Die Entdeckung der Erde
Breitengrade und vielleicht noch höher hinauf, und bezeichnete die Inseln, Ufer und Golfe, die er fand, wie Terra do Labrador, Bahia de Conceiçao u.s.w., wobei er wiederholt an’s Land ging und sich mit den Ureinwohnern in Verbindung setzte. Die sehr strenge Kälte und ein Strom ungeheuerer Eismassen verhinderten das Geschwader, noch höhere Breiten zu erreichen, und so kehrte es, mit siebenundfünfzig Eingebornen an Bord, nach Portugal zurück.
Sobald er heimgekommen, erhielt Gaspard Cortereal, auf einen vom 15. April 1501 datirten Befehl, neuen Proviant und verließ Lissabon schon wieder am 15. Mai 1501, in der Hoffnung, den Kreis seiner Entdeckungen noch zu erweitern. Von dieser Zeit ab hörte man jedoch von ihm niemals wieder. Sein Bruder, Michel Cortereal, der erste Huissier des Königs, erhielt dann auf seine Bitte die Erlaubniß, nach jenem zu suchen und sein Unternehmen weiter zu führen. Durch ein Handschreiben vom 15. Januar 1502 wurde ihm die Hälfte der Inseln und des festen Landes, die sein Bruder entdeckt haben könnte, als Geschenk zugesichert. Am 10. Mai lichteten Michel Cortereal’s drei Schiffe die Anker. Der Führer gelangte mit denselben glücklich nach Neufundland, wo er sein kleines Geschwader theilte, damit jedes Schiff für sich Nachforschungen anstellen könnte, und bestimmte auch einen Punkt als Stelldichein. Zur festgesetzten Zeit erschien er selbst hier aber nicht, und so schlugen die beiden anderen Schiffe, nachdem sie ihn bis zum 20. August vergeblich erwartet, den Rückweg nach Portugal ein.
Sebastian Cabot. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 419.)
Im Jahre 1503 schickte der König nochmals zwei Caravellen aus, um Auskunft über die beiden Brüder zu erlangen; ihre Nachforschungen blieben jedoch erfolglos und sie kamen zurück, ohne das mindeste erfahren zu haben.
Auf diese traurige Nachricht hin beschloß der letzte der Gebrüder Cortereal, Vasco Annes, welcher Kapitän, Statthalter der Inseln St. Georg und Terceira und Alcalde der Stadt Tavilla war, auf seine Kosten ein Schiff auszurüsten und zur Aufsuchung seiner Brüder auszuziehen. Dem widersetzte sich aber der König aus Furcht, auch den Letzten des Hauses, das ihm so hervorragende Staatsdiener gegeben, bei einem solchen Unternehmen einzubüßen.
Auf den Karten jener Zeit findet man Canada oft mit dem Namen Terra des Cortereales bezeichnet, ein Name, der nicht selten auch für weit tieferliegende Gebiete angewendet wird und dann einen großen Theil Nordamerikas umfaßt.
Alle Nachrichten über Johann und Sebastian Cabot lagen noch bis auf die neueste Zeit sehr im Dunkel, das auch jetzt noch nicht völlig zerstreut ist, trotz der gewissenhaftesten Studien des Amerikaners Biddle, 1831, des Franzosen Avezac und des Engländers Nicholls, 1869, der unter Benutzung alles dessen, was er den Archiven Englands, Spaniens und Venedigs entlehnte, eine zwar hervorragende, doch nach manchen Seiten hin anfechtbare Arbeit geliefert hat. Den Werken der beiden Letztgenannten entnehmen wir auch die Unterlagen zu dieser kurzen Darstellung, vorzüglich aber der Arbeit Nicholls’, der unter Benutzung des Avezac’schen Buches das ganze Leben Sebastian Cabot’s schildert.
Man ist weder über den Namen, noch über die Nationalität Johann Cabot’s einig, noch weniger über das richtige Datum seiner Geburt. Johann Cabota, Caboto oder Cabot soll, wenn nicht in Genua selbst, wie Avezac behauptet, doch in der Nähe dieser Stadt, vielleicht in Castiglione, etwa zu Ende des ersten Viertels im 15. Jahrhundert geboren sein. Einige Geschichtsschreiber machen aus ihm allerdings einen Engländer, und die nationale Eigenliebe hat wohl ihren Theil daran, wenn Nicholls sich dieser Meinung anschloß, wenigstens scheint das aus den von ihm gebrauchten Ausdrücken hervorzugehen. Unzweifelhaft weiß man nur, daß Johann Cabot nach London kam, um Handelsgeschäfte zu betreiben, und sich bald darauf in Bristol, damals der zweiten Stadt des Königreichs, und zwar in einer der Vorstädte niederließ, welche den Namen Cathay (China) erhalten hatte, gewiß wegen der vielen Venetianer, welche darin wohnten, und wegen der Handelsbeziehungen, die diese mit den Ländern des fernsten Ostens unterhielten. Hier wären dann auch die beiden letzten Kinder Cabot’s, Sebastian und Sanche, geboren worden, wenn man dem alten Chronisten Eden glauben darf, was er darüber äußert: »Sebastian Cabot sagte mir, daß er in Bristol geboren, im Alter von vier Jahren mit
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