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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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Tabletten artig und schluckte sie hinunter. Sie ließ sich ebenfalls anstandslos zurück auf die Matratze sinken und wich auch nicht zurück, als er sich wieder zu ihr legte und murmelte: »Versuch, noch ein paar Stunden zu schlafen, es ist erst vier Uhr morgens.«
    Sie nickte nur erschöpft und er lehnte seinen Kopf gegen ihren Rücken. Verdammt, sie kam ihm so unendlich vertraut vor.

Zuckerbrot
    Sofia wollte ihre Augenlider nicht öffnen, denn bevor sie überhaupt vollständig erwachen konnte, überrollte sie der Schmerz, der nicht abebben wollte.
    Mit einem Stöhnen auf den Lippen gab sie dem Drängen ihres Körpers nach und änderte ihre Position, was ihr jedoch kaum Erleichterung verschaffte. Sie drehte sich auf die linke Seite, doch ihre Schulter, auf der nun ihr Gewicht ruhte, meldete sich sofort mit einem heftigen Pochen. Da ihr Rücken die Striemen trug und nicht weniger dagegen protestierte, als sie sich rücklings auf die Matratze sinken ließ, setzte sie sich schlussendlich auf. An Schlaf war nicht mehr zu denken.
    Sie rieb sich müde die Augen und drehte dann verwundert ihren Hals. Wo war sie denn hier? Ihr Blick wanderte zu dem Mann hin, der an einem schmalen Klapptisch saß und dessen Gesicht hinter dem Bildschirm verborgen lag. Sowohl die Qualität des Holztisches als auch die Kabel, die quer durch das Zimmer verlegt worden waren, verrieten Sofia, dass es sich um einen improvisierten Arbeitsplatz handeln musste. Der Mann war wohl ihr Bewacher, der sich die Wartezeit mit seinem Computer vertrieb.
    Sie schwang behutsam ihre Beine über die Bettkannte und verharrte einen Augenblick regungslos, bis die Schmerzen, die sich tief in ihre Eingeweide bohrten, nachließen. Sie holte Luft und probierte, das Brennen weg zu meditieren, aber sie scheiterte. Mental Stärke war nie ihr Spezialgebiet gewesen. Stöhnend wackelte sie mit ihren Beinen und belastete sie probeweise.
    Hinter dem Schreibtisch entstand Unruhe. Ein Kopf schaute an dem Rand des Screens vorbei und zu ihrem Erstaunen erschien Tom van Darksons Gesicht. »Wohin willst du?« Seine Frage klang ehrlich überrascht, nicht böse, was Sofia vollends durcheinander brachte.
    »Ich will auf Toilette, falls ich darf?«, brachte sie schüchtern ihr Anliegen hervor.
    Sie hörte, wie er den Stuhl zurückschob und aufstand, mit einem entwaffnenden Lächeln stützte er sich mit den Händen auf dem Klapptisch ab, während er seinen Oberkörper nach vorne neigte, um sie besser sehen zu können. »Und du weißt, wo das Bad ist?«
    Eine gute Frage, auf die sie keine Antwort fand. »Nein«, erwiderte sie kleinlaut und kauerte sich zusammen, um ihm möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, falls er ihr einen erneuten Fluchtversuch unterstellen wollte. Aber nichts dergleichen geschah. Er wurde weder verbal ausfällig noch handgreiflich, sondern blieb einfach beim Tisch stehen und machte eine richtungsweisende Kopfbewegung. »Immer den Gang entlang, am Ende ist das Bad.«
    Sie starrte fassungslos in seine unbewegte Miene, als sie langsam aufstand und an ihm vorbeischlich. Er folgte ihr nicht, wie sie es erwartet hatte, sondern nahm wieder auf dem Stuhl Platz und vertiefte sich in die Dokumente, die auf seinem Bildschirm flimmerten.
    Ratlos, was er mit seinem seltsamen Verhalten bezweckte, tapste sie den Flur entlang. Sie drehte sich mehrmals misstrauisch um, aber er schenkte ihre keinerlei Beachtung, sondern widmete sich mit stoischer Gelassenheit seiner Arbeit. Kein Schulterblick seinerseits, ob sie wirklich ins Bad ging oder in einem anderen Zimmer verschwand. Sie verstand die Welt nicht mehr.
    Sie vermutete relativ schnell, dass die Eingangstür verschlossen war und er sich daher keine Sorgen machte, ob sie das tat, was sie vorgab zu tun.
    Sofia huschte an der massiven Wohnungstür vorbei. Ein metallisches Glitzern erregte ihre Aufmerksamkeit, und als sie Näher kam, konnte sie einen Schlüssel im Schloss stecken sehen. Ihr fiel die Kinnlade herunter, als ihr die Bedeutung dieses kleinen Metallstücks bewusst wurde. Die Tür war nicht gesichert, sie konnte sie jederzeit aufsperren und verschwinden. Sie warf einen unsicheren Blick in den Gang hinunter, Tom van Darkson saß ihr mit dem Rücken zugewandt vor dem Computer und tippte eifrig. Seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich seiner Arbeit und nicht ihr.
    Jetzt wollte sie Gewissheit haben! Mit zittrigen Fingern drehte sie den Schlüssel im Schloss herum und die Tür sprang mit einem leisen Klacken auf.
    Sie

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