Die Entdeckung des Himmels
Mütze seines Vaters wiedergefunden hätte. Aber es schien ihm schöner, ihn damit zu überraschen.
»So, Kuku, auf Kriegspfad?«
»Darf ich mir von Ihnen einen Spaten borgen?«
»Bist du auf Schatzsuche?«
»Ja«, sagte Quinten.
»Da drüben stehen sie. Nimm am besten den kleinen. Aber du mußt ihn mir zurückbringen, hörst du? Und nicht zu spät, es wird jetzt wieder früh dunkel.«
An der Orangerie legte er den kleinen Stein beiseite, fegte mit dem Fuß die Blätter vom Boden und stieß den Spaten in die Erde. Wie tief mochte die Mütze sein? Bestimmt nicht tiefer als dreißig Zentimeter. Um die Chance zu vergrößern, beschloß er, einen Graben von einem Meter Länge auszuheben, dann würde er bestimmt darauf stoßen. Vorsichtig, um die Mütze nicht noch mehr zu beschädigen, als sie es nach fünfzig Jahren vermutlich war, schaufelte er die Erde weg. In etwa zehn Zentimetern Tiefe stieß er auf einen Stein, den er zur Seite warf. Kurz darauf kam wieder ein Stein zum Vorschein.
Er begann sich Sorgen zu machen. Die Mütze lag also weiter hinten, oder seitlich, aber er konnte doch nicht das ganze Gelände abtragen. Nur gut, daß er Herrn Roskam noch nichts gesagt hatte. Es dämmerte bereits, als plötzlich vier Pfeilspitzen auf seinem Spaten lagen, genau die gleichen wie in der Orangerie, in Verdonkschots Vitrinen. Urweltfunde! Er hatte einen viel größeren Fund gemacht als die Mütze! Das würde Etienne und Herrn Verdonkschot freuen! Er nahm die beiden Steine, die er beiseite geworfen hatte, noch einmal in Augenschein. Kein Zweifel: wie die Faustkeile im Museum.
Aufgeregt steckte er die Funde in die Taschen, machte den Graben wieder zu, stampfte die Erde fest und schob Blätter darüber, so daß kein anderer auf die Idee kommen würde, hier nach prähistorischen Überresten zu suchen. Er war auch froh, daß Gijs in seinem Stall war und ihn nicht hatte sehen können.
Er beschloß, Herrn Roskam nichts zu sagen, denn der würde vielleicht fragen, was er da eigentlich herumgrabe, und was sollte er dann antworten?
»Und?« sagte Herr Roskam, ohne aufzusehen, als Quinten den Spaten zurückstellte. »Fündig geworden?«
»Ja.«
»Schön.«
Zum Glück fragte er nicht weiter. Der Fahrer hatte sich ins Auto gesetzt und hörte leise Musik. Oben im Balkonzimmer brannte kein Licht, aber als er hereinkam, saßen alle im Dämmerlicht noch auf ihren Plätzen.
»Du hast sicher etwas ausgeheckt«, sagte Sophia.
»Ich habe die Mütze von Herrn Roskams Vater gesucht.«
Alle schwiegen, und erst nach einer Weile sagte Max: »Die Mütze von Herrn Roskams Vater, die hast du gesucht?«
»Ja.«
»Und?« fragte Onno.
»Ich habe einen kleinen Graben gemacht, und jetzt sieh mal, was ich gefunden habe.«
Er leerte seine Taschen aus, legte alles auf den Tisch und machte Licht. Alle drei standen sie auf und beugten sich über die Fundstücke.
»Phantastisch!« rief Max. »Quinten! Unglaublich!« Und zu Onno: »Das ist wirklich die blanke Ironie. Gott weiß, wo dieser Mann hingeht, um zu graben, und dann liegt es bei ihm vor der Haustür.«
»Ja«, sagte Onno abwesend und hielt die Pfeilspitze dicht unter die Lampe.
»So ist das Leben«, sagte Sophia.
»Vielleicht ist es ja gar nicht so verrückt«, überlegte Max.
»Die Tatsache, daß hier seit Jahrhunderten ein Schloß steht, kann durchaus darauf hindeuten, daß diese Stelle schon im Neolithikum besiedelt war.«
»Und es lag alles in einer Reihe?« fragte Onno Quinten.
»Ja.«
Onno blies auf die Pfeilspitze, befeuchtete sie mit etwas Speichel und studierte sie noch einmal eingehend. Dann sah er Max an und sagte:
»Ich bin kein Archäologe, aber in meinem vorigen Leben habe ich mit einer bestimmten Sorte von Archäologen so meine Erfahrungen gemacht. Soll ich euch mal sagen, was ich glaube? Dieser Herr da in der Orangerie – wie hieß er noch?«
»Verdonkschot.«
»Dieser Herr Verdonkschot hat die Sachen selbst angefertigt und in die Erde vergraben, wo er sie einige Jahre lang prähistorisch werden läßt und dann für viel Geld verkauft. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Die ganze Kollektion ist mit Sicherheit falsch.«
Verdutzt sah Max ihn an und ließ sich dann zurück auf die Couch fallen.
»Natürlich!« rief er. »Natürlich!«
»Ja, du lachst«, sagte Onno, »du hast immer gut lachen, aber jetzt haben wir ein Problem. Eines Tages werden die Betrüger natürlich merken, daß etwas fehlt und sie also erwischt worden sind.«
»Soll ich sie
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