Die Entfuehrung der Wochentage
sie notfalls herausreißen, aber den Mikrochip in ihrem Nacken würde sie nicht so schnell loswerden. Ihr graute es bei der Vorstellung, wie sie ihn mit einem Messer aus ihrem Körper schneiden müsste.
Eine bleierne Müdigkeit überfiel sie. Die Nachwirkungen der Schmerzen sowie der Drogen ließen sie müde werden. Sie zerbrach sich, trotz der Erschöpfung, die ganze Nacht hindurch den Kopf, ob sie einen Fluchtversuch riskieren sollte, sodass sie keine Ruhe fand, sondern lediglich in einen unerquicklichen Halbschlaf entglitt.
Tristan öffnete am anderen Morgen ihre Zellentür. Sie hatte sehr schlecht geschlafen und schreckliche Albträume gehabt.
Der junge Sklave ersparte sich die Begrüßung und kam gleich zur Sache. »Steh auf.«
Sie wälzte sich herum, ihr Kopf brummte und sie zog die Decke abwehrend über ihr Gesicht, da sie das helle Tageslicht blendete.
Die Decke wurde ihr wortlos entrissen und in Tristans Gesicht, das über ihr erschien, glomm eine gefährliche Ungeduld auf. »Komm, es geht zum Waschen. Du stinkst.«
Das war nicht die Art von Kompliment, die es ihr leichter machte, aus dem Bett zu kommen. Sie knurrte ihn an und richtete sich langsam auf, sie wollte Zeit schinden, um das unvermeidliche hinauszuzögern. Tom van Darkson wartete wohl schon sehnsüchtig auf sie – sie aber nicht auf ihn.
»Kann ich vorher mit den Mädchen frühstücken?«, gähnte sie gespielt gelassen und probierte, ihrer Stimme einen belanglosen Unterton zu verleihen.
»Nein«, kam es deutlich gereizt zurück.
Gut, sie musste einen anderen Weg finden, Zeit zu gewinnen.
»Ich habe schrecklichen Durst.«
Er verzog seinen Mund. »Hmpf.« Sein abfälliges Schnauben klang wie ein eindeutiges „Nein“, aber Sofia wollte nicht aufgeben.
»Bitte. Kann ich nicht ein Glas Wasser haben?«
Er stellte sich direkt vor sie, sah auf sie herab und lächelte müde: »Du willst es immer wieder.«
»Was?«, antwortete sie ihm verständnislos und runzelte die Stirn.
»Dass ich Gewalt anwende«, kam seine Antwort prompt und kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, packte er sie am Handgelenk, zog sie auf die Beine und verdrehte ihr, kaum dass sie stand, den Arm auf den Rücken. »Aber ich komme deinem Bedürfnis gerne nach.«
Sie schrie erschrocken auf und folgte dem Druck ihres Schultergelenks nach vorne.
»Gefällt es dir?«, fragte er sie hinterhältig liebenswürdig.
Sie schüttelte heftig den Kopf.
»Noch ein bisschen mehr?« Er zwang ihren Unterarm höher, was ihr solche Schmerzen bereitete, dass sie aufheulte: »Scheiße! Das tut weh! Hör auf, bitte.«
Aber er fasste im Gegenteil noch härter zu und brachte ihren ganzen Oberkörper damit in eine unangenehme Schieflage. »Zwei Dinge«, begann er und schob ihren Arm noch ein Stückchen höher, sodass Sofia dachte, ihr Gelenk würde herausspringen. »Erstens: Keine unfeinen Schimpfwörter mehr. Verstanden?«
Sie nickte heftig.
»Zweitens.« Der unerträgliche Zug wurde ein wenig abgemildert, als er ihr erlaubte den Arm ein wenig herabzusenken. »Schön, dass du „bitte“ gesagt hast. Du lernst es langsam.«
Er hörte schließlich auf, ihr den Arm zu verdrehen und zog sie durch den Gang und zu den Waschräumen hin.
Geplätscher und Lachen drang durch die Holztür, die Tristan mit einem kräftigen Schubs auffliegen ließ. Donnerstag, Samstag und Mittwoch standen unter den drei Duschen und seiften sich gegenseitig kichernd ein. Sofia fühlte einen seltsamen Stich in ihrem Herzen. Als sie genauer darüber nachdachte, musste sie mit Entsetzen feststellen, dass sie auf die Intimität, die zwischen den Mädchen herrschte, eifersüchtig war, sie wünschte sich ein Teil der Gruppe sein zu können, aber sie kam sich immer noch fremd und alleine vor, obwohl die anderen Wochentage sehr bemüht waren, sie in ihre Aktivitäten einzubeziehen.
Tristans genervtes Aufstöhnen riss sie aus ihren Gedanken: »Ach kommt schon Mädels, ihr wollt mir verarschen, oder? Es kann doch nicht sein, dass alle Duschen besetzt sind?!« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Und das um sieben Uhr früh, verdammt!«
Sofia konnte sich eine schnippische Anmerkung nicht verkneifen: » Verarschen?! Für einen Sklaven ist das aber eine ganz schön unfeine Wortwahl. Ist das überhaupt erlaubt, soweit ich … «
Sie redete nicht weiter, denn sein Blick, der sie förmlich durchbohrte, war furchterregend. Und auch die Mädchen, die schon angefangen hatten, zu kichern, verstummten
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