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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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allem Lord und Lady Walsh danken. Und mein Name ist Kate Gough.«
    »Dann seid Ihr also die Frau des Mannes, der mit mir hierhergekommen ist.«
    Sie zögerte einen Moment, dann füllte sie den Becher und hielt ihn wieder an seine Lippen.
    »Wenn Euch nicht übel wird, solltet Ihr noch ein wenig mehr trinken, um die Natur etwas … anzuregen.«
    Er schüttelte den Kopf. Schon fiel er wieder auf das Kissen zurück. Sein Gesicht war plötzlich vollkommen leer. Bitte, lieber Gott, lass uns ihn nicht wieder verlieren. Aber sein Atem ging regelmäßig. Er hatte die Augen geschlossen und schien eingeschlafen zu sein.
    Sie hörte Gilberts schlurfende Schritte, als er das Zimmer betrat.
    »Ihr habt geläutet, Mistress«, sagte er und rieb sich dabei die Augen. Gilbert schlief im Zimmer nebenan. Man hatte ein Loch in die Wand geschlagen und einen Klingelzug angebracht, sodass Kate ihn jederzeit rufen konnte, wenn sie ihn brauchte. Wenn er nicht gerade schlief, hielt er draußen vor der Tür Wache.
    »Unserem Patienten geht es besser«, sagte sie. »Ich werde in die Küche gehen und fragen, ob ich ein wenig Fleischbrühe bekommen kann, während Ihr Euch um seine persönlichen Bedürfnisse kümmert.«
    Falls John Frith sie hörte, ließ er sich das jedenfalls nicht anmerken.
    »Spielt noch einmal Greensleeves «, forderte Anne Boleyn den Lautenspieler auf, der sie in den Kräutergarten von Hampton Court begleitet hatte. »Die Melodie ist überaus ansprechend.«
    Vor drei Tagen, als sie das Lied zum ersten Mal gehört hatte, hatte sie das allerdings noch vollkommen anders empfunden. Heinrich hatte ihr inzwischen jedoch eine Halskette mit Rubinen geschickt, die in ein Blatt Pergament eingewickelt war. Darauf hatte er eigenhändig den Text des Liedes geschrieben und sie in seinem Postskriptum um Verzeihung gebeten, sollte er sie in Verlegenheit gebracht haben. Zufrieden stellte sie fest, dass das Fenster, unter dem sie saß, nur angelehnt war.
    »Greift kräftig in die Saiten, damit auch andere etwas von dem Lied haben«, wies sie den Lautenspieler an.
    Sie pflückte Lavendel, bevor er dem ersten winterlichen Frost zum Opfer fiel. Ihr Dienstmädchen hatte vorgeschlagen, dass sie das Kraut zwischen ihre Gewänder in der Kleidertruhe in ihrem Zimmer legte, und ihr angeboten, den Lavendel zu ernten. Anne hatte jedoch erklärt, dass sie das selbst tun würde. Der Garten lag direkt unter Kardinal Wolseys Arbeitszimmer. Er würde morgen nach York abreisen und packte wahrscheinlich gerade seine Bücher und Unterlagen zusammen – für ihn war das zweifellos eine überaus schmerzliche Angelegenheit. Der Gedanke, dass der Anblick, wie sie sich in seinem ehemaligen Garten einrichtete, eine der letzten Erinnerungen an seinen geliebten Palast sein sollte, gefiel ihr ausnehmend gut. Seine Erinnerungen an seine Zeit hier würden für immer verdorben sein, so wie ihre Erinnerungen an die Zeit in Königin Katherines Diensten. Sie hatte den ganzen Tag geweint, als Percy sie verlassen hatte.
    Sie spürte, dass der Kardinal sie beobachtete, also blickte sie nach oben, bedachte ihn mit dem falschen Lächeln einer Hofdame und winkte ihm fröhlich zu. Er schloss das Fenster. Sie konnte jedoch nicht genau erkennen, ob er sich entfernte – sie sah nur den Fluss, der sich in den Bleiglasfenstern spiegelte –, aber sie nahm an, dass er noch dort stand. Als sie Minister Cromwell im Garten sah, grüßte sie ihn freundlich, in der Hoffnung, dass der Beobachter am Fenster das auch hörte.
    »Kommt und setzt Euch einen Augenblick zu mir, Minister. Ich finde Eure Gesellschaft höchst angenehm«, rief sie mit lauter Stimme.
    »Es ist mir eine Ehre, Mylady.«
    Sie setzten sich zusammen auf die Bank und unterhielten sich über das Wetter, den bevorstehenden Winter, die Verwendung von Lavendel. Anne brach einen Zweig ab und hielt ihn dem Minister, schamlos flirtend, unter die Nase, als ihr der Gedanke kam, dass es tatsächlich etwas gab, das sie mit ihm besprechen sollte.
    »Master Cromwell, bei unserem letzten Gespräch habt Ihr mir gesagt, dass Ihr gewissen reformerischen Gedanken durchaus aufgeschlossen gegenübersteht. Gedanken, die ich, wie ich Euch versichert habe, höchst interessant finde. Ihr erwähntet in diesem Zusammenhang einige junge Bibelmänner, die in einem Fischkeller gestorben sind. War dem Kardinal bekannt, dass sie ohne jede Anhörung inhaftiert waren?«
    »Dem Kardinal entgeht so gut wie nichts, Mylady. Ich bin mir daher sicher, dass man ihn

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