinnerte, mit der sein Arm um ihre Schultern lag, als er sie für John gehalten hatte. Sie wollte diesen vertrauten Moment der Freundschaft und Wärme nicht trüben, genauso wenig wie seine Bewunderung für ihren Bruder. Aber dazu musste es ja auch nicht kommen. Master Frith würde bald die Insel verlassen und Kate nach London zurückfahren. Sie würden sich aller Wahrscheinlichkeit nach nie wieder begegnen.
    Anfänglich unterhielten sie sich vor allem über ernste Dinge: über die Bedrohung, der sie beide ausgesetzt waren, ihre Feinde, über den Glauben, über sein Vorhaben, sich Tyndale anzuschließen und an einem sicheren fernen Ort zu übersetzen und zu schreiben. Einmal schrie er im Schlaf auf. Als sie ihn fragte, ob er über seinen Traum sprechen wolle, erzählte er ihr vom Fischkeller. Sie hielt ihn in ihren Armen, während er seine toten Gefährten beweinte, und sie weinte mit ihm.
    Später erzählte er ihr Geschichten von Vergil und von Homer, wurde immer lebhafter, als er wieder zu Kräften kam. Sie lachten sehr viel zusammen. Lady Walsh lieh ihnen ein Schachbrett, und sie spielten stundenlang – Kate hatte vergessen, wie sehr sie die geistige Auseinandersetzung liebte. Als schließlich sein Appetit zurückkehrte, wurde es immer schwieriger, ihn mit Essen zu versorgen, ohne seine Anwesenheit zu verraten. Einmal stahlen sie sich sogar wie Kinder um Mitternacht aus dem Zimmer, um die Küche zu plündern, während Gilbert Wache hielt. Kate war seit sehr langer Zeit nicht mehr so fröhlich gewesen.
    »Kate Gough, Euer Ehemann kann sich wirklich glücklich schätzen«, sagte er eines Tages, nachdem sie ihn endlich bei einer Partie Schach geschlagen und ihr ausgelassener Jubel über diesen Sieg sie beide zum Lachen gebracht hatte. Er streckte eine Hand aus und berührte die ihre. Es war eine spontane, freundschaftliche Geste der Zuneigung, aber er zog seine Hand sofort wieder weg, so als hätte er sich verbrannt. »Ich frage mich, ob er weiß, was für einen Schatz er hat«, sagte er leise. Wie gern hätte sie ihm die Wahrheit gesagt, aber damit hätte sie sie beide nur in Verlegenheit gebracht, und damit wäre niemandem gedient gewesen.
    Irgendwann musste sie sich ernsthaft mit dem Gedanken befassen, in das leere Geschäft und ihr kleines Zimmer zurückzukehren. Jetzt würde es ihr noch leerer, noch verlassener vorkommen, auch wenn sie es mit neuen Büchern füllen konnte. Außerdem hatte sie noch immer die zehn Pfund, die sie für die Wycliffe-Bibel bekommen hatte. Von diesem Geld konnte sie Schreibfedern, Papier und Tinte erwerben und im Geschäft verkaufen. Vielleicht kam Winifred sie sogar wieder mit ihrem Baby besuchen und sie würden Freundinnen werden.
    Als sie vom Schachbrett aufsah, hatte Frith sich auf dem Bett zurückgelegt und die Augen geschlossen. Er schien eingeschlafen zu sein.
    Sie verließ das Zimmer auf Zehenspitzen.
    Eine weitere Woche verging, und Kate war noch immer nicht abgereist. Ihr war durchaus bewusst, dass ihr Patient sie nicht länger brauchte. In der letzten Nacht hatte der zunehmende Mond in ihr Fenster geschienen und sie daran erinnert, dass die Siren’s Song nur allzu bald kommen und John Frith aus ihrem Leben verschwinden würde. Sowohl Lord als auch Lady Walsh hatten ihn für reisetauglich erklärt.
    Sie kannte ihn jetzt knapp drei Wochen, aber es kam ihr vor, als wären sie schon seit einer Ewigkeit die besten Freunde. Der Gedanke, dass sie für immer auf seinen wachen Verstand und sein unbefangenes Lachen verzichten musste, machte es ihr zunehmend schwerer, nach London abzureisen. In seiner Nähe fühlte sie sich lebendig – wie schon seit langer Zeit nicht mehr. Wenn er sie anlächelte, war es, als spüre sie nach einem langen Winter die ersten Strahlen der Frühlingssonne auf ihrem Gesicht.
    Heute aber wollte sie nicht an ihre Abreise denken. Heute genossen sie, John Frith und Lady Walsh ein Picknick im privaten Garten der Walshs. Es war Lady Walshs Idee gewesen – um die letzten sonnigen Tage auszunützen und Master Frith aufzuheitern, der in letzter Zeit sehr nachdenklich gewirkt hatte. Lady Walsh hatte persönlich einen großen Korb mit kaltem Brathuhn, Kirschkompott, frischem Brot und weichem reifem Käse zusammengestellt.
    »Ich glaube, die Köchin wird allmählich misstrauisch«, sagte Kate, als sie ein Tuch auf dem kleinen Tisch ausbreitete, den Gilbert aufgestellt hatte. »Sie hat mich schief

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