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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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machte gerade das Bett zurecht, es war mehr eine Bank. »Sie ist zwar stumm, aber nicht taub. Sie versteht also, was Ihr ihr sagt.« Während die Andeutung eines Lächelns um seinen Mund spielte, fügte er hinzu: »Es tut mir leid, dass das Bett so schmal ist. Es ist nicht für zwei Personen gedacht … aber ich bin sicher, dass Ihr damit keine Probleme haben werdet.«
    Kates Gesicht brannte vor Verlegenheit.
    »Nun, wenigstens ist es keine Hängematte«, antwortete John ihm fröhlich, so als hätte er die Doppeldeutigkeit in der Bemerkung des Kapitäns nicht wahrgenommen, oder vielleicht fand er sie ja angemessen. »Wir werden bestimmt keine Probleme damit haben, Kapitän.«
    Die Frau, klein und schmächtig gebaut, dünn und mit den traurigsten Augen, die Kate je gesehen hatte, kam zum Tisch zurück und machte in Richtung des Kapitäns eine Geste, bei der sie ihre Hände hob, die Handflächen nach oben drehte und mit den Schultern zuckte.
    »Sie fragt, ob Ihr noch einen Wunsch habt«, sagte er.
    »Nein … das ist ganz …«, begann Kate.
    »Wenn sie nur noch die Laterne dort an der Wand anzünden könnte …«, unterbrach John sie. »Ich fürchte, meine Frau könnte sich erschrecken, wenn sie im Dunklen an einem unbekannten Ort aufwacht.«
    Also wirklich, John. Jetzt wird er mich für ein hilfloses, kleines Mädchen halten . Dann jedoch ermahnte sie sich, dass sie dankbar dafür sein sollte, dass ihr Ehemann so aufmerksam war. Und überhaupt, was spielte es schon für eine Rolle, was Tom Lasser von ihr dachte?
    Die Frau nahm die Lampe von der Wand und goss ein wenig Öl in das Unterteil, dann hängte sie sie mit ihren dünnen, beinahe klauenartigen Fingern wieder in die Halterung. Kate musste plötzlich wieder an den Tag denken, als sie vor dem Fleet-Gefängnis gestanden hatte. Die Bettlerin, die im schmutzigen Stroh nach Kates Münze suchte, hatte ebensolche Hände gehabt. Das war doch nicht etwa …
    »Ist das …«
    Der Kapitän hob sichtlich erstaunt eine Augenbraue.
    »Es überrascht mich, dass Ihr Euch an sie erinnern könnt. Da sie stumm ist, ist es ihr leider nicht so gut ergangen wie mir, hinzu kommt die Tatsache, dass man sie aufgrund einer Anklage wegen Wahrsagerei verhaftet hatte.«
    »Sie ist eine Wahrsagerin? Aber das ist …«
    John klang beinahe entrüstet, Kate hatte ihn noch nie so erlebt.
    »Gegen das Gesetz …?« Ein breites Lächeln erschien auf Tom Lassers Gesicht. Es war dasselbe Lächeln, mit dem er sich damals in seiner Zelle im Fleet-Gefängnis über sie lustig gemacht hatte. »Es ist harmloser, als es klingt, und sie tut das nicht bewusst. Sie beschwört weder den Teufel, noch ist Hexerei im Spiel, Master Frith«, sagte er, umso belustigter, je größer Johns sichtliches Unbehagen wurde. »Es ist mehr eine Gabe. Ich werde es Euch zeigen.«
    Johns normalerweise entspanntes Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. Stattdessen schürzte er die Lippen.
    »Das ist wirklich nicht notwendig, Kapitän, ich würde es vorziehen, wenn …«
    »Sie sieht Bilder in ruhigem Wasser.« Er nickte der Frau zu, der es unangenehm zu sein schien, im Mittelpunkt zu stehen. »Endor, komm bitte her. Bring die Schüssel mit, und stell sie auf den Tisch.«
    Kates Neugier war plötzlich geweckt. Außerdem fürchtete sie, Johns Verhalten könnte als Beleidigung aufgefasst werden, nicht unbedingt Tom Lasser, sondern der Frau gegenüber, die sie so aufmerksam bedient hatte.
    »Was kann es schon schaden, John? Bist du denn nicht auch ein wenig neugierig?«
    »Ja, Master Frith«, sagte der Kapitän in herausforderndem Ton und wieder mit diesem spöttischen Lächeln. »Seid Ihr denn kein bisschen neugierig?«
    »Nun, vermutlich kann es wirklich nicht schaden.« John zuckte mit den Schultern und gab ein nervöses Lachen von sich. Seine guten Manieren gewannen langsam wieder die Oberhand.
    Mit einer schwungvollen Bewegung seiner spitzenbesetzten Ärmel erklärte der Kapitän:
    »Unsere Turteltäubchen wollen also einen Blick in ihre Zukunft werfen, Endor … wenn du bitte so freundlich wärst.«
    John wirkte noch immer sehr nervös, als die Frau nickte und die leere Suppenschüssel feierlich auswischte, um sie mitten auf den Tisch zu stellen. Dann nahm sie einen Krug von der Anrichte und füllte die Schüssel randvoll mit Wasser. Sie beugte sich nach vorn, wobei sie die Tischkante umfasste, so als wolle sie den Tisch oder sich selbst daran festhalten. Dann schloss sie die Augen. John zog angesichts des ganzen

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