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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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zählte, was ganz allein zählte, war das Neuartige der Musik. Eine ganze Zeit später beendete Jon-Tom die Session. Seine Arme schmerzten von den Fingern bis zu den Schultern, doch das machte ihm nichts aus. Zum ersten Mal seit langem hatte er wieder die Gele- genheit zum Spiel mit anderen Musikern gehabt. Es war wundervoll, einmal aus reinem Vergnügen an der Musik spielen zu können und nicht deshalb, weil er jemanden von den Pocken heilen mußte oder um einen ausgetrockneten Brunnen mit Wasser zu füllen, oder seine hexe- rischen Fähigkeiten bei Clodsahamp unter Beweis zu stellen. Es erin- nerte ihn daran, warum er vor vielen, vielen Jahren begonnen hatte, Elektrogitarre zu spielen.
    Die Wirklichkeit drängte sich wieder vor, wie das ihre traurige Ge- wohnheit war, und zwar in Gestalt eines spitzenbekleideten Gibbon, der ihn mit leuchtenden Augen am Ärmel zog.
    »Bitte, bleib bei uns! Deine Musik ist schwierig und anders, aber aufregend und neu. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön es ist, etwas anderes spielen zu können als immer die beiden gleichen lausigen, stinkigen Stücke.«
    Jon-Tom fand einen leeren Stuhl und sank dankbar darauf nieder.
    »Ich verstehe eure Schwierigkeiten nicht. Ihr spielt gut. Nein, ihr spielt phantastisch, alle zusammen. Ich kenne Klubs in Los Angeles, die euch auf der Stelle einen Vertrag gäben.« Er grinste wissend.
    »Klubs, wo euer Aussehen nicht einmal Verwunderung auslösen wür- de.«
    Das Wiesel schaute an sich hinunter. »Aussehen? Was stimmt an unserem Aussehen nicht?«
    »Wenn ihr diese beiden Stücke nicht ausstehen könnt, warum wie- derholt ihr sie ständig? Könnt ihr nicht einige von den Melodien auf- nehmen, die ich euch gerade vorgespielt habe?«
    Die Musiker wechselten klagende Blicke, am ausdrucksvollsten wa- ren die des Gibbon. »Nein, leider nicht.« Er legte sich die Ukulele zu- recht. »Das hier ist ein populäres Seemannslied, lebendig und flott. Sehr beliebt bei Seeleuten auf Landgang. Früher wurden wir jeden Abend ein halbes dutzendmal gebeten, es zu spielen.« Damit ließ er die Finger über die Saiten des kräftig lackierten Holzinstruments glei- ten.
    Kein Ton kam heraus. Auch kein schräger Klang oder das Bruch- stück einer Melodie; einfach nichts.
    Jon-Tom starrte ihn verblüfft an. Die Finger des Gibbons bewegten sich vor seinen Augen, die Saiten des Instrumentes bebten und schwangen, aber an seine Ohren drang gar nichts. Es gab keine Musik.
    »Wie machst du das?«
    »Ich mache es nicht.« Der schlanke Affe seufzte tief. »Irgend etwas macht es mit mir.« Er zeigte auf seine Gefährten. »Und mit allen Mu- sikern, wo sie auch sein mögen. In den letzten Monaten haben wir uns oft mit anderen Musikern unterhalten. Alle leiden genauso wie wir.«
    »Jetscht schiehscht du, warum wir esch einen Fluch nennen.« Lie- bevoll streichelte der Serval sein Instrument. »Und er scheint schich auschtschubreiten und schlimmer tschu werden.«
    »Es hat ganz harmlos angefangen«, fügte der Wallaby hinzu, »Zu- nächst haben wir nur hier und da ein paar Takte oder einen Akkord verloren. Dann erwiesen ganze Passagen sich als nicht mehr spielbar. Wir haben Finger, Lippen und Hände richtig eingesetzt, und dennoch kam keine Musik heraus. Wir spielten unsere Stücke mit unerwarteten und immer länger werdenden Unterbrechungen.«
    »Dasch gab ein gantsch schön ungeschicktes Herumgeschwenke auf dem Tantschboden«, erinnerte sich der Serval.
    »Schließlich haben wir ganze Arrangements verloren und zum Schluß ganze Stücke.« Das Wiesel legte die Lippen auf seine sanfttö- nende Doppelflöte und blies zärtlich hinein. Ein einsamer, verlorener H-Ton entstieg ihr wie eine melancholische Honigbiene, die am Ende eines langen arbeitsreichen Tages zum Korb zurückfliegt.
    »Und so sind wir also bei zwei Stücken angelangt.« Wie die ande- ren litt auch der Wallaby deutlich unter der Belastung. »Bald werden wir wohl eines von den beiden verlieren oder zumindest so viel davon, daß wir es gleichfalls nicht mehr spielen können.«
    »Und zum Schluß ist auch das letzte verschwunden.« Der Gibbon schob die Ukulele unter den langen Arm. »Musiker ohne Musik. Das bedeutet, daß es für niemanden mehr Musik und Lieder gibt. Alle an- deren Bands, mit denen wir in den letzten Monaten gesprochen haben, und sogar die Wandermusiker sind von der gleichen schrecklichen, unerklärlichen Plage befallen.«
    Plötzlich weiteten sich die Augen des Wallaby, und er streckte die Hand

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