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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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sein.«
    Ranulfs Augen glitzerten hämisch.
    »Ich frage mich, an welchen Teilen er besonders interessiert …« Er brach ab und neigte den Kopf zur Straße hin, wo jemand in erregtes Geschrei ausgebrochen war. Hugh und Ranulf ließen ihren Wein stehen und rannten nach draußen. Einige Leute hatten sich untergehakt und vollführten einen ausgelassenen Tanz. Zwei Soldaten grölten zwischen Jagdhornfanfaren aus Leibeskräften, und hinter ihnen winkte und gestikulierte ein Mann wie wild, während er von anderen umarmt wurde.
    Hugh und Ranulf eilten auf die Gruppe zu.
    »Gibt es Neuigkeiten?«, erkundigte sich Hugh.
    Der Bote in der Mitte drehte sich zu ihnen um. Sein Gesicht glühte, sein Hut saß in einem gefährlichen Winkel auf seinen schweißfeuchten Locken.
    »Großartige Neuigkeiten, Messires!« Er ballte eine Faust. »Lord Longespee, der Earl of Salisbury, hat einen großen Sieg über die Franzosen errungen! Ihre Flotte ist zerstört, und mit der Beute könnte man die Kathedrale fünfzigmal füllen! Gott lächelt wieder wohlwollend auf England herab. Es ist ein Zeichen, ein wahres Zeichen!«
    Er wurde auf die Schultern seiner Gefährten gehoben und unter Glockengeläut, Hornfanfaren und heiseren Jubelrufen zu der Kathedrale getragen. Hugh und Ranulf kehrten in die Aleschänke zurück, leerten rasch ihren Weinkrug und erhoben sich wieder. Wenn die Neuigkeiten Canterbury erreicht hatten, hatten sie sich mit Sicherheit auch bereits im ganzen Lager verbreitet.
    »Dann ist die Angelegenheit mit den Franzosen erledigt«, sagte Ranulf freimütig. Es war nicht zu erkennen, ob die Bemerkung oder die Geste, mit der er seinen Becher hob, hintergründig gemeint waren. »Auf unseren angeheirateten Bruder, den Earl of Salisbury!«
    Hugh hob gleichfalls seinen Becher.
    »Auf die Gerechtigkeit.«
     
    Hugh öffnete das Bündel aus grauem Tuch, das Ralph ihm soeben schwungvoll überreicht hatte, und fand darin einen Umhang aus dicker, scharlachroter Wolle vor, der mit dem Fell russischer Eichhörnchen gesäumt war. Der Brustverschluss bestand aus einer Seidenkordel, die an zwei runden Broschen aus massivem Gold befestigt war, die Borte war aus Goldbrokat gewebt und mit Edelsteinen besetzt.
    Hugh starrte das Kleidungsstück verwundert an.
    »Der ist ja eines Königs wert!«
    Ralph errötete vor Freude.
    »Ich dachte mir, dass er dir gefällt. Wer weiß, er könnte sogar Philip oder Louis selbst gehört haben. Ich habe eine Truhe mit drei Umhängen und fünf Seidentuniken entdeckt!« Er legte eine Hand auf seine Brust, um anzudeuten, dass er eine davon trug: ein prächtiges Stück aus rotem Damast, der sein dunkles Haar betonte und seine Augen schimmern ließ. Ein kunstvoll gearbeiteter Dolch in einer vergoldeten Scheide hing an seinem
Gürtel, und seine Finger strotzten vor goldenen Ringen. Er spreizte sich wie ein Pfau, aber sein offenkundiges Vergnügen daran, einmal Gaben austeilen zu können, statt sie zu empfangen, bewahrte ihn davor, selbstgefällig zu wirken. »Ich habe einen Ballen Seide für unsere Mutter und einen goldenen Becher für Vater … und zwei Hüte.«
    »Oh, über die wird er sich sicher freuen.« Hugh lachte und musterte seinen Bruder kopfschüttelnd. »Seit den stinkenden Wolfsfellen hast du es weit gebracht, das muss ich schon sagen.«
    Ralph machte eine unflätige Geste.
    »Gefällt er dir nicht?«
    »Oh doch.« Hugh machte den Umhang auf, um ihn anzuprobieren.
    »Eine solche Beute hast du noch nie gesehen!« Ralph ließ sich am Feuer nieder, das im dunkler werdenden Juniabend orangerote Funken sprühte. »Wir konnten es gar nicht glauben.« Seine Augen leuchteten. »Die gesamte französische Invasionsflotte ankerte vor Damme, und es gab kaum Wachposten, weil die Besatzung und die Soldaten Gent belagerten. Wir haben fünfhundert Koggen und Galeeren erobert, uns genommen, was wir haben wollten, und den Rest vernichtet. Wir hätten sogar noch mehr erbeutet, wenn König Philip uns nicht auf die Schliche gekommen wäre, aber als er Damme erreichte, konnte er nichts mehr ausrichten. Da er nicht wollte, dass der Rest der Flotte auch noch in unsere Hände fiel, hat er die Schiffe auf dem Wasser in Brand stecken lassen. Wir haben ein paar an der richtigen Stelle versenkt, um den Hafen zu blockieren.« Ralph rieb sich die Hände. »Es war unbeschreiblich. Jetzt gibt es keine Invasion mehr, es sei denn, wir sind die Invasoren! Das neue Schiff unseres Bruders Longespee hat sich zehnmal bezahlt gemacht, genau wie die

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