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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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meine Minister gesagt. Die Heilige Jungfrau hat dies der heiligen Maid von Kent offenbart.«
    Seufzend übte er sich in Geduld. Mit dieser Frau konnte man einfach nicht mehr vernünftig reden.
    »Wenn Gott unseren Bund gesegnet hätte«, entgegnete er ihr so freundlich wie möglich, »dann hätte er uns einen Sohn geschenkt. Ich bin König durch Gottes Gnaden. Mir einen männlichen Erben zu verwehren, zeigt doch, dass Gott diesen Bund nicht gesegnet hat. Wir haben achtzehn Jahre lang in Sünde gelebt, und ich habe Euch schon letztes Jahr gesagt: Ich werde das nicht länger tun, mit oder ohne die Annullierung des Papstes.«
    Sie sah ihn daraufhin mit tränenüberströmtem, kummervollem Gesicht an. Aber in ihre Mimik mischte sich noch etwas anderes. In ihren großen Augen – spanische Kuhaugen hatte er sie früher oft neckisch genannt, als zwischen ihnen noch Harmonie herrschte und bevor er Trost in anderen Augen gefunden hatte – entdeckte er plötzlich einen stählernen Ausdruck, so hart wie das Metall seines Schwertes. Mit der gebieterischen Stimme eines Königs verkündete er:
    »Weder der Papst noch Ihr, noch Euer Vater und ganz gewiss nicht Euer Kaiser des Heiligen Römischen Reichs wird mich dazu bewegen, noch einen Tag länger in Sünde zu leben, Katherine. Ihr seid meine verwitwete Schwägerin. Ihr seid nicht meine Ehefrau.«
    Sie erhob sich und trat ihm gegenüber, ihr Gesicht fleckig rot, der Blick ihrer großen, intelligenten Augen jedoch fest und unbeirrt.
    »Sucht Euch Euer Vergnügen, wo immer Ihr wollt, Mylord, aber vergesst nicht, dass ich Königin Katherine von England bin. Ich werde niemals nach Spanien zurückkehren. Ich werde mich auch nicht in ein Kloster zurückziehen. Ich bin die rechtmäßige und die loyale Königin von Heinrich, König von England, und das werde ich auch noch sein, wenn ich einmal sterbe.«
    Heinrich hatte sich daraufhin umgedreht und war ohne ein Wort des Abschieds gegangen.
    »Wann werde ich Euch wiedersehen, mein Ehemann?«, hatte sie ihm hinterhergerufen.
    »Wenn die Hölle zufriert«, hatte er leise vor sich hin gemurmelt. Sein Mitleid war in der Hitze ihrer Entschlossenheit dahingeschmolzen wie Eis in der Sonne.
    Er hatte sich auf sein Pferd geschwungen und war davongetrabt. Der Oberstallmeister hatte seinen beiden Begleitern, Neville und Brandon, klugerweise ein Zeichen gegeben, dass sie ihm in einigem Abstand folgen sollten.
    Ross und Reiter machten nun an einem Bach Halt. Heinrichs Pferd wieherte leise und schüttelte sein goldenes Geschirr.
    »Still deinen Durst, Dominican.« Heinrich klopfte dem schwarzen Hengst den Hals und hielt die andere Hand hoch, um den Höflingen und dem Oberstallmeister zu signalisieren, dass sie stehen bleiben sollten.
    Das Pferd, der stolze Nachkomme einer spanischen Stute, ein Geschenk von König Ferdinand, war eines von Heinrichs Lieblingstieren – wenigstens war etwas Fruchtbares vom spanischen Hof gekommen. Er hatte das Pferd nach den allgegenwärtigen, stets schwarz gekleideten Dominikanern genannt. Er hielt es für einen guten Witz – der Prior der Dominikanerabtei, der genauso humorlos war wie Katherine, fand dies jedoch weit weniger amüsant.
    Die Geräusche hinter ihm, das Flüstern der unruhigen Höflinge, das nervöse Wiehern der Pferde, das Geklingel der Glöckchen am Geschirr, störten ihn, da sie die Ruhelosigkeit seines eigenen Geistes widerspiegelten. Er hätte den Tag lieber im New Forest verbringen und Eber jagen sollen, dem Klang der Jagdhörner und dem Bellen der Jagdhunde lauschend, anstatt sich das Gejammere dieser störrischen Frau anzuhören. Was musste ein Mann, ein König, denn noch alles anstellen, um endlich einmal allein zu sein? Er verspürte den heftigen Drang, Dominican die Sporen zu geben und durch den Wald davonzugaloppieren, mit flatterndem Umhang und wehendem Haar, nachdem ihm ein tief hängender Ast den Hut vom Kopf gestreift hatte. Vielleicht würde er die Straße nach Hever Castle entlangreiten und Anne überraschen – sie war eine Frau, die einen guten Spaß durchaus zu schätzen wusste –, aber er wusste, dass seine Begleiter sich darüber empören würden. Zu viele von ihnen lehnten Anne ab. Und zu viele von ihnen waren Katherine treu ergeben.
    Dominican hob den Kopf und wartete mit bebender Hinterhand auf den Befehl seines Herrn. Heinrich zog leicht an den Zügeln, und sie wateten durchs Wasser. Er forderte seine Begleiter auf, ihm zu folgen. Wenn sie die Jagdhütte erreichten, würde er

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