Die Entfuehrung der Wochentage
unbekannt.
Seufzend und ein wenig enttäuscht, Tristans Hände nicht mehr auf ihrem Körper zu spüren, spülte sie den Schaum von ihrer Haut und aus den Haaren. Als sie alles entfernt hatte, stand sie zitternd und ratlos in der Duschkabine.
Als sie angestrengt lauschte, ertönte Tristans dunkle Stimme, die inzwischen einen leicht ärgerlichen Unterton angenommen hatte. Um was es auch immer ging, die zwei Männer schienen nicht einer Meinung.
Bibbernd beschloss Sofia nach weiteren, verstrichenen Minuten, in denen sie gewartet und gefroren hatte, die Dusche zu verlassen, obwohl der Sklave ihr gegenteiliges befohlen hatte.
Sie schnappte sich ein Handtuch, rubbelte ihre Haut trocken und wickelte es schließlich um ihren Körper. Neugierig schlich sie auf den Flur hinaus und ging in die Küche. Erschrocken stellte sie fest, dass die Küche von zwei Seiten begehbar war, denn eine weitere Tür, die nur angelehnt war, führte direkt zum Wohnzimmer, aus dem Gesprächsfetzen zu ihr drangen. Tristan und der Unbekannte mussten also in diesem Zimmer sitzen.
Sie wollte im ersten Impuls umkehren, besann sich dann aber eines Besseren, denn sie hatte schrecklichen Durst und der Kühlschrank stand in einer Ecke, in der sie nicht am Türspalt vorbeihuschen musste. Die Gefahr entdeckt zu werden, war somit gering.
Sie drippelte auf leisen Sohlen zu diesem und öffnete möglichst lautlos die Tür. Sie griff zu der Wasserflasche und setzte sie an ihre Lippen. Ohne zu zögern, nahm sie einen kräftigen Schluck und hätte beinahe lauthals gehustet. Nur mit großer Mühe zwang sie die eklige Flüssigkeit hinunter und unterdrückte einen Würgereiz. Angeekelt leckte sie sich über die Lippen. Wodka in einer Wasserflasche! Tristan war wirklich ein Spinner!
Aus dem Nebenzimmer erschollen Schritte und sie erstarrte mitten in der Bewegung. Hoffentlich hatte sie niemand gehört, aber die Schritte entfernten sich und sie atmete erleichtert auf. Sie wollte gerade zurück auf den Flur, als ihr Blick auf eine Tablettenschachtel fiel, die auf dem Küchentisch lag. Interessiert betrachtete sie den Inhalt der Pappschachtel auf der „Valium“ stand.
Sie presste nachdenklich die Lippen aufeinander. Vielleicht sollte sie doch einen Fluchtversuch wagen? Ein betäubter Tristan war nicht in der Lage, Alarm zu geben. Es schien ihr beinahe wie ein Zeichen. Mit bebenden Fingern drückte sie ein paar Pillen aus der Verpackung heraus und überflog die Gebrauchsanweisung. Sicherheitshalber nahm sie die dreifache Menge und zerdrückte die Tabletten mit ihrem Handballen auf dem Küchentisch, dann wischte sie das Pulver von der Platte und ließ es andächtig in die Wodka-Wasserflasche rieseln. Sie schüttelte das Glasbehältnis und stellte sie hektisch in den Kühlschrank zurück, als sie eine Tür zuschlagen und Tristans Schritte näher kommen hörte.
Sie stürmte mit klopfendem Herzen ins Bad zurück und setzte sich auf den Rand der angrenzenden Badewanne. Es war nicht leicht, eine unschuldige Miene zu machen, als er hereintrat und sie lobte: »Ah, schön, du bist fertig.«
Sie nickte, strich sich betont verlegen die nassen Haarsträhnen hinters Ohr und wisperte: »Kann ich jetzt etwas zu trinken haben? Oder …« Sie brach absichtlich mitten im Satz ab und senkte gespielt schüchtern ihre Augenlider. »Frühstücken wir zusammen? Ich fühle mich so einsam …«
Tristan wirkte verdattert, aber er rang sich ein Schulterzucken und eine knappe Antwort ab, die Sofia innerlich jubilieren ließ: »Ich mach dir einen Kaffee, mehr gibt’s nicht!«
Er führte sie in die Küche, platzierte sie auf dem Küchenstuhl und nahm mit einer schnellen, unauffälligen Handbewegung die Schachtel vom Tisch, dann hantierte er an der Kaffeemaschine und holte zwei Tassen aus einem Hängeschrank heraus. Bei dem Anblick der zweiten Tasse sanken Sofias Hoffnung und Laune rapide. Er würde doch nicht nur einen Kaffee trinken wollen, oder? Sie musste sich beherrschen, dass man ihr die Enttäuschung nicht ansah, als er die heiße, dunkle Flüssigkeit aus dem Automaten in die Becher füllte und ihr einen davon reichte.
»Danke«, murmelte sie und er musste die Ernüchterung in ihrer Stimme gehört haben, denn er zog fragend die Augenbrauen hoch. »Was hast du erwartet? Dass ich dir ein Gourmet-Frühstück serviere?«
»Nein«, erwiderte sie kleinlaut und nippte an dem Heißgetränk.
Er ging zum Schrank zurück und holte zwei Gläser heraus. »O-Saft?«
»Ja.«
Er öffnete den
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